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Free Agents, Franchise Tag und Co. - so funktioniert die NFL Free Agency

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Die Free Agency steht vor der Tür - aber was bedeutet das eigentlich genau? Worauf müssen Teams achten? Und welche Begriffe sollten Fans in den kommenden Wochen kennen? SPOX hat den Guide für die NFL Free Agency.

Restricted Free Agents, Tender, accrued Seasons und ganz konkret schon sehr bald die verschiedenen Varianten des Franchise Tags: Die Free Agency in der NFL wird schnell zum Dickicht neuer Begriffe, finanzieller Details und kleiner, aber feiner Unterschiede.

Was sind die Basics? Was sollten Fans auf jeden Fall wissen, ehe das große Wettbieten beginnt?

Zusammenfassung: Wie funktioniert die NFL Free Agency?

Auf dem Punkt gebracht: Mit dem Start des neuen Liga-Jahres enden alle auslaufenden Verträge; wer also die gerade beendete Saison im letzten Vertragsjahr gespielt hat, ist zum Start des neuen Liga-Jahres Free Agent und kann somit mit jedem Team verhandeln und bei einem anderen Team einen neuen Vertrag unterschreiben. Ein Free Agent ist also ein Spieler, der auf dem freien Markt ist.

Welche Einschränkungen gibt es? Maßgeblich existieren zwei Einschränkungen, welche Spieler trotz eines auslaufenden Vertrags an ihr bisheriges Team binden können: Es gibt den Franchise und den Transition Tag, mit der Unterteilung in den exklusiven und den nicht-exklusiven Franchise Tag sowie den Transition Tag. Einzig beim exklusiven Franchise Tag hat der Spieler nicht die Möglichkeit, mit anderen Teams zumindest zu verhandeln. Die andere Einschränkung sind Restricted Free Agents, mehr Details dazu gleich.

NFL-Verträge - worauf achten? "4 Jahre und 80 Millionen Dollar - das ist doch viel zu teuer!" Sobald über die ersten Tage der Free Agency finanzielle Details bekannt werden, fliegen die Hot Takes nur so durch Social Media. Generell gilt dabei: Ruhe bewahren. 4 Jahre und 80 Millionen Dollar können sich am Ende in der Realität nur als 3 Jahre und 50 Millionen Dollar entpuppen - oder durchaus auch noch weniger. In der NFL sind Verträge nicht automatisch garantiert, das heißt am wichtigsten ist einmal das komplett garantierte Gehalt, beginnend mit dem voll garantierten Unterschriftsbonus, sowie darüber hinaus die Struktur des Vertrags. Ein Beispiel:

Beispiel: Der Vertrag von Le'Veon Bell

JahrBase SalaryKaderbonusUnterschriftsbonusCap HitDead Cap bei Entlassung
20192 Mio. Dollar4,4 Mio. Dollar2 Mio. Dollar8,9 Mio. Dollar25 Mio. Dollar
20208,5 Mio. Dollar4,9 Mio. Dollar2 Mio. Dollar15,4 Mio. Dollar17 Mio. Dollar
20218 Mio. Dollar3,5 Mio. Dollar2 Mio. Dollar13,5 Mio. Dollar4 Mio. Dollar
20229,5 Mio. Dollar3,5 Mio. Dollar2 Mio. Dollar15 Mio. Dollar2 Mio. Dollar

Das ist der Vertrag, den Le'Veon Bell in der vergangenen Free Agency bei den New York Jets unterschrieben hat. "4 Jahre, 52,5 Millionen Dollar" war die Headline dafür. Doch sieht die Realität potenziell ganz anders aus.

Würden sich die Jets nach der kommenden Saison, also nach zwei Jahren, von Bell trennen, müssten sie einen Dead Cap Hit (die Summe, die für das Jahr noch gegen den Salary Cap zählt, obwohl der Spieler nicht mehr da ist) von 4 Millionen Dollar schlucken - würden dafür aber auf 2021 und 2022 gerechnet auch rund 25 Millionen Dollar sparen.

Komplett garantiert sind in Bells Vertrag nämlich nur 27 Millionen Dollar: Der Unterschriftsbonus (8 Mio.), der Cap-technisch auf die Vertragslaufzeit aufgeteilt wird (deshalb je pro Jahr 2 Mio.), sowie das Basis Gehalt und der Kader-Bonus 2019 und 2020. Abgesehen vom Unterschriftsbonus hat er über 2020 hinaus keine Garantien.

Der Dead Cap Hit berechnet sich aus dem garantierten Gehalt, das noch im Vertrag steht. Diese Summe wird dann, statt wie ursprünglich strukturiert auf die weiteren Vertragsjahre verteilt, sofort fällig: Die 4 Millionen Dollar Dead Cap bei einer Entlassung im Frühjahr 2021 wären also die beiden Unterschriftsbonus-Zahlungen 2021 und 2022, die einzigen dann noch offenen Garantien in Bells Vertrag.

Wann geht es los? Das neue Liga-Jahr startet am 18. März, dann also enden die auslaufenden Verträge und alle Unrestricted Free Agents sind, sofern sie keinen Tag erhalten haben, auf dem freien Markt und ungebunden, können mit jedem Team verhandeln und überall einen neuen Deal unterschreiben. Bereits ab dem 16. März dürfen die Berater von angehenden Free Agents mit anderen Teams Verhandlungen beginnen. Ab dem 16. März wird also die Gerüchteküche brodeln, ab dem 18. März werden die Gerüchte der beiden Vortage dann in handfeste Verträge umgemünzt. Auch womöglich schon vereinbarte Spieler-Trades werden dann unterzeichnet und somit Realität.

Wann ist die heiße Phase der Free Agency? Der Hauptteil der Action findet innerhalb der ersten Woche statt, in diesem Jahr also zwischen dem 16. und dem 22. März. Nach dieser Woche sollten die allermeisten großen Namen vom Markt sein, mit einigen einzelnen Ausnahmen. SPOX begleitet die Free-Agency-Woche auch in diesem Jahr im täglichen Liveticker!

NFL: Was ist ein Restricted Free Agent?

Für die großen Namen spielt diese Unterscheidung in aller Regel keine Rolle, sie alle sind Unrestricted Free Agents und somit zum Start des neuen Liga Jahres - sofern sie keinen Franchise Tag erhalten haben - frei, bei einem neuen Team zu unterschreiben.

Doch es gibt auch in diesem Jahr einige namhafte oder wichtige Restricted Free Agents, wie etwa Kareem Hunt (RB, Browns), Austin Ekeler (RB, Chargers), Taysom Hill (QB, Saints) oder Matt Skura (C, Ravens).

Was ist ein Restricted Free Agent? Ein Restricted Free Agent ist ein Spieler mit auslaufendem Vertrag, der nur drei "accrued Seasons" (sinngemäß: "angerechnete Saisons") vorzuweisen hat. Der normale Rookie-Vertrag geht über vier Jahre, wurden einem Spieler also davon nur drei Jahre angerechnet - oder hat er als Undrafted Free Agent nur für drei Jahre unterschrieben -, wird er nach Ablauf dieses Vertrags ein Restricted Free Agent. Sobald ein Spieler vier "accrued Seasons" vorweisen kann, ist er mit Vertragsende ein Unrestricted Free Agent.

Welche Saisons werden nicht angerechnet? Um eine "accrued Season" angerechnet bekommen, muss ein Spieler mindestens sechs Regular Season Spiele bei einem Team verbracht haben. Das Practice Squad und die Non-Football-Injuries-Liste zählen nicht dazu, die Injured Reserve dagegen sehr wohl. Ein Beispiel: Rookie A verpasst seine komplette Offseason und Saison aufgrund einer schweren Verletzung, die er vor seiner Zeit in der NFL erlitten hat. Diese Saison würde nicht als "accrued Season" angerechnet werden, obwohl er unter Vertrag stand. Rookie B reißt sich im ersten Spiel für sein NFL-Team das Kreuzband und verpasst den Rest des Jahres verletzt - er würde die Saison als "accrued Season" angerechnet bekommen. Spieler C verpasst die gesamte Saison aufgrund einer Sperre - das wäre keine "accrued Season".

Was unterscheidet Unrestricted und Restricted Free Agents? Während Teams bei angehenden Unrestricted Free Agents abgesehen von einem neuen, langfristigen Vertrag lediglich die Möglichkeit haben, den Spieler per Franchise Tag sicher an sich zu binden, ist die Sachlage bei Restrcited Free Agents anders. Hier haben die Teams deutlich mehr Macht, konkret in Form der "Restricted Free Agent Tender".

Teams können auswählen zwischen dem First-, Second- und Original-Round-Tender. Heißt: Der Spieler erhält ein - finanziell Jahr für Jahr standardisiert festgelegtes - Angebot für die kommende Saison; beispielsweise würde ein First-Round-Tender in diesem Jahr dem Spieler mutmaßlich rund 4,6 Millionen Dollar einbringen.

In der Folge kann er mit anderen Teams verhandeln, doch will ihn ein "Team B" verpflichten, hätte sein ursprüngliches "Team A" zunächst das Recht, mit jedem Angebot, das der Spieler erhält, mitzugehen. Lässt Team A ihn gehen, würde es von Team B im Szenario des First-Round-Tenders als Kompensation einen Erstrunden-Draft-Pick erhalten.

Dementsprechend beim Second-Round-Tender gäbe es einen Zweitrunden-Pick, beim Original-Round-Tender würde Team A als Kompensation einen Pick aus der Runde erhalten, in welcher der Spieler einst gedraftet wurde.

Ein Beispiel: Die Saints könnten sich dieses Jahr dazu entschließen, Taysom Hill als ersten Backup-Quarterback hinter Drew Brees zu installieren und wären dann womöglich bereit, ihm dafür 4,6 Millionen Dollar zu zahlen. New Orleans würde Hill dementsprechend einen First-Round-Tender geben. Falls dann beispielsweise die Chargers Hill verpflichten wollen und ihm deutlich mehr bieten, wo die Saints wiederum nicht mitgehen wollen, würden sie von den Chargers einen Erstrunden-Pick erhalten.

Teams können Spielern außerdem auch den "Right of First Refusal"-Tender geben. Dabei gibt es keine Kompensation, sollte der Spieler gehen, doch Team A hat die Möglichkeit, bei Angeboten für den Spieler mitzugehen.

Nur wenn ein Team darauf verzichtet, einem angehenden Free Agent einen Tender zu geben, wird der Spieler ein Free Agent mit den gleichen Freiheiten wie die Unrestricted Free Agents.

Restricted Free Agent Tenders - Prognose für 2020:

Tender-TypPreis
First Round4,6 Mio. Dollar
Second Round3,2 Mio. Dollar
Original Round2,1 Mio. Dollar

(Quelle: Over the Cap)

Was passiert mit Spielern, die weniger als 3 "accrued Seasons" haben? Hat ein Spieler bei Ende seines Vertrags noch weniger als drei angerechnete Spielzeiten vorzuweisen, wird er ein ERFA, ein exclusive-rights free agent. Diese Spieler können, sofern sie von ihrem ursprünglichen Team einen Tender erhalten haben, nicht mit anderen Teams verhandeln. Ihre Rechte liegen exklusiv bei der Franchise, von der sie den Tender haben.

Wide Receiver Josh Gordon etwa war in Cleveland nach sechs Jahren in der NFL ein ERFA, da er immer wieder Saisons oder zu viele Spiele innerhalb einer Saison durch Sperren und Suspendierungen verpasst hatte. In diesem Jahr ist beispielsweise 49ers-Backup-Quarterback Nick Mullens ein ERFA.

Was ist der Franchise Tag?

Es gibt drei verschiedene Grund-Varianten des Franchise-Tags: Den exklusiven, den nicht-exklusiven und den Transition Tag. Teams haben mit diesen Tags die Möglichkeit, einen Spieler mit eigentlich auslaufendem Vertrag für ein weiteres Jahr an das Team zu binden.

Normalerweise darf ein Team pro Offseason nur einen einzigen Tag verwenden. Da 2020 allerdings das letzte Jahr unter dem aktuellen Collective Bargaining Agreement (der Vertrag zwischen Teams und Spielerverband) ist, gelten andere Regeln: Teams dürfen - sofern kein neues CBA bis zum Start der Free Agency feststeht - in dieser Offseason ausnahmsweise einen Franchise Tag und einen Transition Tag an eigene Spieler verteilen.

Der exklusive Franchise Tag: Die sicherste - und teuerste - Variante, und mutmaßlich die Option, die in diesem Jahr Cowboys-Quarterback Dak Prescott erwarten dürfte. Beim exklusiven Tag hat der Spieler nicht das Recht, mit anderen Teams zu verhandeln. Dafür wird er gut bezahlt: Er erhält für das kommende Jahr das Durchschnittsgehalt der aktuell fünf höchsten Gehälter auf der Position oder 120 Prozent des eigenen Vorjahres-Cap-Hits. Je nachdem, was höher ist.

Der nicht-exklusive Franchise Tag: Ähnliche finanzielle Parameter, mit einem kleinen aber feinen Unterschied: Statt aus den aktuellen Top-5-Gehältern auf der Position berechnet sich das Gehalt über die Top-5-Gehälter der Position über die vergangenen fünf Jahre. Um das konkreter zu machen: Erhält Prescott den nicht-exklusiven Tag, würde er 2020 rund 27 Millionen Dollar verdienen. Erhält er den exklusiven Tag, wären es rund 33 Millionen Dollar. Im Gegenzug hat der Spieler unter dem nicht-exklusiven Tag die Option, mit anderen Teams zu verhandeln und könnte für den festgeschriebenen Preis von zwei Erstrunden-Picks trotz des Franchise Tags wechseln, sollte ein anderes Team einen Preis ausrufen, bei dem sein ursprüngliches Team nicht mitgeht.

Der Transition Tag: Zwar handelt es sich beim Transition Tag, genau wie bei den beiden Franchise-Tag-Varianten, ebenfalls um einen garantierten Einjahresvertrag - der aber kommt mit deutlich gelockerten Parametern. Das Gehalt errechnet sich aus den Top-10-Gehältern der jeweiligen Position des Spielers; um bei Prescotts Beispiel zu bleiben: Prescott würde mit dem Transition Tag "nur" rund 24,3 Millionen Dollar verdienen. Dafür gibt der Transition Tag dem Team auch lediglich das Recht, mit dem Vertragsangebot eines anderen Teams an den Spieler gleichzuziehen und ihn somit halten. Passiert das nicht und der Spieler wechselt, gibt es hier keinerlei Kompensation.

Franchise Tag: Voraussichtliche Preise 2020

PositionFranchise Tag (Dollar)
Cornerback16.486.000
Defensive End17.950.000
Defensive Tackle16.272.000
Linebacker15.973.000
Offensive Line14.915.000
Punter/Kicker5.151.000
Quarterback27.067.000
Running Back10.372.000
Safety11.545.000
Tight End10.703.000
Wide Receiver18.077.000

(Quelle der Schätzung: CBS Sports.)

Kann ein Spieler den Franchise Tag mehrfach erhalten? Ja. Das jüngste, prominenteste Beispiel war Kirk Cousins bei den Redskins, ehe er die Hauptstadt schließlich Richtung Minnesota verließ. Das Problem damit: Mehrere Franchise Tags für einen Spieler in aufeinanderfolgenden Jahren werden teuer für Teams. Im zweiten Jahr erhält der Spieler 120 Prozent seines Vorjahres-Gehalts. Im dritten Jahr wären es 144 Prozent des Vorjahres-Gehalts, oder der Durchschnitt der Top-5-Gehälter auf der teuersten Position.

NFL: Welche Top-Spieler werden dieses Jahr Free Agents?

Es könnte eine historische Free Agency auf der Quarterback-Position werden: Neben den beiden künftigen Hall-of-Famern Tom Brady und Drew Brees - die beide vertraglich nicht mit dem Franchise Tag gehalten werden können - ist bereits klar, dass Philip Rivers auf den Markt kommt: Die Chargers haben öffentlich gemacht, dass sich die Wege trennen.

In Tennessee derweil warten alle darauf, wie die Titans mit Ryan Tannehill verfahren, während Marcus Mariota auf den Markt kommen wird. Auch in New Orleans ist neben der Brees-Frage auch Teddy Bridgewater angehender Free Agent, und die Buccaneers müssen bei Jameis Winston eine Entscheidung treffen.

Dabei sind potenzielle Trade-Kandidaten wie Cam Newton oder Andy Dalton noch nicht einmal berücksichtigt. Und auch wenn es höchst unwahrscheinlich ist, dass hier ein Wechsel in den Bereich des Möglichen rückt: Dak Prescott ist von all den kursierenden Namen vermutlich der lukrativste angehende Free Agent.

Ansonsten ist die Free Agency Klasse in der Defensive Line gut bestückt, auch in der Offensive Line könnten einige interessante Namen auf den Markt kommen. Wide Receiver dagegen gestalten sich als dünn, umso mehr, falls die Bengals A.J. Green halten. Auch hier sind die Cowboys in Person von Amari Cooper ein zentraler Dominostein.

SpielerPositionAlterBisheriges Team
Dak PrescottQuarterback26Dallas Cowboys
Tom BradyQuarterback43New England Patriots
Drew BreesQuarterback41New Orleans Saints
Philip RiversQuarterback38Los Angeles Chargers
A.J. GreenWide Receiver32Cincinnati Bengals
Jadeveon ClowneyDefensive Line27Seattle Seahawks
Chris HarrisCornerback31Denver Broncos
Jameis WinstonQuarterback26Tampa Bay Buccaneers
Ryan TannehillQuarterback32Tennessee Titans
Teddy BridgewaterQuarterback28New Orleans Saints
Chris JonesDefensive Tackle26Kansas City Chiefs
Emmanuel SandersWide Receiver33San Francisco 49ers
Anthony CastonzoLeft Tackle32Indianapolis Colts
Dante FowlerEdge26Los Angeles Rams
Derrick HenryRunning Back26Tennessee Titans
Amari CooperWide Receiver25Dallas Cowboys
Ndamukong SuhDefensive Tackle33Tampa Bay Buccaneers
Robby AndersonWide Receiver27New York Jets
Brandon ScherffOffensive Guard28Washington Redskins
Leonard WilliamsDefensive Line26New York Giants
Marcus MariotaQuarterback26Tennessee Titans
Devin McCourtyFree Safety33New England Patriots
Kyle Van NoyLinebacker/Edge29New England Patriots

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