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"28 Weeks Later" mit u.a. Jeremy Renner spielt in einem Großbritannien, das mit den garstigen Spätfolgen einer Epidemie ringt. Twentieth Century Fox

Achtung, ansteckend: Epidemie-Horror auf Netflix, Amazon und Co.

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Seit Wochen hält das Coronavirus die Welt in Atem. Epidemien wie diese befeuern die Fantasie der Filmemacher – meist eher in grauenerregende Richtungen, wie ein Wust von viralen Horrorfilmen belegt. Fünf Empfehlungen.

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28 Weeks Later

Von Juan Carlos Fresnadillo, 2007
Zu sehen auf Netflix

Der Filmstatistik-Blogger Stephen Follows untersuchte neulich die Auswirkungen des Coronavirus auf das (Suchmaschinen-)Interesse an Filmen über ansteckende Krankheiten – und stellte wenig überraschend fest, dass es in letzter Zeit stark zugenommen hat. Wobei man sich fragt, was die gesteigerte Neugier antreibt: Reine Angstlust oder das Bedürfnis nach instruktivem Anschauungsmaterial für den Ernstfall? Jedenfalls sind Filme, die versuchen, Seuchen-Szenarien mit Realismusanspruch zu dramatisieren, eher rar gesät. Musterbeispiele wie „Contagion“, „The Andromeda Strain“ oder das jugoslawische Pocken-Drama „Variola Vera“ fehlen im Streaming-Pool.

Umso weiter verbreitet sind Streifen, die den Ausnahmezustand in (Horror-)Genre-Form auskosten. „Infizierte“ (sprich: Zombies) bilden dabei das beliebteste Schrecksymbol, ob ihr Erreger nun von einem böswilligen Konzern entwickelt wurde („Resident Evil“, Netflix) oder tollwütigen Affen entsprang, wie in „28 Days Later“ (Netflix). Dessen Fortsetzung „28 Weeks Later“ wird unterschätzt: Der spanische Regisseur Juan Carlos Fresnadillo setzt nach der Eindämmung der Katastrophe an und imaginiert ein von der NATO kontrolliertes Großbritannien, dass mit garstigen Spätfolgen ringt. (and)

 

Pontypool

Von Bruce McDonald, 2008
Zu sehen auf Amazon

Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion, Lebensmittelinfektion: Es gibt so viele Übertragungswege! Da kann einem richtig bange werden. Zum Glück kann man sich impfen lassen, einmummeln, im trauten Heim verstecken. Doch was tun, wenn ein Virus Fortpflanzungsrouten beschreitet, die das Stoffliche überspringen? Wenn er sich in der Sprache einnistet, Wörter besetzt, die Vokabel-Zentralen des menschlichen Verstands attackiert? Genau das passiert in „Pontypool“, einem herben Kammerspiel des kanadischen Regie-Exzentrikers Bruce McDonald: Der wohl einzige Horrorfilm, der Roland Barthes zitiert. Stephen McHattie gibt darin einen bärbeißigen Radiomoderator, der im Zuge seiner Live-Show Audio-Zeuge einer gemeingefährlichen Psychose wird, die sich rasend schnell vermehrt – über vergiftete Verbalfragmente. Nun ist linguistisches Gespür gefragt. (and)

 

It Comes At Night

Von Trey Edward Shults, 2017
Zu sehen auf Netflix

Die meisten Pandemie-Horrorfilme beschäftigen sich mit dem Chaos des Ausbruchs, schildern, wie unsere Zivilisation aus dem Leim geht. „It Comes at Night“ hingegen fokussiert den Versuch, sie zu wahren – und seziert die heimtückischen Subversionskräfte von Angst und Argwohn. Eingebunkert in einem Waldhaus müht sich eine Familie um Alltag und Zusammenhalt. Als streunende Überlebende bei ihnen Unterschlupf suchen, kippt Wohlwollen schnell in toxisches Misstrauen. US-Regiehoffnung Trey Edward Shults taucht sein postapokalyptisches Drama in dräuende Düsternis – strebt aber nach emotionalem Gewicht. (and)

 

The Girl With All The Gifts

Von Colm McCarthy, 2016
Zu sehen auf Sky

Das Naturell einer Gesellschaft lässt sich auch daran bemessen, wie sie im Massenerkrankungsfall mit betroffenen Patienten umgeht. Werden sie wegisoliert, geächtet, scheel beäugt – oder sucht man ihre Umwelt-Anbindung aufrecht zu erhalten? „The Girl with All the Gifts“ verhandelt dieses Dilemma im Monsterfilm-Kontext: Die Menschheit ist von einem Killerpilz kontaminiert, der mörderische „Hungries“ produziert. Nur nachgeborene Kinder bleiben vernunftfähig. Eine Wissenschaftlerin (Gemma Arterton) sieht sie als Zukunftsfundament – im Unterschied zu skeptischen Militärs. Ein blutiges Plädoyer für Optimismus. (and)

 

The Bay

Von Barry Levinson, 2012
Zu sehen auf Amazon

Erst lacht sie in die Kamera, die „Miss Krustentier“, mit einer glitzernden Krabbe am Kopf – dann liegt sie auf der Straße, mit grässlichen Pusteln auf der Haut und aufgefressen von innen. Es sind Bilder wie aus einem Infektiologie-Magazin der Hölle, die in „The Bay“ zu sehen sind, aufgenommen mit wackeligen Handykameras. Im pseudo-dokumentarischen Found-Footage-Stil erzählt dieser Horrorfilm von Barry Levinson („Rain Man“) weniger, wie sich eine Seuche im fiktiven US-Küstenort Claridge, Maryland ausbreitet, sondern mehr darüber, was von der Epidemie übrig bleibt: Aus dem Meer geborgene Speicherkarten, das Urlaubsvideo eines jungen Paares am Boot, panische Skype-Hilferufe, die Telefonkonferenzen einer überforderten Seuchenschutzbehörde, die tölpelhaften Aufnahmen einer lokalen TV-Reporterin.

Material, das – so die Filmprämisse – keiner sehen soll; die Behörden halten den Vorfall, der mit durch Meeresverschmutzung mutierten Parasiten zu tun hat und den ohnehin nur wenige überlebt haben, unter Verschluss. Eine atmosphärische Schilderung der Panik – nur die schlechte deutsche Synchronisierung nervt, eine englische Fassung stellt Amazon nicht bereit. (kanu)

 

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