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Open RAN von Nokia bei AT&T(Bild: AT&T)

Open-Source-Mobilfunk ist nicht umweltfreundlich

Ein Experte von Huawei hält verständlicherweise wenig von Open RAN im Mobilfunk, was Virtualisierung, White-Box-Hardware und Open-Source-Software bedeutet. Doch er kann Fakten nennen, darunter den hohen Energiebedarf.

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Während O-RAN/vRAN-Ansätze im Prinzip sinnvoll seien, sei die Komplettumstellung für landesweite Netze noch nicht lohnend. Das erklärte Michael Lemke, Senior Technology Principal bei Huawei Technologies Deutschland, in einem Beitrag, der Golem.de vorliegt. "So gibt es in der Praxis steigende Herausforderungen bei der Energieeffizienz: Strahlformende Antennen, die die leistungsfähigste 5G-Implementierung ermöglichen, brauchen höchste Rechenleistungen im RAN für die Echtzeit-Signalverarbeitung, die durch IT-Standardprodukte nicht effizient zur Verfügung gestellt werden können", sagte Lemke. Die Chips von Huawei hierzu sind auf dem freien Markt nicht erhältlich, sondern nur als Teil ihrer Mobilfunkprodukte für das Radio Access Network (RAN).

Die Integration der verschiedenen Komponenten von vielen Anbietern sei zudem sehr komplex, was hohe Kosten erfordere, erklärte Lemke. Der neue Ansatz benötige zudem leistungsstarke Transportnetze, einschließlich einer flächendeckenden Glasfaserversorgung für alle, auch der neuen Antennenstandorte. "Dies ist in Deutschland bisher noch nicht der Fall", betonte Lemke. Beispielsweise bei RAN-Ressourcen-Management-Funktionen seien die neuen Ansätze dagegen zweckmäßig.

Um Netzdienste flexibler zu produzieren und die Einkaufskosten für die einzelnen Komponenten zu senken, setzten Netzbetreiber bei Hard- und Software verstärkt auf Standardkomponenten, um Netzsteuer- und Datenweiterleitungsfunktionen zu entkoppeln, erklärte Lemke.

Das 5G-Slicing, das mehrere Subnetze auf einer Hard-und Softwareplattform bereitstellt, basiert auf den Prinzipien der Virtualisierung. Vor diesem Hintergrund werden auch zunehmend Ansätze wie Open-RAN (ORAN) und virtualisiertes RAN (vRAN) in Zusammenhang mit 5G diskutiert. "ORAN, das weitere RAN-Subschnittstellen öffnen möchte, und vRAN-Ansätze verfolgen das Ziel, den beschriebenen Trend der Virtualisierung vom Core auf das RAN zu übertragen", sagte Lemke.

Open RAN bedeutet virtualisierte Netzwerkelemente, White-Box-Hardware, Open-Source-Software und standardisierte Schnittstellen. Auf proprietäre Chips soll weitgehend verzichtet werden. Während Ericsson und Nokia zumindest offiziell ORAN unterstützen, kommen alle großen ORAN-Anbieter aus den USA, die Regierung will die Technologie auch gegen Huawei in Stellung bringen. Tatsächlich wäre es für Huawei, Nokia, Ericsson und alle anderen das Ende ihres bisherigen Geschäftsmodells, wenn sich ORAN bei der Netzausrüstung wirklich durchsetzen würde.