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dpa/Axel Heimken/dpa Container werden im Hamburger Hafen umgeschlagen. Die deutsche Wirtschaft ist nach Einschätzung von Ökonomen auch zum Jahresende 2019 nicht in Schwung gekommen.

0,6 Prozent gewachsen im Gesamtjahr: Deutsche Wirtschaft wächst zum Jahresende nicht mal ein bisschen

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Europas größte Volkswirtschaft hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Internationale Handelskonflikte und das Brexit-Drama hinterlassen Spuren. Das zeigt sich auch Ende 2019.

Der deutschen Wirtschaft ist zum Jahresende 2019 die Puste ausgegangen. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten am Freitag in Wiesbaden mitteilte.

Im Gesamtjahr legte das Bruttoinlandsprodukt - wie schon vor einem Monat angenommen - um 0,6 Prozent zu. Das war deutlich weniger als jeweils in den beiden Vorjahren. Ähnlich schwach wie 2019 war das Wachstum zuletzt 2013.

Außenhandel bremst Konjunkturentwicklung zum Jahresende aus

Gedämpft wurde die Konjunkturentwicklung den Angaben zufolge zum Jahresende vom Außenhandel. Deutschland führte weniger aus als im dritten Quartal. Die privaten und die staatlichen Konsumausgaben verloren nach einem sehr starken dritten Quartal zum Jahresende den Angaben zufolge an Dynamik. Der Boom am Bau setzte sich hingegen fort.

Europas größte Volkswirtschaft war nach Jahren des Booms 2019 in eine Schwächephase geraten, bedingt auch durch internationale Handelskonflikte und Unsicherheiten bei Firmen. Das bekam vor allem die exportorientierte deutsche Industrie zu spüren. Hinzu kam der Strukturwandel in der Autoindustrie.

Kauflust und Bauboom haben stärkere Konjunkturflaute verhindert

Die Kauflust der Verbraucher und der Bauboom bewahrten die deutsche Wirtschaft vor einer Vollbremsung. Der private Konsum steht für mehr als 52 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Konsumneigung dürfte nach derzeitiger Einschätzung der Nürnberger GfK-Experten auch 2020 hoch bleiben.

Die Bundesregierung sieht bei der Konjunktur mittlerweile einen „Silberstreif am Horizont“, wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) jüngst sagte. „Es geht in kleinen Schritten, es geht nicht rasend schnell, aber der Weg geht nach oben.“ Für das laufende Jahr rechnet die Bundesregierung mit einem Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent und für 2021 von 1,3 Prozent. Sie ist damit deutlich zuversichtlicher als Spitzenverbände wie der Industrieverband BDI.

Auswirkungen des neuartigen Coronavirus noch nicht quantifizierbar

Für Unsicherheit sorgte zuletzt die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. Nach Einschätzung von EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni ist es aber noch zu früh, die Gefahren der in China ausgebrochenen Epidemie für die Wirtschaft genau einzuschätzen.

Unsicherheitsfaktoren sieht er nicht nur in dem Virus, sondern auch im Zickzack der US-Handelspolitik und in den ungeklärten Beziehungen der EU zu Großbritannien nach Jahresende. Für Deutschland rechnet die Brüsseler Behörde in diesem und im kommenden Jahr mit jeweils 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum, wie aus der jüngsten Konjunkturprognose hervorgeht.

Ökonomenstimmen zu den deutschen Wachstumsdaten

CARSTEN BRZESKI, CHEFVOLKSWIRT DEUTSCHLAND DER ING BANK

"Generell bleibt die deutsche Wirtschaft zwischen einem soliden privaten Konsum und einem schwachen verarbeitenden Gewerbe stecken. (...) Das Gesamtbild der deutschen Wirtschaft ist klar: Seit Sommer 2018 stagniert sie de facto."

JENS-OLIVER NIKLASCH, ANALYST LANDESBANK BADEN-WÜRTTEMBERG

"Die Aufwärtsrevision für das dritte Quartal ist da nur ein schwacher Trost. Die Aussichten für 2020 sind alles andere als gut. Bei all dem ist erstaunlich, wie robust etwa der Arbeitsmarkt noch ist."

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK

"Der deutschen Wirtschaft war es im Schlussquartal nicht möglich zu wachsen. Dabei kann noch von Glück gesprochen werden, dass nicht ein Minus zu Buche steht. Handelskonflikte und Brexit bekamen der deutschen Volkswirtschaft gar nicht gut."

BASTIAN HEPPERLE, ANALYST BANKHAUS LAMPE

"Für die deutsche Wirtschaft bleibt die konjunkturelle Lage schwierig. Die zum Jahresende enttäuschend schwache Auftragslage und der deutliche Produktionsrückgang verdeutlichen, dass die Industrierezession hartnäckig ist. Angesichts der spätzyklischen und anhaltenden globalen Nachfrageschwäche lässt die herbeigesehnte Wende weiter auf sich warten."

JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK

"Sowohl der Corona-Effekt als auch der Bau-Effekt lassen sich nur grob abschätzen, aber alles in allem überwiegen bei unserer Wachstumsprognose für das erste Quartal in Höhe von 0,1 Prozent die Abwärtsrisiken. Dafür spricht auch, dass die deutsche Industrieproduktion bis einschließlich Dezember deutlich gefallen ist, so dass das erste Quartal mit einem statistischen Unterhang beginnt. Auch die Auftragseingänge sind im Dezember merklich zurückgegangen. Ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal ist nicht mehr ausgeschlossen."

GREG FUZESI, ANALYST JPMORGAN

"Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass sich die Gesamtwirtschaft trotz der anhaltenden Schwäche der Industrie weiterhin recht gut behauptet."

NILS JANNSEN, DEUTSCHLAND-EXPERTE IFW KIEL

"Die deutsche Wirtschaft strauchelt und steht ganz im Schatten der Industrierezession. Maßgeblich hierfür sind einbrechende Ausrüstungsinvestitionen sowie ein schwaches Auslandsgeschäft, was nicht nur die Industrie belastet, sondern zunehmend auch auf die unternehmensnahen Dienstleistungen durchschlägt. Angesichts der sehr schwachen Dezemberzahlen bei Auftragseingängen und Produktion dürfte diese Schwächephase vorerst andauern."

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