Alles Gaga in Giesing
Radhändlergegen Radwege!
by THOMAS GAUTIERGiesing – Wird die Humboldtstraße zur Radl-Autobahn? CSU und örtliche Geschäftsleute glauben das. Und drehen am Rad!
Oberbürgermeister Dieter Reiter (61, SPD) will 40 Straßen radfreundlicher machen (BILD berichtete) – bis Ende 2020.
Darunter: die Humboldtstraße in Giesing. Die CSU befürchtet, dass dort alle Parkplätze wegfallen – für bis zu 2,80 Meter breite Radwege.
Die Händler in der Humboldtstraße sind alarmiert – sogar die, die von Radlern leben! Fahrradhändlerin Sylvia Rödig (70): „So geht‘s nicht! Unsere Kunden bringen ihre kaputten Radl mit dem Auto – oder bringen neugekaufte mit dem Auto heim. Außerdem haben wir hier schon Radwege!“
Blumenhändler Karl Hartl (72) hat Angst: „Wenn das so kommt, höre ich sofort auf.“ TV-Händler Atila Kessenek (47): „Das ist ein No-Go! Wenn das so kommt, bin ich sicher, dass der Umsatz sinken wird.“
Sogar der Sex-Shop ist gegen den Radverkehr: Mitarbeiter Peter Griesmacher (43): „Das wäre beschissen. Die Leute sind faul. Die wollen mit dem Auto kommen.“
•Auch CSU-Bürgermeister Manuel Pretzl (44) fürchtet: Ein großer Radwege-Umbau wäre das Ende der vielen kleinen Läden hier. Pretzl: „Wir wollen nicht, dass so etwas passiert wie in der Fraunhoferstraße.“ Dort geben mehrere Händler nach dem Umbau auf.
Giesings Viertelchef Clemens Baumgärtner (42, CSU) schimpft: „Die Stadt sollte erstmal nachdenken.“ BA-Kollege Andreas Babor (41, CSU): „Der Umbau geschieht hinter dem Rücken der Geschäftsleute.“
OB Dieter Reiter (61, SPD) kontert: „Der CSU-Wahlkampf hat ein geradezu unterirdisches Niveau erreicht.“ Sie schüre „Ängste“. Reiter: „Weder gibt es einen Beschluss zur Humboldtstraße, noch ist ein solcher in Vorbereitung.“
Kommentar: Mehr Transparenz!
Von THOMAS GAUTIER - OB Reiter will 40 Straßen radfreundlicher machen. Eigentlich sollten sie alle im Dezember auf dem Tisch liegen.
Doch der OB machte vier kleinere Pakete daraus – und macht sie nur scheibchenweise öffentlich. Zehn pro Quartal.
Die CSU meckert: Das darf nicht sein! Und tatsächlich: Betroffene Händler und Anwohner haben ein Recht darauf, überhaupt zu wissen, DASS bei ihnen geplant wird.
Wie in der Humboldtstraße. Dort erfuhren die Händler erst von der CSU, dass sie auf der Liste stehen. Transparent ist was anderes.