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Christoph Heuermann Christoph Heuermann will bis zu seinem 30. Geburtstag alle Länder der Welt bereist haben. Das nötige Geld verdient er - 50.000 Euro netto im Monat.

Keine Lust auf Steuern: 29-Jähriger verdient 50.000 Euro im Monat und lässt den Staat alt aussehen

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Steuern zahlen? Nicht mit Christoph Heuermann. Der 29-Jährige hat die Steuervermeidung in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt. Wie er das macht.

„Das Studium habe ich noch abgeschlossen“, sagt Christoph Heuermann. „Direkt eine Woche später habe ich mich in Deutschland abgemeldet und bin auf Reisen gegangen.“ 2015 war das. Heuermann ist nicht wieder zurückgekommen in seine Heimat – nicht dauerhaft zumindest. Das ließe sich auch gar nicht mit seinem Lebensentwurf vereinbaren. Würde Heuermann wieder in der Bundesrepublik leben, dort einen Wohnsitz anmelden, dann müsste er Steuern zahlen. Genau das will der 29-Jährige vermeiden.

„Steuern habe ich schon immer als negativ empfunden; ich assoziiere sie mit Zwang und Gewalt“, erklärt Heuermann. Also hat er für sich ein Lebensmodell entworfen, das in erster Linie darauf abzielt, Steuern zu vermeiden, und es ihm zeitgleich erlaubt, seiner Leidenschaft nachzugehen: dem Reisen. Im nächsten Jahr wird Heuermann voraussichtlich alle Länder der Welt gesehen haben – gut 190. Gerade ist er in Papua-Neuguinea. Im Anschluss geht es nach Palau.

Dauerhafter Wohnsitz in Panama

Seinen Wohnsitz hat er in Panama angemeldet. „Ich habe dort eine lebenslange Aufenthaltsgenehmigung“, sagt er. Steuern zahlen muss er in Panama nicht. Das Land hat eine Territorialbesteuerung, es besteuert keine Einnahmen, die anderswo erwirtschaftet wurden. „Wenn ich mein Geld nicht in Panama verdiene, ist alles steuerfrei“, sagt Heuermann. Und er verdient sein Geld in verschiedenen Ländern. Wenig überraschend: Panama ist nicht dabei.

Heuermanns Einkommen liegt nach eigenen Angaben bei 50.000 Euro netto im Monat. In Deutschland müsste er den Höchststeuersatz von 45 Prozent berappen. In Panama zahlt er nichts. Das ist auch wichtig für den 29-Jährigen, schließlich will eine Dauerweltreise finanziert sein.

 

Beratung zur Steuervermeidung bringt gutes Einkommen

Wie er als Politikwissenschaftler ohne Berufserfahrung ein solches Einkommen erzielt? Heuermann hat sein eigenes Lebensziel zum Geschäftsmodell gemacht: Auf seinem Blog „staatenlos“ erklärt er anderen, wie sie Steuern vermeiden.

Seine Dienste lässt er sich gut bezahlen. Die Beratungssitzung, Dauer zwischen einer und zwei Stunden, kostet 997 Euro. Im Angebot sind auch der Videokurs „Staatenlos Geheimwissen“ für 299 Euro oder das E-Book „Weil Dein Leben Dir gehört: Auswandern in 50 (steuer)freiere Nationen“ für 97 Euro sowie viele weitere Produkte und Dienstleistungen.

Heuermann rechtfertigt seine Preise schnell: „Das ist relativ wenig Geld, wenn man sich anschaut, was die Leute dadurch erreichen.“ Schließlich würden Klienten mit Hilfe seiner Tipps mitunter Millionen sparen. „Es gibt nur wenige Menschen, die einen ähnlichen Wissensschatz und eine vergleichbare Spezialisierung haben“, erklärt Heuermann. Der typische deutsche Steuerberater könne in diese Richtung nicht beraten. „Das können nur die großen Steuerkanzleien, und da kostet die Leistung dann das Zehnfache.“

Eine fachliche Ausbildung im Bereich Steuern hat Heuermann nicht – nur den Bachelor in Politikwissenschaften. Seine Expertise beruht auf den eigenen Erfahrungen, auf angelesenem Fachwissen und der Grundüberzeugung, „dass es für jede Person auf der Welt einen perfekten Ort gibt, an dem sie sich mit ihrem Wunsch wiederfindet“ – und keine Steuern bezahlen muss.

 

 
 

"Die wirklichen Schmarotzer sind andere"

Heuermann ist immun gegen Kritik derjenigen, die seinen Lebensentwurf in Frage stellen: „Oft lässt sich der Ball relativ leicht zurückspielen“, sagt er. „In Deutschland sind so viele Menschen vom Staat abhängig, bekommen mehr als sie einzahlen – das sind die wirklichen Schmarotzer."

Seine Familie akzeptiert das Lebensmodell des 29-Jährigen: „Meine Mutter wollte nur, dass ich vernünftig krankenversichert bin. Und mein Vater ist selbständig. Er denkt ähnlich wie ich und hat mich von Anfang an unterstützt.“

Regelmäßige Besuche in Deutschland

Vier oder fünf Mal im Jahr kommt Heuermann in die alte Heimat zurück. Einen Lebensmittelpunkt in Deutschland will er weiterhin vermeiden. „Ich darf nicht dauerhaft eine eigene Wohnung in Deutschland nehmen. Ich sollte mich weniger als 183 Tage innerhalb eines Jahres auf laufender Basis dort aufhalten und ich darf niemanden heiraten, der in Deutschland lebt“, erklärt er. Hält er diese Vorgaben ein, kann er die alte Heimat "gefahrenlos" besuchen, ohne mit ungebetenen Steuerbescheiden rechnen zu müssen.

Auch künftig plant Heuermann kein Leben an nur einem Platz: „Ich werde aber sicherlich entschleunigen was die Reisetätigkeit angeht.“ Drei oder vier Orte, an denen er jeweils drei bis vier Monate lebt, das klingt gut für Heuermann. „An einem festen Ort zu bleiben kann ich mir aktuell nicht vorstellen.“

Allerdings hat der selbst ernannte Steuerbefreiungsberater natürlich auch einen Plan, falls es ihn doch einmal dauerhaft zurück nach Deutschland zieht: „Klar ist viel reguliert, es gibt aber durchaus legale Schlupflöcher.“ Denkbar sei zum Beispiel sich im Ausland „vernünftig zu strukturieren und mit dem richtigen Unternehmenssetup zurückzukehren – einer Stiftung beispielsweise“.

Jetzt steht erstmal Palau an. Mit 50.000 Euro Monatseinkommen dürfte es sich dort aushalten lassen.

Das sagen die  FOCUS Online-Leser in ihren Kommentaren über den "Steuernomaden":

"Der Grundsatz, dass jeder was er erarbeitet hat auch behalten darf, ist nicht nur ehrlich sondern muss auch ein Grundgesetz sein! Steuern per se sind organisierter Raub und in einer modernen Gesellschaft auch nicht nötig. Libertarismus, österreichische Schule der Nationalökonomie und Voluntarismus sind Schlagworte, die einem bei der eigenen Recherche die Augen öffnen. Eine Welt ohne Staaten ist nicht nur möglich sondern sogar notwendig!"

"Jemand schließt in Deutschland sein aus Steuern finanziertes Studium ab, nachdem er die steuerfinanzierte Schule abgeschlossen hat, auf steuerfinanzierten Straßen fuhr und - wenn alles schief läuft - in den steuerfinanzierten Sozialstaat zurückkehrt, weil der das Existenzminimum und die Gesundheitsfürsorge bezahlt. Ja, da assoziiert man Steuern wahrlich 'Zwang und Gewalt'."

„Das passiert, wenn der Staat den Hals nicht vollkriegt. Eine halbwegs gerechte Besteuerung findet nicht mehr statt, immer mehr Menschen merken dies und ziehen die Konsequenzen. Es wäre an der Zeit, an die richtigen Vermögen und große Konzerne heranzugehen, denn die wissen seit langem wie man keine Steuern zahlt.“

„Wenn er es schafft ohne Steuern zu zahlen ist er ein Genie. Dann gehört er zu den wenigen die den deutschen Raubrittern entkommen sind. Und ganz ehrlich, ich gönne es ihm. Natürlich haben auch die recht die sagen, ja hier auf unsere Kosten studiert und dann abhauen ist auch nicht richtig. Aber im Gegensatz zu vielen anderen hier in Deutschland bekommt er auch nichts von uns. Andere haben auch nie Steuern hier bezahlt, werden auch nie welche bezahlen, bekommen aber trotzdem ein Leben lang Alimente von uns. Der junge Mann bezahlt zwar nichts, will aber auch nichts von uns.“

„Dann sollte er aber auch sämtliches Kindergeld, Geld fürs Studium, Krankenversicherungen usw. bis zu seinem 29. Lebensjahr an den deutschen Steuerzahler zurückzahlen. So ist er selbst nur ein Schmarotzer.“

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