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Foto: Carsten K. Rath
Guter Rat(h) für Ihren Urlaub

Service-Albtraumim Alpenraum

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Postkartentaugliches Alpenidyll, die IV. Olympischen Winterspiele mit Teilnehmern aus 28 Staaten und natürlich das Zugspitzplateau samt Deutschlands höchstem Berg – das oberbayerische Garmisch-Partenkirchen ist der deutsche Wintersport-Ort schlechthin.

Perfekt für einen sportlichen Skiaufenthalt also – theoretisch. Dass sich im Tal nicht alle so galant wie auf der Piste bewegen, erlebt BILD Hotel- und Service-Experte Carsten K. Rath, als er im Hotel Reindl’s Partenkirchner Hof eincheckt.

Ein Ort spektakulärer Events

Wer den Spuren großer Wintersportlegenden ganz nah kommen will, der fährt an Garmisch-Partenkirchen nicht vorbei. Garmisch und Partenkirchen wuchsen 1936 nicht nur durch die Olympischen Winterspiele zusammen, sondern rückte auch ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Der Kurort begeistert heute noch jedes Jahr Sportinteressierte aus aller Welt. Neben dem Naturschauspiel ziehen spektakuläre Events wie das Kandahar-Rennen oder die Vierschanzentournee das Publikum an. Die offiziell titulierte „Sportliche Gemeinde“ muss ihren Gästen also ein entsprechendes Ambiente aus Tradition und sportlicher Innovationskultur bieten.

Ob sich der Anspruch an den Bergsportort auch in einem Hotelkonzept umsetzen lässt, habe ich im Hotel Reindl’s Partenkirchner Hof erfahren.

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Außenansicht des Hotel Reindl’s Patenkirchner HofFoto: Carsten K. Rath

Das familiengeführte Hotel besteht aus drei Häusern: dem Haupthaus, dem direkt damit verbundenen Haus Alpspitz sowie dem angrenzenden Haus Wetterstein. Familie Cholewa erbaute das Haupthaus, den Partenkirchner Hof, 1911 als eines der modernsten Hotels der Welt.

Familiengeführt in dritter Generation

Familie Reindl übernahm das Hotel pünktlich zu den Olympischen Winterspielen 1936 und wurde durch den damaligen Medienrummel und den damit verbundenen Glanz mit ihrem Hotel berühmt. Heute führt Marianne Holzinger gemeinsam mit ihrem Mann Reindl’s Partenkirchner Hof in dritter Generation. Vier Sterne und das Versprechen „gehobener bayerischer Tradition mit charmanter Gastlichkeit“ wirken vielversprechend.

Perfekte Lage

Die Lage ist absolut sterneverdächtig: Zentral gelegen im Herzen von Garmisch-Partenkirchen erblickt der Gast bereits bei seiner Ankunft das aktuell von Schnee eingezuckerte, majestätische Zugspitzmassiv.

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Atemberaubend: der Blick aufs ZugspitzmassivFoto: Carsten K. Rath

Die Bayerische Zugspitzbahn ist nur wenige Gehminuten entfernt. Das Skigebiet „Garmisch-Classic“ umfasst die miteinander verbundenen Wintersport- und Erholungsregionen Alpspitze, Kreuzeck und Hausberg. Auf 40 Pistenkilometern und vier beschneiten Talabfahrten findet jeder Wintersportler seine geeignete Powderspur. Auch ich teste die Schneequalität ausgiebig. Meine Skilehrerin Trixi fordert mich sehr, bleibt aber geduldig und vor allem herzlich in ihrer Haltung.

Schon lange im Winterschlaf – der Service

Der erste Eindruck holt mich auf den gefrorenen Boden der Tatsachen zurück. Professionell, aber für ein familiengeführtes Hotel überraschend unterkühlt begrüßt mich der Rezeptionist mit den Standardfragen nach Anreise und Tiefgaragenstellplatz. Ohne meine Antwort abzuwarten, bekomme ich den auswendig gelernten Servicekatalog präsentiert: Saunaöffnungszeiten, Frühstücksbüfett, Baröffnung und weitere Services – entweder ich verdaue die Optionen sofort in einem Stück oder gar nicht. Keine Zeit für mein persönliches Tempo oder gar ein individuelles Ankommen.

Die hochgepriesene, charmante Gastfreundlichkeit vermisse ich auch bei meiner folgenden Begegnung. Ein Herr meines Alters erklärt mir unhöflich, wortkarg und für mich unverständlich den Weg zur Mietwagenabgabe mit „links, rechts, dann der Hauptstraße folgen“. Nach nochmaliger Nachfrage stürmt er aus dem Hinterzimmer in die angedeutete Richtung. Dass er mich vergessen hat mitzunehmen, ignoriere ich tolerant und laufe treu hinterher. Vorgestellt hat er sich übrigens nie. War das vielleicht der Herr des Hauses? Freundlich geht jedenfalls anders.

80er-Jahre-Alpenromantik im Energiesparmodus

Früher war alles besser – was diese Floskel bedeutet, zeigt das Hotel eindrucksvoll. Die nicht funktionierende, da nicht leuchtende, lieblos angebrachte Außendekoration gibt einen ersten Vorgeschmack auf das Innere des Hauses: Es wird düster.

Die verwinkelten, dunklen Gänge treppauf, treppab erschweren den Weg zum Hotelzimmer. Vielleicht soll sich der Gast auch langsam an das gewöhnen, was ihn erwartet. Mein Zimmer liegt über zwei Etagen und drei Treppen sehr versteckt und ist eine der wenigen Bleiben ohne Balkon, wie ich erfahre. Auf diese Information hätte ich gern verzichtet. Immerhin bringt mir mein auskunftsfreudiger Gepäckwagen, so bezeichnet sich der Naturbursche mittleren Alters scherzhaft selbst, meine drei Koffer schnell zu meinem Zimmer.

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Blick ins RestaurantFoto: Carsten K. Rath

Vom Luxus vergangener Tage fehlt jede Spur: Mein Zimmer ist zwar sauber und gut in Schuss. Stil und Eleganz sind nur leider in die Jahre gekommen. Was in den 80ern noch topmodern war, ist heute bestenfalls geschmacklos. Dass hier etwas nicht passt, haben auch die Kleiderbügel erkannt: Sie wollen nur mit Gewalt auf die Kleiderstange des Eiche-Furnier-Schranks passen. Highlight der Geschmacklosigkeit neben dem braunrot-gepunkteten Teppich ist ein stummer Diener, der einen Zweitjob als Bügelbrett einnimmt.

Einzig die eingerichtete Nische am Fenster mit Arbeitstisch, Sitzgarnitur und kleinem Beistelltisch bringt einen zaghaften Hauch von gemütlichem Landhausstil in das sonst sehr dunkle Zimmer. Sieht man von dem roten Blockstreifenüberzug des Sofas einmal ab.

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Dem Hotel Reindl’s Partenkirchner Hof fehlt es neben Stil auch an Licht-Energie und Shampoo. Ein Bewegungsmelder im Bad fordert den sehr sportlichen Dusch-Gast, der auch fernab der Piste nach persönlichen Bestzeiten strebt. Wer zu langsam duscht, tappt eben im Dunkeln.

Licht scheint ein ernst zu nehmendes Thema des Hauses zu sein. So knipst der Service-Mitarbeiter auch nur nach mehrmaliger Nachfrage die Deckenbeleuchtung im Nymphenburger Zimmer an, welches direkt an die Hotelbar angrenzt.

Frühmorgens nicht alle Tassen im Schrank

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Frühstücks-ArrangementFoto: Carsten K. Rath

Beim Frühstück hätte ich mir mehr Liebe und vor allem viel mehr Auswahl gewünscht, vielleicht sogar für ein Vier-Sterne-Hotel zeitgemäße Toppings. Für meinen Tee bekomme ich trotz freundlicher Bitte keine größere Tasse. Die würde es hier nicht geben. Auch ein Cappuccino mit nur halb so viel Milch liegt außerhalb des Möglichen. Angeschlagenes Porzellan rundet den insgesamt bröckelnden Eindruck sehr passend ab.

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Einige Porzellanschalen sind angeschlagenFoto: Carsten K. Rath

Wellness-Oase lässt Gäste kalt

Ein heißes Dampfbad, eine Sauna oder ein individuelles Duscherlebnis – Wellness gehört nach einem aktiven Skitag zum guten Ton. Reindl’s Wellness-Oase wartet zwar mit moderner Bio-Sauna, Bayerischer Schwitzstube und Blüten-Dampfbad auf. Zumindest der anschauliche Prospekt macht Lust auf ausgedehnte Entspannungsrituale. Allerdings muss der Gast dafür zum richtigen Zeitpunkt an einen serviceorientierten Mitarbeiter geraten. Außerhalb der streng getakteten Einheizzeiten und vor allem bei wenig Betrieb bleiben in der Schwitzstube alle Poren trocken.

Fazit – winterlich kalt

Am vorletzten Tag wird der Service etwas freundlicher. Ich bekomme ausgedruckte Dokumente direkt aufs Zimmer geliefert, kann sogar meine Skier an der Rezeption abgeben. Die Sauna wird letztlich doch außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten für mich erhitzt.

Der Abschied bleibt bittersüß: Ein Glas hausgemachte Marmelade und ein Discount von 30 Euro pro Nacht vertuschen die fehlende Herzlichkeit nur kläglich. Niemanden interessiert es, wie es mir gefallen hat. Niemand fragt mich, ob ich wiederkomme. Immerhin bleiben die Mitarbeiter ihrem Umgangston fast unangefochten treu.

Das Hotel Reindl’s Partenkirchner Hof ist ein Drei-Sterne Hotel, das sich aus meiner Sicht zu Unrecht mit den fremden Federn einer Vier-Sterne-Location des Dehoga schmückt. Im hauseigenen Flyer stehen sogar noch fünf Sterne. So ganz sicher scheinen sich die Eigentümer also auch nicht mehr zu sein.

Selbst das beeindruckende Zugspitzpanorama wertet den längst verloren gegangen Charme alter Zeiten leider nicht mehr auf. Es fehlt an Schwung, an Sportlichkeit und vor allem am sonst so herzlich bayerischem Stil.

Die Wertung auf der Travelgrand-Skala:
1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

*Der Autor

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Carsten K. RathFoto: Andor Schlegel

Der Entrepreneur Carsten K. Rath ist Vortragsredner und Coach zu den Themen Service-Excellence und Leadership. Als Managementberater gibt er Unternehmen jeder Größenordnung Impulse für Kundenbegeisterung und zukunftsfähige Managementkonzepte. Leidenschaftlich vermittelt er sein Wissen zudem als Hochschuldozent unter anderem an der Hochschule Fresenius in Hamburg. Mit Travelgrand.de, seinem Luxus-Onlinemagazin für Reise und Lifestyle, sowie seinen Kolumnen bei „Handelsblatt“, „Bilanz“, „Focus“, BILD und anderen gehört er zu den führenden Service- und Reiseexperten in der deutschsprachigen Medienlandschaft. Das „Handelsblatt“ nennt ihn „THE international Service-Excellence authority“, für n-tv ist er „der Service-Experte Nummer eins im deutschsprachigen Raum“.

Carsten K. Rath finanziert die Reisen, über die er in dieser Kolumne berichtet, selbst. Unbeeinflusst von Dritten schildert er seine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen als Reisender in eigener Sache.