Das Derby als Bewährungsprobe für den SC Sand

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Die Bundesliga-Fußballerinnen des SC Sand empfangen den SC Freiburg am Sonntag zum Derby. Für den Sander Trainer ist dies eine Premiere.

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0:0 trennten sich SC Sand – hier Pia Rijsdijk (blaues Trikot) im Kopfballduell mit Rebecca Knaak und Janina Minge – und SC Freiburg im September. Foto: Patrick Seeger

WILLSTÄTT-SAND. Es ist kaum einen Monat her, da übernahm Sven Thoß nach der überraschenden Demission seines Vorgängers die Geschicke bei den Bundesliga-Fußballerinnen des SC Sand. Das Derby nach der Winterpause am Sonntag gegen den SC Freiburg wird zur Bewährungsprobe.

Dass Sven Thoß die Aufgaben ausgehen würden, kann man nicht behaupten. "Ich mach einmal eben die Tür zu", sagt der 53-Jährige am späten Dienstagvormittag. In der Geschäftsstelle des Fußball-Bundesligisten ist viel los: Endspurt der Vorbereitung. Am Abend geht es im letzten Testspiel der Vorbereitung gegen die U-19-Jungs des SG Ötigheim in der Nähe von Stuttgart.

Auf seinem Schreibtisch aber liegen bereits die Hausaufgaben für die Zukunft. Denn sein Scout ist über die Winterpause fleißig gewesen. "Er hat eine ganze Reihe guter Spielerinnen gesichtet", sagt Thoß mit seinem typischen Potsdamer Akzent. Momentan muss er zwei Aufgaben meistern: Einerseits sein Team auf das Derby am Wochenende vorbereiten und andererseits die Planungen für die kommende Saison vorantreiben.

Ursprünglich waren die Gespräche zwischen Thoß und Sand nämlich lediglich für die kommende Saison geführt worden. Da Ex-Trainer Sascha Glass aber bereits im Winter samt Co-Trainerin Mirella Junker zum 1. FC Köln wechselte, waren die Sanderinnen unter Zugzwang. Thoß sagte zu. Und Geschäftsstellenleiterin Claudia von Lanken – ehemalige Zweitliga-Trainerin und langjährige Bundesliga-Torhüterin – leitet nun gemeinsam mit Thoß das Training.

An den Angriffslösungen wurde beim SC Sand gearbeitet

Der neue Übungsleiter kommt in Sand gut an: "Durch seine kommunikative Art hat er schnell Anschluss gefunden", findet von Lanken. Thoß kommt mit mächtig Erfahrung ins Hanauerland. In der DDR machte er die ersten fußballerischen Schritte beim BSG Motor Babelsberg. Später schnürte er für etliche Potsdamer Clubs die Schuhe. Nach einem Auslandsjahr in der Karibik machte er sich in Brandenburg als Trainer einen Namen und heuerte bald beim 1. FFC Turbine Potsdam als Co-Trainer an. Später war er Chefcoach bei den Frauen-Zweitligisten Tennis Borussia Berlin und dem 1. FC Lokomotive Leipzig. Immer wieder trainierte er auch Herren-Teams – von Landes- bis Regionalliganiveau. Über 16 Vereine hat Thoß in seiner bisherigen Karriere bereits gecoacht.

Ein echtes Abenteuer erlebte er vor anderthalb Jahren, als er Cheftrainer im chinesischen Dongguan wurde. Als Cheftrainer der U17 war er für die Talente des Proficlubs der School of Electronic and Technic zuständig. Nun also Sand statt chinesischem Großstadttrubel.

Die vierwöchige Vorbereitung haben sie im Orsay-Stadion gut genutzt. "Wir haben nicht alles umgeworfen, aber punktuell ein paar Neuerungen eingeführt", erklärt Thoß. Will heißen: Die stabile Defensive der Hinrunde soll weiter das Prunkstück der Blau-Weißen bleiben. Die Innenverteidiger Diane Caldwell und Myrthe Moorrees sind gemeinsam mit den beiden Defensiv-Dirigentinnen Nadine Prohaska und Anne von Bonn das Korsett, an dem sich das restliche Team festhält. 24 Tore haben sie bis dato gefangen. Nur die Top-Drei der Liga, der VfL Wolfsburg, der FC Bayern München und die TSG Hoffenheim verteidigen effektiver.

Auf diesem Fundament will Thoß aufbauen: "Wir haben viel am Umschaltspiel und an Angriffslösungen gearbeitet", sagt er. Die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ging ihnen bis dato ab. Unter dem neuen Trainer aber soll’s klappen.

Ansonsten ist Vieles beim Alten geblieben. Durch den Abgang von Lisa Schöppl (FC Bayern München II) ist der ohnehin dünne Kader von 19 auf 18 Spielerinnen geschrumpft. Wie im Übrigen auch bei den Gästen aus dem Breisgau. Lediglich die Japanerin Hikaru Naomoto hat die Freiburgerinnen verlassen, um vor den olympischen Spielen im Heimatland noch einmal mehr Spielpraxis zu sammeln.

"Die Vorbereitung ist gut gelaufen", ist sich Sand-Teamführerin Anne von Bonn sicher. Fürs Derby gegen Freiburg ist sie guter Dinge: "Zu Hause auf unserem engen Platz ist es für jeden Gegner schwer." Was die Konkurrenz bestätigt. "In Sand ist es immer eklig", sagt Freiburgs Trainer Daniel Kraus.

Seinem Sander Trainerkollegen wäre es recht, wenn seine Frauen den Auftakt erfolgreich gestalten würden. Schließlich warten im Hanauerland noch viele Aufgaben auf Sven Thoß.