Mann auf Hamburger Marktplatz erschossen: Das sagt der Schütze
Angeklagter äußert Bedauern im Mordprozess um Schüsse von Lohbrügge
Hamburg - Im Prozess um tödliche Schüsse auf einen 26-Jährigen in Hamburg-Lohbrügge hat sich der Angeklagte zu der Tat geäußert.
"Ich habe mir nie gewünscht, dass ein Mensch stirbt", sagte der 29-Jährige am Freitag vor dem Landgericht in seinem sogenannten letzten Wort.
Der Angeklagte betonte, er sehe den Schmerz und die Trauer der Familie. Er hoffe, dass "sie ihren Frieden finden werden".
Täter und Opfer sollen laut Nebenklage als Kinder befreundet gewesen sein.
Der Deutsche muss sich wegen Mordes und Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten. Sein Verteidiger betonte jedoch am Freitag in seinem Plädoyer, dass es sich aus seiner Sicht nicht um einen Mord handele. Kein Mordmerkmal sei erfüllt, sagte der Anwalt.
Sein Mandant habe irrtümlich geglaubt, sein Kontrahent habe zu einer Waffe greifen wollen. Der Angeklagte sei angesichts der Drohkulisse überzeugt gewesen, in einer Notsituation zu sein und keine andere Wahl zu haben - und habe deshalb selbst eine Pistole hervorgeholt und geschossen.
Eine konkrete Forderung in Bezug auf das Urteil, das am Nachmittag gesprochen werden sollte, stellte die Verteidigung nicht.
Der mutmaßliche Täter stellte sich selbst der Polizei
Der Angeklagte soll sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft am frühen Abend des 27. Juni mit dem 26-Jährigen und zwei weiteren Männern am Lohbrügger Markt getroffen haben, um über Streitigkeiten um Drogengeschäfte zu reden (TAG24 berichtete).
Der 26-Jährige forderte demnach 20.000 Euro von dem heute 29-Jährigen.
Dieser hatte sich nach der Tat selbst bei der Polizei gestellt (TAG24 berichtete).
Laut Anklage holte der ältere der beiden Kontrahenten eine halbautomatische Waffe hervor und gab zwei Schüsse ab. Die Anklagebehörde fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Update, 16.36 Uhr: Urteil gefallen
Das Landgericht hat den Angeklagten zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren wegen Mordes verurteilt.
Der 29-jährige Hamburger sei voll schuldfähig und habe nicht in Notwehr gehandelt, sagte die Vorsitzende Richterin Jessica Koemer am Freitag.
Ihren Angaben zufolge traf sich der Angeklagte am 27. Juni mit dem 26-Jährigen und zwei weiteren Männern am Lohbrügger Markt, um über Streitigkeiten wegen Drogengeschäften zu reden. Dabei habe der 29-Jährige plötzlich eine Waffe hervorgeholt und auf den jüngeren Mann geschossen.
Normalerweise bedeute Mord eine lebenslange Freiheitsstrafe, erklärte die Richterin. Doch es gebe "außergewöhnliche Umstände"- unter anderem die vom Opfer aufgebaute Drohkulisse - zu berücksichtigen.
Deshalb bekomme der Angeklagte diese etwas mildere Strafe.