"Bauern-Bashing": Woher kommt die Kritik an den Schweizer Bauern?
Pestizide im Trinkwasser, Insektensterben, Missbilligung der Tierhaltung: Schweizer Bauern sind seit mehreren Monaten harscher Kritik ausgesetzt. Die Landwirte machen fehlendes Wissen in der Bevölkerung dafür verantwortlich.
Viele Menschen fordern derzeit in mehreren Volksbegehren eine Wandlung der Schweizer Landwirtschaft: Zwei Initiativen wehren sich gegen den Einsatz von künstlichen Pflanzenschutzmitteln. Die Massentierhaltungsinitiative will Bio-Standards bei der Tierhaltung für alle Betriebe durchsetzen.
Bauern werden angefeindet und beleidigt. Die Landwirte selbst sind frustriert über die derzeitige Situation, wie "20min.ch" berichtet.
"Bauern-Bashing" ist in Mode gekommen
Der Präsident des Bauernverbandes, Markus Ritter, sagt: "Bei mir haben sich schon mehrmals Landwirte gemeldet, die angepöbelt wurden, weil sie Pflanzenschutzmittel ausbringen". Ihm tue das "sehr weh".
Das "Bauern-Bashing" sei laut Ritter in Mode gekommen. "Die Landwirte werden per se als Hauptverursacher vieler Probleme abgestempelt – zu Unrecht", betont er.
Weite Teile der Bevölkerung wüssten nicht, wie die Landwirtschaft in der Praxis funktioniere. "Die meisten Leute leben heute weit weg vom Land und kennen die Abläufe nicht mehr", erklärt Ritter. Im Supermarkt sei trotzdem jeder darauf bedacht, nicht den Apfel mit dem schwarzen Fleck auszuwählen.
"Im Moment wird die ganze Landwirtschaft beschimpft und beleidigt. Das muss aufhören", sagt auch Bäuerin Christine Fahrni. "Der Bauer wird beschuldigt, das Wasser, die Umwelt und das Klima zu verpesten und den Boden zu zerstören."
Man befinde sich dadurch ständig in einer Verteidigungsposition. "Ich höre es von meinen Kollegen – wenn die mit einer Feldspritze unterwegs sind, gleicht ihre Arbeit einem Spiessrutenlauf", erzählt sie.
Bauern als als "Giftverspritzer" beschimpft
Laut Fahrni hätten viele Menschen das Gefühl, die Bauern würden hochgiftiges Spritzmittel verwenden, auch wenn die Landwirte mit biologisch abbaubarem Pflanzenschutzmittel unterwegs seien. Sie würden als "Giftverspritzer" beschimpft. "Das Problem ist, dass die Leute einen nicht ansprechen. So kann man sich nicht erklären", sagt die Bäuerin.
Dass Lebensmittel pestizidfrei produziert werden können, ohne Mängel bei der Produktion oder Qualität hinzunehmen, werde den Konsumenten zwar vermittelt. "Das ist aber nicht so", betont Fahrni. "Auch in der Bio-Landwirtschaft spritzt man – einfach mit Spritzmitteln natürlichen Ursprungs."
Der Solothurner Landwirt Adrian Eberhard sieht das ähnlich: Dem Konsumenten ein realistisches Bild der Landwirtschaft zu vermitteln, habe man in der Vergangenheit verpasst. "Die Werbungen im TV mit fünf glücklichen Kühen, zwei Schweinen und drei Hühnern zielen an der Praxis vorbei", sagt der 30-Jährige.
Wenn er Gruppen bei Hofbesichtigungen seinen Hühnerstall zeige, "erschrecken [die meisten] im ersten Moment, wenn sie das erste Mal sehen, wie viele Hühner in einem praxisüblichen Betrieb gehalten werden".
Auch er habe beobachtet, dass die Bevölkerung in letzter Zeit immer mehr Kritik an den Bauern übe. "Als Bauer steht man derart unter Druck, dass man sich gar nicht gegen alle Vorwürfe wehren kann", erklärt er. Als Landwirt fühle man sich mit der Zeit persönlich angegriffen. (tae) © 1&1 Mail & Media / SN
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