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Für Norbert Loch (rechts) gehört Deutschland nicht zu den Top-Favoriten bei der Rodel-WM.© imago images/Oryk HAIST

Bundestrainer bremst Erwartungshaltung vor Rodel-WM: "Nicht mehr Rodel-Nation Nummer eins"

Für Bundestrainer Norbert Loch gehört Deutschland nicht zu den großen Favoriten bei der Rodel-WM in Sotschi. Die deutschen Athleten müssen sich vor allem vor der Konkurrenz aus Russland fürchten. Im Gespräch mit dem SPORTBUZZER spricht Loch auch über fehlenden Rodel-Nachwuchs.

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Es war wie so häufig in der Vergangenheit: Gerade rechtzeitig zur Weltmeisterschaft sind die deutschen Rodler wieder die Gejagten im Eiskanal. In Oberhof, beim letzten Weltcup vor der WM Anfang Februar, sammelten Johannes Ludwig, Anna Berreiter, die Doppelsitzer Tobias Wendl/Tobias Arlt und die Staffel alle Siege auf der Heim-Bahn ein. Ein Fingerzeig für die am Freitag beginnenden Titelkämpfe im russischen Sotschi? Nicht unbedingt, sagt Rodel-Bundestrainer Norbert Loch dem SPORTBUZZER. „Es wird für uns sicherlich schwierig. Die russischen Athleten sind auf ihrer Bahn eine Macht“, so der Vater von Felix Loch, Titelverteidiger bei den Männern. Doch seine Sportler wollen und sollen natürlich mindestens um die Medaillen kämpfen. „Jeweils eine Medaille in den verschiedenen Rennen – das ist nicht vermessen. Das muss auch unser Ziel sein. Wir fahren nicht hierher, um einen fünften Platz zu holen“, sagte der Bundestrainer.

Russen, Österreicher und Italiener laufen Rodel-Nation Deutschland den Rang ab

Dabei lief diese Saison nicht rund für die deutschen Rodler. Aus der ehemaligen deutschen Vorzeigesportart ist inzwischen eine Wackeldisziplin in Sachen Erfolge geworden. Früher waren stets deutsche Athleten und Athletinnen ganz vorn, wenn es mit Geschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometer pro Stunde durch die Eiskanäle der Welt ging. Doch inzwischen haben die Russen, Österreicher und Italiener Schwarz-Rot-Gold etwas den Rang abgelaufen. „Wir sind nicht mehr die Rodelnation Nummer eins“, weiß auch Loch.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Bei den Frauen etwa pausieren mit der mehrfachen Olympiasiegerin Natalie Geisenberger und der Medaillensammlerin Dajana Eitberger gleich zwei Spitzenfahrerinnen in dieser Saison, weil sie Nachwuchs auf die Welt brachten oder noch bringen. Zudem beendete die lange erfolgreiche Tatjana Hüfner im vergangenen Sommer ihre Karriere. Schon im Sommer sagte der Bundestrainer daher, dass ein Übergang „nicht nahtlos“ vonstattengehen könne. Doch Julia Taubitz, die zwischenzeitlich nach mehreren Siegen sogar den Gesamtweltcup anführte, und Berreiter machten ihre Sache gut. Schleppender läuft es bei den Männern, wo vor allem Loch noch nicht so ins Fahren kommt, wie er das selbst von sich erwartet. Nur bei den Doppelsitzern haben die Deutschen gleich drei starke Schlitten dabei.

Von Deutschland in die Welt: Sportler als Botschafter

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Rodel-Bundestrainer Norbert Loch warnt: "Haben nicht mehr die Masse an Talenten"

Insgesamt manifestiert sich, dass die deutschen Rodler mit der Konkurrenz zu kämpfen haben. „Die anderen Nationen haben aufgeholt“, sagt Loch. Das sei vor allem dadurch geschehen, dass viele deutsche Trainer inzwischen für andere Nationen arbeiten. „Im Ausland wird besser bezahlt“, weiß der 57 Jahre alte Bundestrainer. „Dadurch haben die sich unser Know-how angeeignet.“ Früher waren die Deutschen vor allem in der Materialfrage stets der Konkurrenz enteilt, auch waren immer mehr Trainer im Team dabei, die an Kleinigkeiten tüftelten. Das ist in anderen Nationen inzwischen ebenfalls der Fall. „Es ist in der Weltspitze sowohl bei der Männern, Frauen als auch den Doppelsitzern sehr eng. Es gibt in einer Saison ständig andere Sieger“, sagt Loch. „Wir sind nicht mehr so erfolgsverwöhnt – das ist für den Sport an sich aber auch nicht verkehrt.“

Problematisch für die Zukunft des deutschen Rodelsports ist allerdings ein anderer Umstand. „Wir haben nicht mehr die Masse an Talenten. Der gesamte Nachwuchsbereich hat sich verändert“, erklärt Loch. Das sei allerdings kein exklusives Problem der Rodler, sondern beträfe auch andere Sportarten – selbst den Fußball. Dennoch verschlingt die Nachwuchsarbeit an den vier Stützpunkten eine Menge Geld. Gleich vier Eisbahnen, in Oberhof, am Königssee, in Altenberg und in Winterberg, werden betrieben. Eine zu schließen könne man sich aber nicht erlauben, sagt Loch. „Wenn wir nur eine Bahn ein Jahr zumachen, dann können wir zumachen. Weniger Bahnen bedeuten weniger Erfolge“, sagt er. Bestes Argument für den Weiterbetrieb sind daher auch wieder Medaillen bei der WM in Sotschi.