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Die Motorradmarke Ducati | Bildquelle: FAZRY ISMAIL/EPA-EFE/REX

VW-Marke Ducati will durchstarten

Höherer Marktanteil als Ziel

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Die besten Zeiten für Ducati im Rennsport sind zwar vorbei. Aber noch immer hat die Motorradschmiede viele Fans. Sie gilt als italienische Ikone auf zwei Rädern. Seit 2012 gehört Ducati zu Audi. Beide Marken sollen jetzt stärker voneinander profitieren.

Mit ihrer knallroten Farbe fallen die PS-Renner aus Bologna auf Straßen und Autobahnen stets auf. Dabei war das 1926 von Adriano und Marcello Ducati gegründete Familienunternehmen ursprünglich gar kein Motorradbauer. Die Firma stellte jahrelang Radioteile, Filmprojektoren, Fotokameras und Rechenmaschinen her. Erst als eine Bombe der Alliierten das Firmengelände zerstörte, richtete sich Ducati neu aus – und mutierte zum Motorradhersteller.

Am Anfang war das Hündchen...

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Ducati Cuccilio

Nach der Verstaatlichung 1945 wurde das erste motorisierte Zweirad in Bologna gefertigt, der Cucciolo (Hündchen). Mit 48 ccm Hubraum und 1,5 PS war das Fahrzeug aber eher ein Moped als ein echtes Motorrad. Der Cucciolo, der den Namen wegen seines bellenden Motorenklangs erhielt, wurde zum Verkaufsschlager. Rund eine Million Stück wurden verkauft.

In den 60er Jahren fertigte Ducati dann die ersten kleinen Motorräder wie den Scrambler 200 und den Mark 3D, der auf der neuen Desmodromik-Technik beruhte. In den 70er Jahren folgten die Einzylindermodelle, mit denen Ducati im Rennsport für Furore sorgte. Ende der 1980er Jahre rollten die Italiener mit dem Zweizylinder-Modell Ducati 851 die Superbike-Rennklasse auf. Weitere Erfolgsmodelle waren der Ducati 916 und der luftgekühlte Ducati Monster. Mehrfach wechselte das Unternehmen den Eigentümer. 1985 übernahm der Zweiradhersteller Cagiva Ducati und ging elf Jahre später pleite. Die Marke Ducati wurde von der Texas Pacific Group gekauft und schließlich an die italienische Investindustrial 2005 weitergereicht.

Seit 2012 Teil des VW-Markenimperiums

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Ducati am Meer

2012 kam die italienische Kultmarke in deutsche Hände. Sie wurde von der VW-Tochter Audi übernommen und ist seither die zwölfte Marke im VW-Imperium. Immer wieder hatte der damalige Aufsichtsratschef Ferdinand Piech von Ducati geschwärmt – und den Audi-Vorstand dazu gedrängt, die Marke zu kaufen. Experten bezweifelten damals den strategischen Sinn der Übernahme.

Bis heute fristet die zwölfte VW-Marke ein Nischendasein. Nach dem Dieselskandal gab es zeitweise Gerüchte, dass die roten Motorräder wieder auf der Verkaufsliste stehen. Die Wolfsburger dementierten. Ende 2017 beendete der damalige Audi-Chef Rupert Stadler die Spekulationen und versicherte, dass "Ducati zur Audi-Familie" gehört.

Tatsächlich kommt die Integration des "Audi auf zwei Rädern" gut voran, betonen die Italiener. Bei Finanzen und in der Verwaltung arbeiten die Firmen eng zusammen. Beim Vertrieb nutzt Ducati das Audi-Netzwerk in Ländern wie China oder Brasilien.

Höherer Marktanteil in Deutschland als Ziel

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Ducati 1299 Panigale S

Nun wollen die Italiener auch in Deutschland durchstarten und noch mehr Synergien mit Audi heben. Ende des vergangenen Jahres eröffnete Ducati einen Flagship-Store in Ingolstadt. Vorstandschef Claudio Domenicali peilt einen zweistelligen Marktanteil in Deutschland an. Derzeit liege der Anteil hierzulande bei fünf Prozent, sagt Domenicali. "Wer ein 'Ducasti' ist, bewertet die Marke sehr positiv." Wer nicht bei Ducati sei, habe Zweifel. Zwar gelte die Marke als sexy, aber wecke kein hohes Vertrauen.

Vor allem bei der Vernetzung sieht die Kultmarke Nachholbedarf - und setzt auf die Hilfe von Audi. Mit Bosch entwickelt Ducati nun ein System, das den Motorradfahrer vor toten Winkeln, möglichen Kollisionen und anderen Gefahren warnen soll. Daten des Motorrads sollen in Echtzeit per Cloud an Ducati oder an eine Garage übermittelt werden.

Nächstes Jahr kommt der E-Ducati

Auch in Sachen Elektromobilität wollen die Italiener bald voranpreschen. 2021 soll der erste E-Ducati auf den Markt kommen. Wie das Beispiel von Harley-Davidson zeigt, tut sich die Branche aber noch schwer mit Elektro-Motorrädern. Bei einem Elektroauto könnten die Batterien tief sitzen und beeinträchtigten nicht das Fahrerlebnis, sagt Ducati-Chef Domenicali. Bei einem Motorrad hingegen sei es schwerer, die Batterien tief zu verbauen.

Noch läuft es ganz gut für Ducati. Das Unternehmen setzt alljährlich gut 50.000 Maschinen ab - und trotzt der harten Konkurrenz aus Japan. Schärfere Klimavorschriften und veränderte Fahrgewohnheiten könnten aber die Motorradbranche schneller unter Druck setzen als man denkt. Muss sich Ducati morgen ein drittes Mal neu erfinden?

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Ducati
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Ducati
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Ducati Scrambler Cafe Racer
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Ducati Multistrada 1260 S Grand Tour
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Ducati Paginale V2
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Ducati Paginale V4
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Ducati Monster 797
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Ducati Hypermotard 950
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Ducati Supersport S

Quelle: boerse.ard.de