Victoria's Secret-Skandal: Wie sicher sind Models in Österreich?
Victoria's Secret hat neue Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Models eingeführt. Wie die Situation hierzulande aussieht.
Victoria's Secret versucht zu retten, was noch zu retten ist. Nach mehreren Skandalen, der aktuellste dreht sich um Belästigungsvorwürfe und Frauenfeindlichkeit der Manager, steht es um den US-Wäschegiganten nicht mehr gut. Die Aktie ist längst in den Keller gestürzt, in den leeren Läden stapeln sich die BHs. Die legendäre Laufstegshow wurde nach eingebrochenen Zuschauerzahlen 2019 bereits abgesagt.
Ein kleiner Lichtblick: Wie das Branchenmagazin Bloomberg nun exklusiv berichtet, führte die Dessous-Firma bereits vergangenes Jahr zum ersten Mal Sicherheitsmaßnahmen für seine Models ein. Diese beinhalten Regelungen, wie private Umkleidekabinen bei Shootings (in die kein Fotograf Zutritt hat) - und dass Models nie mit einem Fotografen, Visagisten oder einem anderem Teammitglied alleine gelassen werden. Ein anonym bleibender Mitarbeiter verriet dem Magazin auch, dass seit Mai Alkohol und Drogen am Set offiziell verboten sind. Minderjährige Models werden gar nicht mehr gebucht.
Ebenfalls ist in den Unterlagen vermerkt, dass die Models nicht "unter Druck gesetzt werden sollen, mehr von ihrem Körper zu zeigen, als es ihnen angenehm ist". Sollte sich irgendjemand am Set unwohl fühlen, sollte er einem Vertreter von L Brands (Muttergesellschaft von Victoria's Secret) vor Ort darüber informieren.
Ein halbes Jahr später, nachdem Jeffrey Epstein verhaftet worden war und sein Sex-Ring auch in Verbindung mit Victoria's Secret-Chef Leslie Wexner in Verbindung gebracht wurde, wurden die Sicherheitsbestimmungen laut der anonymen Quelle nachgeschärft. So muss bei allen Shootings nun eine unabhängige Person anwesend sein, die sicherstellt, dass alle Vorgaben eingehalten werden.
Grenzen klar abgesteckt
Doch wie steht es um den Schutz der Models in Österreich? "Hierzulande gibt es solche offiziellen Regelungen nicht, weil ja beide Seiten - das Model und der Auftraggeber - auf einer Selbstständigen-Basis arbeiten", sagt Christian Sikora, Chef der Linzer Modelagentur Visage Models, im Gespräch mit dem KURIER. Externe Personen, wie beispielsweise Familienmitglieder, schicke man jedoch bei minderjährigen Models immer zum Shooting mit.
Die Situation, dass ein Model plötzlich alleine im Raum mit einem Fotografen bleibt, sei laut Sikora eine sehr unwahrscheinliche. "An so einem Set sind ja vom Visagisten bis zum Assistenten unzählige Leute dabei."
Dass ein Model beispielsweise bei einem Wellness-Shooting in der Sauna plötzlich ungewollt halb nackt Fotos von sich machen lassen soll, komme kaum vor. "Das ist ein Thema, das bereits bei der Aufnahme in die Modelkartei detailliert besprochen wird", erklärt Sikora. "Ob es mit Akt- oder Halbaktfotografie einverstanden ist, wissen wir von Beginn an. Lautet die Antwort Nein, wird sie für solche Jobs gar nicht erst von uns vermittelt." Natürlich sei es schon einmal vorgekommen, dass Kunden Aufnahmen machen wollten, die so vorher nicht abgesprochen waren. "Die Models melden das dann sofort und wir schreiten ein."
Bei der Agentur Wiener Models wird gleich von Beginn an die Sensibilität der Models geschult. "Es sind in den meisten Fällen sehr junge Leute, die gerade erst ins Berufsleben einsteigen und wir versuchen ihnen von Anfang an ein paar Verhaltensregeln beizubringen", sagt Geschäftsführer Kosmas Pavlos. "Sie können bei Shootings beispielsweise proaktiv ihre Privatsphäre wahren, indem sie sich ausschließlich in der Kabine oder einem extra Raum umziehen."
Den Skandal, der sich rund um Victoria's Secret abspielt, sieht Christian Sikora als "Ausnahmesituation". Nötigungen seien inakzeptabel und in Österreich erfreulicherweise die absolute Ausnahme. Jedoch gebe es ein Problem: "Keiner kann überprüfen, ob es sich bei den Vorwürfen um die Wahrheit handelt."
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