Weshalb der SCB ein Gentlemen’s Agreement kündigt
Der SC Bern möchte als einziger Club der National League wieder Agentenhonorare zahlen. Geschäftsführer Marc Lüthi nimmt Stellung.
by Reto KirchhoferVor vier Jahren verpflichteten sich die Clubs der National League und Swiss League in einem Gentlemen’s Agreement, keine Zahlungen mehr an Spielervermittler zu leisten. Am Mittwoch informierte der SC Bern die Clubs an der Ligaversammlung darüber, dass er das Agreement per Ende Saison kündigen wird.
Marc Lüthi, weshalb kündigt der SC Bern das Gentlemen’s Agreement bezüglich Agentenzahlungen?
Weil wir in der Schweiz keine Planwirtschaft haben, sondern Marktwirtschaft. Wir wollen in unserem Geschäftsgebaren unabhängig sein.
Ausgerechnet Sie und der SCB wollen also mehr Geld ausgeben und die Agentenhonorare wieder einführen.
Wir wollen frei sein, werden aber sicher nicht ins alte Fahrwasser geraten und endlos Agentenhonorare zahlen.
Zurzeit bezahlen die Spieler ihre Agenten, was für die Clubs doch eine ideale Lösung ist.
Das Agentenhonorar zahlt zwar der Spieler, am Ende aber doch der Club, weil die Summe einfach auf den Lohn geschlagen wird. Und komme ich zum Schluss, dass ich für irgendetwas einem Agenten einen Auftrag erteilen will, dann kann ich das heute nicht tun, weil es vielfach etwas kostet, wenn man jemandem einen Auftrag gibt.
Was verstehen Sie unter «für irgendetwas»?
Beispielsweise wenn ich einem Agenten den Auftrag erteile, einen Spieler zu suchen.
Womit Sie Wasser auf die Mühlen jener liefern, die behaupten, der SCB verfüge über ein schlechtes Scouting.
Das hat nichts damit zu tun.
Die überwiegende Mehrheit der Clubvertreter ist mit der bestehenden Situation zufrieden. Der SCB weicht als Einziger ab.
Das ist nicht mein Problem. Wer ein Gentleman ist, der handelt nicht hintenherum, sondern sagt offen, was er macht. Das haben wir an der Ligaversammlung getan. Die Agenten gehören zum Eishockey wie die Spieler, Trainer, Journalisten. Sie sind «part of the game». Dass man einen Teil des Spiels künstlich ausschliessen will, das unterstützen wir nicht mehr.
Und Sie nehmen in Kauf, dass dadurch wieder mehr Geld ausgegeben wird?
Bei uns nicht.
Und generell?
Bei uns nicht. Ich kann nur für den SCB sprechen.