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Bild: dpa/Michael Kappeler
Bürgerversammlung zum geplanten Umbau

Schlechte Aussichten für die Anwohner am Dreieck Funkturm

Audio: rbb | 14.02.2020 | Thomas Rautenberg

45.000 Fahrzeuge täglich durch bewohntes Gebiet: Das droht mit dem Umbau des Berliner Autobahndreiecks Funkturm. Der zuständige Berliner Staatssekretär stellte sich auf einer Bürgerversammlung den betroffenen Anwohnern.

Bei den Umbauplänen für das Autobahndreieck Funkturm in Berlin-Westend sehen sich Anwohner und Bezirk übergangen. Das wurde bei einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend deutlich.

Frühestens ab 2023 soll das Autobahndreieck modernisiert werden. Voraussichtlich über sieben Jahre werden sich die Bauarbeiten am Knotenpunkt zwischen Stadtautobahn und Avus hinziehen - und das bei laufendem Verkehr.

Rund 200 Anwohner sowie der Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Neumann (SPD), kamen am Donnerstag ins Haus Eichkamp in Berlin-Charlottenburg, um Details dazu zu bekommen. Erstmalig stellte sich bei der Versammlung mit Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese ein Senatsvertreter den Fragen der Anwohner.

Streese: Jafféstraße wird nach dem Umbau stärker belastet

Seine Botschaft war unmissverständlich: Berlin plant in der sogenannten Auftragsverwaltung des Bundes ein neues Autobahnkreuz - und dabei gelten auch die Regeln des Bundes für den Autobahnbau. Die Planungsgesellschaft Deges wende diese an. Soll heißen: Sieben Ein- und Ausfahrten im Kreuz werden aufgehoben. Darunter auch die heutige Ausfahrt Messedamm, über die ein großer Teil des Verkehrs Richtung Spandau durch nicht bewohntes Gebiet abgeleitet wird. Stattdessen soll an der Jafféstraße eine Mega-Ausfahrt entstehen, über die bis zu 45.000 Fahrzeuge durch die benachbarten Wohngebiete Richtung Westen fahren werden.

Gerade diese Straßenführung sehen die Anwohner kritisch. Auf Nachfrage, ob so der verkehrsgerechte Stadtumbau aussehe, antwortete Streese: "Ich glaube auch, dass die Anschlussstelle Jafféstraße relativ stark belastet sein wird in der Zukunft, stärker als heute."

Anwohner wenig optimistisch

Dass die Verkehrsverwaltung nicht eingreift, wenn mit dem Umbau ein Teil des Autobahnverkehrs auf Stadtstraßen verlagert wird, löste Unmut auch bei Bezirksbürgermeister Naumann aus. Er hatte die Deges bereits vor anderthalb Jahren zu einem klärenden Gespräch eingeladen, sagt er. "Und deswegen wundere ich mich schon, dass Sie heute, am 13. Februar, immer noch nicht in der Lage sind, eine Senatsmeinung kundzutun, mit der Sie hier die berechtigten Kritikpunkte und Einwendungen aufnehmen", sagte Naumann in Richtung Verkehrsstaatssekretär.

Dass ihre Kritikpunkte noch Berücksichtigung finden, bezweifeln auch die Anwohner. "Ich befürchte, dass es sehr, sehr schwierig sein wird, die Deges von ihren jetzigen Planungsvorstellungen noch mal abzubringen", sagte ein Teilnehmer nach der Bürgerversammlung. 

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Autobahndreieck Funkturm nach dem geplanten Umbau. (Quelle: Senatsverwaltung/deges.de) - Im Bild links, zwischen Messegelände und Sportplatz, befindet sich die Jafféstraße.

Auf- und Abfahrten sollen entzerrt werden

Viel Zeit bleibt den Anwohnern nicht mehr, Änderungen an den Bauplänen durchzusetzen. Im kommenden Jahr will die Deges das Planfeststellungsverfahren starten, damit ab 2023 am Dreieck Funkturm gebaut werden kann. 

Hauptgrund für den Umbau sind die vielen kurzen und eng hintereinanderliegenden Auf- und Abfahrten, die seit Jahren für Probleme sorgen. Durch den Neubau sollen sie entzerrt werden. Außerdem werden neue und zum Teil höhere Lärmschutzwände gebaut. Im Zuge des Umbaus werden rund 25 Brücken erneuert.

Das Dreieck Funkturm ist in den 1960er Jahren gebaut worden und für 20.000 Fahrzeuge pro Tag konzipiert. Heute sind es 230.000. Die Avus-Tribüne und das Avus-Hotel müssen dem Neubau nicht weichen, sie stehen unter Denkmalschutz. Der Rasthof neben dem Hotel hingegen soll verlegt werden.

Sendung: Inforadio, 14.02.2020, 08:08 Uhr