Posse um geborgtes Geld
Wolfgang Bosbach verklagt Werner Hansch
by n-tv NACHRICHTENFußball-Fans haben seine Stimme noch immer im Ohr. Viele Jahre kommentierte Werner Hansch mit Ruhrpott-Charme und Schnodderschnauze im deutschen Fernsehen. Doch privat präsentiert er sich zuletzt offenbar weniger charmant. CDU-Mann Wolfgang Bosbach zeigt ihn deshalb an. Worum geht's? Ums Geld!
Sein Comeback hätte sich Werner Hansch vermutlich etwas anders vorgestellt. Am Freitagabend kommentiert der 81-Jährige beim Streaming-Dienst DAZN nach langer Pause mal wieder ein Fußball-Bundesliga-Spiel. An der Seite von Daniel Günther soll sich der ehemalige Stadionsprecher von Schalke 04 ausgerechnet zur Partie von Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt ein paar flotte Sprüche einfallen lassen. Nach bisherigem Stand eine einmalige Rückkehr des früheren "Sportschau"- und "Ran"-Kommentators ans Mikrofon.
Doch die Rückkehr ins Rampenlicht wird Hansch, der mit Ruhrpott-Charme und Schnodderschnauze Fans stets ebenso in Verzückung geraten wie mit den Augen rollen ließ, kräftig verhagelt. Der Grund sind Meldungen über sein Finanzgebaren, die im Vorfeld die Runde machen. Den Anstoß dazu gab kein Geringerer als der CDU-Politiker und Ex-Fraktionsvize der Union im Bundestag, Wolfgang Bosbach.
Darlehen über 5000 Euro
So bestätigte Bosbach inzwischen gegenüber diversen Medien, dass er Hansch angezeigt hat. "Ich kann bestätigen, dass sich Werner Hansch 5000 Euro von mir geliehen hat", sagte er etwa dem Magazin "Focus". "Nachdem ich ihm das Geld gegeben hatte, habe ich nichts mehr von ihm gehört. Er war einfach nicht mehr erreichbar. Das ist auch der Grund, warum ich gegen ihn geklagt habe", fügte er hinzu.
Den Berichten zufolge behauptete Hansch, in eine Notlage geraten zu sein, um die Hilfsbereitschaft bei Bosbach zu wecken. Demnach erklärte der Reporter, er sei in einen Autounfall unter Alkoholeinfluss verwickelt gewesen. Um kein Aufsehen zu erregen, habe er die Angelegenheit ohne die Polizei geregelt, benötige nun jedoch 20.000 Euro zur Begleichung der Unfallfolgen. Bosbach gewährte ihm daraufhin ein zinsloses Darlehen von 5000 Euro.
Inzwischen habe Hansch das Geld zwar in zwei Raten zurückgezahlt, erklärte der Politiker gegenüber dem "Focus". "Aber 2000 Euro muss er noch für die Gerichtskosten und die Zwangsvollstreckung berappen", ergänzte er.
Mehrere Verfahren
Dass Hansch ihm gegenüber eine Notsituation vorgetäuscht habe, enttäusche ihn, so der 67-Jährige. "Wäre er unverschuldet in eine Notlage geraten, hätte ich ihm sofort meine Hilfe angeboten", wird er weiter zitiert. Früher seien er und der Kommentator gut befreundet gewesen. "Aber mittlerweile bin ich nicht traurig, wenn ich nichts mehr mit ihm zu tun habe."
Wie der "Focus" und die "Bild"-Zeitung übereinstimmend berichten, soll Hansch nicht nur bei Bosbach in der Kreide stehen. Vor dem Amtsgericht Dortmund laufen demnach mehrere Verfahren von Gläubigern gegen ihn.
Doch nicht nur Hansch steht angesichts der Posse um geliehenes Geld am Pranger, auch Bosbach ist dadurch ins Kreuzfeuer geraten. "Herr Bosbach wollte Werner Hansch laut Medienberichten helfen, eine Straftat an der Polizei vorbei zu regeln", empörte sich inzwischen der Fraktionsvize der nordrhein-westfälischen SPD, Sven Wolf. Dadurch sei er in seiner aktuellen Rolle als Chef der Sicherheitskommission der Landesregierung nicht mehr zu halten. Ministerpräsident Armin Laschet müsse sich von ihm trennen. Hat sich Bosbach also womöglich ein Eigentor geschossen?