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Bild: dpa/Jörg Carstensen
Kollegengespräch | Tesla startet Waldrodung in Grünheide

"Der Druck auf dem Kessel ist riesig"

Audio: Radioeins | 14.02.2020 | Interview mit Dominik Lenz

Für den Bau einer Fabrik lässt der US-Elektrobauer Tesla in Grünheide seit Donnerstag ein etwa 90 Hektar großes Waldstück roden. Allerdings gibt es noch keine endgültige Genehmigung. Damit macht Tesla Nägel mit Köpfen, meint rbb-Landesreporter Dominik Lenz.

Obwohl es für den Bau des Tesla-Werks in Grünheide noch keine Genehmigung gibt, werden bereits Bäume gefällt. Das Landesamt für Umwelt in Brandenburg hatte zuvor die Zulassung für
einen vorzeitigen Beginn der Rodung erteilt. Das Umweltministerium machte allerdings deutlich, dass Tesla "auf eigenes Risiko" mit den Arbeiten beginnen dürfe. Sollte das Vorhaben doch nicht genehmigt werden, müsste der Investor wieder aufforsten. rbb-Landesreporter Dominik Lenz hat die Hintergründe recherchiert.

rbb: Was bedeutet es, dass in Grünheide am Donnerstag mit den Baumfällungen begonnen wurde?

Dominik Lenz: Es werden Nägel mit Köpfen gemacht. Die großen Fällmaschinen standen am Donnerstag schon bereit und haben eigentlich nur noch auf die Genehmigung aus dem Landesamt für Umwelt gewartet. Als die Genehmigung eintraf, ging es auch in den späten Nachmittagsstunden sofort los. Daran merkt man, dass der Druck auf dem Kessel riesig ist. Bis zum Beginn der Vegetationsphase [am 1. März, Anm.d.Red.] muss gerodet sein. Danach wäre das Fällen verboten, was einen Stillstand auf der Baustelle bedeuten würde. Dies könnte den extrem ehrgeizigen Zeitplan von Tesla-Chef Elon Musk auf jeden Fall gefährden.

Wie geht das? Die Genehmigung steht aus, aber die Rodung beginnt schon?

Derzeit laufen mehrere Verfahren gleichzeitig. An verschiedenen Stellen wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Der Vertrag ist schon unterschrieben, aber der Kaufpreis steht noch überhaupt nicht final fest. Ein zweites Wertgutachten soll wohl Anfang nächster Woche kommen. Das gesamte Genehmigungsverfahren läuft noch. Und trotzdem wird schon mit den Räumarbeiten begonnen. Also noch bevor die Sache überhaupt in trockenen Tüchern ist. Das ist juristisch in Ordnung, aber Tesla handelt auf eigene Verantwortung. Im Falle des Falles muss das Unternehmen für den Schaden selbst aufkommen.

Wäre es denkbar, dass die geplante Gigafabrik noch scheitert?

Die Landesregierung betont immer wieder, dass sie Tesla nach Brandenburg holen wollen. Aber es wird keine Lex Tesla geben. Das heißt, dass Tesla das Genehmigungsverfahren nach deutschem Recht durchlaufen muss - vielleicht ein bisschen schneller als sonst.

Es gibt Leute, die Einwände haben, andere wollen klagen. Das muss alles geprüft werden. Aber klar ist auch, dass müsste Hand und Fuß haben. Tesla will sich nach eigener Aussage selbst hohe Umweltauflagen auferlegen. Beim Schmutzwasser will man beispielsweise wohl sauberer sein als eigentlich nötig. Überhaupt gibt es das große Thema Wasser, hinter dem in den letzten Wochen ein großes Fragezeichen stand.

Der grüne Umweltminister von Brandenburg, Axel Vogel, sagt zumindest, dass diese Frage geklärt sei. Frisch- und gibt es genug. Wenn Tesla später mal mehr Wasser brauchen sollte, also in einer zweiten Ausbaustufe, darf das nicht aus dem Wasserschutzgebiet in Grünheide kommen, sondern müsste zum Beispiel durch lange Leitungen aus der Umgebung geliefert werden. Also für dieses große Thema scheint man zumindest sicher auf jeden Fall Lösungen zu finden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit rbb-Landesreporter Dominik Lenz führten Kerstin Hermes und Julia Menger für Radioeins.

Sendung: Radioeins, 14.02.2020, 07:45 Uhr