Machtwechsel auf dem St. Moritzersee?
by SüdostschweizDie Besten der letzten Jahre sind alle erneut am Start, doch ihre Herausforderer verfügen über exzellente Referenzen, so dass vieles auf einen neuen Sieger hindeutet.
Man kann die Favoriten unter den 15 Pferden, die am Sonntag im 81. Longines Grossen Preis von St. Moritz um Preisgelder in der Höhe von 111'111 Franken galoppieren werden, in zwei Lager einteilen. Einerseits die erfahrenen Schneespezialisten und andererseits eine Reihe von White-Turf-Debütanten, die mit handfesten Referenzen von den Gras- und Sandbahnen in England, Frankreich oder Deutschland anreisen.
Die Arrivierten
Zur ersten Gruppe gehört das Trio Jungleboogie, Nimrod und Berrahri, das den GP in den letzten Jahren dominiert hat. Jungleboogie triumphierte 2016, Nimrod 2018 und Berrahri 2019. Vor einem Jahr beanspruchte das Trio sämtliche Podestplätze. Am nächsten kam ihm als Vierter Jacksun, der ebenfalls wieder von der Partie ist.
Dieses Jahr deutet allerdings einiges daraufhin, dass das Trio seinen Zenit überschritten hat. Titelverteidiger Berrahri, der seit seinem erstmaligen Erscheinen 2015 am White Turf Jahr für Jahr überzeugt hatte, wirkte dieses Jahr ungewohnt blass und seine zwei Vorgänger werden auch nicht jünger.
Die Angreifer
Wie Golfspieler bekommen auch Galopprennpferde ein Handicap, mit der ihre Leistungsstärke quantifiziert wird. Nimmt man diese Werte als Massstab, so müssten eigentlich die aus England anreisenden Wargrave und Dolphin Vista den Sieg unter sich ausmachen, denn sie stehen im Rating über ihren Gegnern. Dicht dahinter folgt der Franzose Roc Angel und mit einem kleinen Respektabstand die in Deutschland trainierten Hout Bay und All for Arthur. Die Krux dieser Einschätzungen liegt darin, dass sie aufgrund der Leistungen auf Grasbahnen im Flachland erstellt wurden. Beim Galoppieren auf 1800 Meter und über Eis und Schnee wird diese Hierarchie regelmässig durcheinandergewirbelt.
Während sich die fünf oben erwähnten Pferde am Sonntag zum ersten Mal auf Schnee versuchen, haben einige andere GP-Starter vor einer oder zwei Wochen erste White Turf-Erfahrungen gesammelt. Dabei zeigten Torochica und Ulster, der wie Samurai vom vielfachen Schweizer Champion Miro Weiss in Urdorf vorbereitet wurde, dass sie mit der ungewohnten weissen Unterlage bestens zurechtkommen. Enjoy Vijay ist nach einem Aufgalopp über lediglich 800 Meter nicht schlüssig zu beurteilen. Melodino müsste sich gegenüber dem vierten Rang beim Debüt stark steigern.
Alter neuer König?
Nicht nur der Grosse Preis, auch die fünf übrigen Rennen sind dieses Jahr qualitativ und quantitativ so stark besetzt wie noch selten zuvor. Im beim Publikum äusserst beliebten Skikjöring kämpft die Maximalzahl von zwölf Gespannen um die Credit Suisse Trophy. Die beste Ausgangslage für den Sieg in der Gesamtwertung und damit auf den Titel "König des Engadins", haben Adrian von Gunten und Jakob Broger, die vor einer Woche mit Zambeso respektive Vienna Woods die Ränge eins und zwei belegten. Sowohl für von Gunten wie auch für Broger, der insgesamt ein Jahrzehnt lang "herrschte", wäre es eine Rückkehr auf den Thron, den sie in den letzten Jahren zuert Valeria Holinger, der ersten Königin, und dann Lupo Wolf überlassen mussten.
Hochspannung verspricht auch der Grand Prix BMW der Traber, in dem es zum Duell der beiden Vorsonntagssieger Vladimir de Ginai, der als Titelverteidiger antritt, und Ugo de Tortière kommt. (sda/so)
Wett-Tipps
Rennen 1 (Trab, 1700 Meter, 10'000.--): Classic Chrono - Corleone - Cricia d’Eam - Terry Gahn
Rennen 2 (Flach, 1300 m, Fr. 30'000.--): Hakam - Zock - Notte A Roma - Elmejor
Rennen 3 (Longines 81. Grosser Preis von St. Moritz, Flach, 2000 m, Fr. 111'111.--): Wargrave - Torochica - Samurai - Nimrod
Rennen 4 (Grand Prix Credit Suisse, Skikjöring, 2700 m, Fr. 20'000.--): Zambeso - Vienna Woods - Sociopath - November Rain
Rennen 5 (Grand Prix BMW, Trab, 1900 m, Fr. 30'000.--): Ugo de Tortière - Vladimir de Ginai - Apollo San - Sonny Club
Rennen 6 (Flach, 1600 m, Fr. 15'000.--): Heloagain - Suprimo - Kontrast - Swan Lake