Wer ist der mysteriöse Künstler?

Gemälde soll Banksys Gesicht enthüllen

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Banksy versteckt sich vor der Öffentlichkeit. Nun soll ein Gemälde von JPS sein Gesicht zeigen.(Foto: Kultur-Spaeti, Berlin)

Über die Identität von Banksy wurde bereits viel spekuliert. Wer ist der Mann, der hinter weltweit gefeierten Graffiti-Werken steht? Oder ist es gar kein Mann, ist es ein Kollektiv? Der englische Künstler JPS präsentiert nun ein Gemälde, das Banksys Gesicht zeigen soll.

Just zum Valentinstag gesteht Streetart-Künstler Banksy seine Liebe - zu seiner Heimatstadt Bristol. Auf seinem Instagram-Konto postete er ein Bild von dem Werk, was als Bestätigung gilt, dass das Bild von ihm stammt. Auf der grauen Hauswand ist ein Mädchen zu sehen, das mit ihrer Steinschleuder auf einen roten Fleck zielt - dabei handelt es sich um rote Rosen.

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Das komplette Gemälde zeigt Banksy vor Sotheby's - in dem Aktionshaus erzielt er mittlerweile Rekorderlöse.(Foto: Kultur-Spaeti, Berlin)

Eine größere Banksy-Überraschung als dieses neue Werk könnte aber nicht von ihm selbst stammen, sondern vom Künstler JPS - Jamie Paul Scanlon. Der hat Banksy auf die Leinwand gebracht, ohne Maske und unbekleidet. Das fertige Werk "The Emperors New Clothes" (Des Kaisers neue Kleider) zeigt damit nach Angaben von JPS der Öffentlichkeit erstmals das Gesicht des mysteriösen Künstlers. Es dürfte eine Provokation gegenüber dem Kollegen sein, der seine Identität so gern verheimlicht.

Zu sehen ist Banksy, der nackt auf einem Bürgersteig entlangläuft. In der einen Hand hält er eine Farbdose, unter dem Arm trägt er eine Künstlermappe oder ein Stück Mauerwerk. Im Hintergrund sieht man einen Eingang des Auktionshauses Sotheby's, eine Anspielung auf die Versteigerungen von Banksys Werken, die mittlerweile Rekorderlöse erzielen. An der Wand ist ein Stencil angebracht, ein mit Schablone angefertigtes Grafitto.

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Detail des Gemäldes: ein Stencil mit dem Schriftzug "Keep it real".(Foto: Kultur-Spaeti, Berlin)

ntv.de präsentiert das Bild vorab. Feierlich enthüllt wird es am Freitagabend um 18 Uhr in der Berliner Galerie "Kultur Späti". Das Gemälde ist Teil der Ausstellung "Facing Banksy". Die 100 Werke behandeln die Frage nach der Autorenschaft in der Streetart. Zudem geht es um gegenseitige Zitate von Künstlern der Straßenkunst.

JPS stammt aus Weston-super-Mare in der Nähe von Bristol. Inspiriert durch Banksy arbeitet er seit zehn Jahren mit Stencils. Eines seiner Werke in Bristol wurde fälschlicherweise Banksy zugeschrieben - dadurch wurde JPS bekannt. 2015 lernte er Banksy persönlich kennen, als dieser in Weston-super-Mare sein "Dismaland" schuf.

Freizeitpark als Parodie

Die Enthüllung kommt umso überraschender, als dass Fans von Banksy sowie die gesamte Kunstwelt seit Jahren rätseln, wer hinter dem Namen steckt. Immer wieder gibt es Gerüchte und Spekulationen. So wurde etwa vermutet, es handele sich nicht um eine Einzelperson, sondern ein Kollektiv. Im vergangenen Jahr wurde ein Interview von 2003 bekannt, das Banksy zeigen soll; der Interviewte verhüllt jedoch Nase und Mund.

Doch einen eindeutigen Beweis für die Identität gibt es bisher nicht. Letztlich kann diesen natürlich auch das Gemälde nicht bieten.

Banksy wurde durch seine politischen und gesellschaftskritischen Werke bekannt, die er zunächst in Bristol und London, später auf der ganzen Welt hinterließ. Ein Markenzeichen wurde die Darstellung von Ratten. Aufmerksamkeit erlangte er auch durch Guerillaaktionen in berühmten Museen, wo er etwa eigene Werke selbst aufhängte. Im Oktober 2013 arbeitete er einen Monat lang in New York, wo er - unter großem öffentlichen Interesse - jeden Tag ein neues Werk enthüllte.

Mittlerweile beschränkt sich der Künstler nicht mehr auf Stencils. 2010 brachte er den Dokumentarfilm "Exit Through the Gift Shop" heraus, der für einen Oscar nominiert wurde. 2015 eröffnete Banksy im englischen Ferienort Weston-super-Mare ein Kunstprojekt, das bekannte Freizeitparks wie Disneyland parodierte.

Ein Hotel im Westjordanland

2017 eröffnete er in Bethlehem im Westjordanland das "The Walled Off Hotel". Es liegt unmittelbar an der Sperrmauer zu Israel, auf der Banksy immer wieder seine Werke hinterlassen hat. Die Inneneinrichtung des Hotels, das mit der "schlechtesten Aussicht der Welt" wirbt, stammt von Banksy.

Obwohl Banksy dem Kunstmarkt kritisch gegenübersteht, erzielt er bei Auktionen mittlerweile Rekordsummen. Im Oktober 2019 wurde sein Gemälde "Devolved Parliament", das das britische Unterhaus voller Schimpansen zeigt, bei Sotheby's für 9,9 Millionen Pfund (11 Millionen Euro) versteigert. Banksy wurde damit zu einem der teuersten lebenden Künstler.

Besonderes Aufsehen erregte 2018 die Versteigerung des Banksy-Werkes "Girl With Balloon", weil sich dieses nach dem Verkauf teilweise selbst zerstörte. Im Rahmen war ein Schredder versteckt, durch den der untere Teil des Bildes in dünne Streifen geschnitten wurde. Banksy wollte das als Kritik am etablierten Kunsthandel verstanden wissen. Die Bieterin behielt das Bild aber, das nun "Love is in the bin" (Liebe ist im Eimer) heißt. Zuletzt war es bis Anfang Februar als Leihgabe in der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen.