Werner Hansch vor Bundesliga-Comeback bei DAZN: "Das wird eine spannende Nummer"
Werner Hansch ist zurück auf der großen Fußball-Bühne – zumindest für ein Spiel. Der 81-Jährige kommentiert die Partie zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt für DAZN. Mit dem SPORTBUZZER spricht die Kommentatoren-Legende über ihr kleines Comeback.
by René WenzelNach Fritz von Thurn und Taxis und Manni Breuckmann feiert auch Reporter-Legende Werner Hansch seine Rückkehr als Kommentator. Für den Streamingdienst DAZN sitzt der 81-Jährige am Freitagabend bei der Partie Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt am Mikrofon. Im SPORTBUZZER-Interview spricht der 81-Jährige über sein Comeback, Sprüche-Klassiker und den größten Moment seiner Karriere.
SPORTBUZZER: Herr Hansch, wer ist eigentlich die aktuelle „Startnummer eins“ bei Borussia Dortmund?
Werner Hansch (81): (lacht) Der Roman Bürki natürlich, ein fantastischer Mann. Nur, was soll er bei der Abwehr machen? Da ist schon länger eine nicht vorhandene Konzentration zu sehen. Bürki hat in mehreren Spielen für die Borussia schon Punkte gerettet. An dem ist überhaupt kein Tadel.
Ihr Spruch vor ihrem ersten Heimspiel als Stadionsprecher auf Schalke ging in die Geschichte ein. Am 24. Februar 1973 kündigten Sie den Schalker Torhüter Norbert Nigbur „mit der Startnummer eins“ an. Werden Sie darauf heute noch oft angesprochen?
Natürlich. Das Verrückte daran war ja, dass ich damals von einem Freund gezwungen worden bin, ihn dort als Stadionsprecher zu vertreten. Ich war 35 Jahre alt und hatte zuvor noch nie ein Bundesliga-Spiel gesehen – das war das Merkwürdige daran. Wenn mir damals einer gesagt hätte, dass ich Sportreporter mit dem Schwerpunkt Fußball werde, hätte ich ihm an die Stirn geklopft und gefragt: Bist du verrückt?
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Wie sahen sonst Ihre Pläne aus?
Ich habe in einem zweiten Studium Politik und Soziologie studiert. Ich habe einen wunderbaren Titel, den ich aber nie benutze – Diplom-Sozialwissenschaftler. Und dann wollte ich ein politischer Redakteur werden. Das hat aber nicht funktioniert.
Warum nicht?
Ich komme aus einer Bergarbeiter-Familie, mein Vater war 36 Jahre lang unter Tage. Einen solchen Aufstieg aus diesem sozialen Milieu zu machen, war damals nicht so leicht. Ich hatte in meinem Umfeld nie einen Menschen, der mir mal irgendwo bei einem Sender eine Tür einen Spalt geöffnet hätte.
Und wie sind Sie dann Sportreporter geworden?
Durch eine Verkettung von Zufällen, die sich so nie wiederholen würden. Der Mann, der mich entdeckt hat, war der schon lange verstorbene Kurt Brumme. Er war der legendäre Sportchef des WDR-Hörfunks.
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Nach so vielen Jahren als Sportreporter gibt es sicher auch bei Ihnen diesen einen besonderen Moment…
Das war sicherlich der 21. Mai 1997. Da saß ich in Mailand und war als Sat1-Reporter beim Uefa-Cup-Finale zwischen Inter Mailand und dem FC Schalke 04 mit dabei. Als Schalke nach dem Elfmeterschießen plötzlich den Pokal sicher hatte, gingen bei mir im Hinterkopf so Spiralen los. Ich konnte es gar nicht verhindern, dass ich an den 24. Februar 1973 denken musste. Das lagen ja fast 25 Jahre dazwischen. Damals fing alles an, bei diesem Verein. Und jetzt bist du hier, beim größten Erfolg der Vereinsgeschichte mit dabei. Das müssen Sie sich mal vorstellen.
Und eine Woche später gewann Borussia Dortmund gegen Juventus Turin die Champions League...
So etwas werden wir zwei ganz sicher nicht mehr erleben. Dass zwei Vereine aus einer Region in Deutschland innerhalb von nur einer Woche die zwei wichtigsten Wettbewerbe auf europäischer Ebene gewinnen, wird es in den nächsten hundert Jahren nicht mehr geben. Da stand das ganze Ruhrgebiet mehrere Tage lang Kopf.
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Für ihr Comeback geht es zu Borussia Dortmund und nicht zum FC Schalke, wo alles anfing. Konnten Sie sich das Spiel für ihre Rückkehr nicht aussuchen?
Nein, das wurde mir so vorgegeben. Aber Dortmund ist für mich fußballerisch gesehen eine ganz große Attraktion. Was die gemacht haben nach den schwierigen Zeiten Anfang der 2000er Jahre, da kann man nur den Hut vor ziehen. Ich habe natürlich auch die erfolgreichen 90er Jahre mit Ottmar Hitzfeld komplett miterlebt. Und für mich sind die Stadionerlebnisse in ganz besonderer Erinnerung geblieben. Es ist das schönste Stadion überhaupt.
Hansch: "Es muss auch mal auf den Platz regnen dürfen"
Was macht den Signal Iduna Park so besonders?
Weil es so steil ist, über 80.000 Zuschauer mit dabei sind und dann dieser offene Himmel. Der gehört zum Fußball einfach mit dazu. Es muss auch mal auf den Platz regnen dürfen. Ich freue mich auf die Rückkehr am Freitag. Das wird eine spannende Nummer.
Waren Sie in letzter Zeit noch oft im Stadion?
Nicht mehr ganz so häufig. Ich muss an mein Alter denken. Ich habe das ja weit über 30 Jahre genossen, manchmal auch nicht so.
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Mit was haben Sie sich sonst in der Zeit nach der Karriere als Fußballreporter beschäftigt?
Ich habe verschiedenste Sachen gemacht. Beispielsweise bin ich auch heute noch bei Veranstaltungen wie Sportlerehrungen als Moderator mit dabei.
Und wie bereitet man sich dann aus dem Ruhestand heraus auf so ein Spiel vor?
Man hat ja die Bundesliga immer verfolgt und liest die Fachliteratur. Zur Vorbereitung habe ich ein Kompendium mit Informationen zugeschickt bekommen. Diese Unterlagen kann man dann verwenden. Aber das muss man nicht, denn Fußball ist keine Mathematik.
Hansch: Dieser Ex-Kollege soll auch ein TV-Comeback geben
Also können sich die Zuschauer auch auf Klassiker von Ihnen wie "ein geiles Tor" freuen?
Natürlich. Am Freitag muss ich mich einfach vom Spiel tragen lassen. Dieser eine Spruch ist mir 1994 rausgerutscht. Bei einem Schalke-Spiel in Nürnberg fiel ein ganz sensationelles Tor. Ich konnte keine besseren Worte finden als diese drei. Da haben sich manche Kollegen etwas echauffiert. Ich war ja nicht der Erste, der in einem Sender "geil" gesagt hat. Ich bin heute noch überzeugt, dass ich niemals die Genialität eines Tores treffender beschrieben habe. Jeder, der ein bisschen Sprachgefühl hat, hat genau verstanden, was ich damit sagen wollte. Das war Jugendsprache.
Sie sind nach Fritz von Thurn und Taxis und Manni Breuckmann die dritte Reporter-Legende, die für ein Spiel auf die Fußball-Bühne zurückkehrt. Welcher frühere Kollege könnte ebenfalls ein Comeback feiern?
Ich weiß nicht, wer da demnächst noch auferstehen wird. Ich würde mir Rolf Töpperwien wünschen. Das wäre noch ein Typ, der da reinpassen würde, wenn man bei DAZN weiter Legenden aus der Gruft holen möchte. (lacht)