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Bild: dpa/Ferdy Damman
Konzertkritik | Milky Chance im Tempodrom

Lässige Strandparty auch ohne Strand

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Audio: Inforadio | 14.02.2020 | Henrike Möller

Milky Chance sind eine der erfolgreichsten deutschen Bands im Ausland. Mit ihrem neuen Album "Mind The Moon" touren die Kasseler gerade durch Europa. Der Global-Pop-Sound kam am Donnerstag auch in Berlin gut an. Von Henrike Möller

Und auf einmal liegt Kreuzberg am Meer, umgeben von Palmen und weißem Sand. In der Beach Bar feiern Leute mit einem Cocktail in der Hand ausgelassen in den Sonnenuntergang hinein. Mit ihrem zurückgelehnten Mix aus Reggae, Global-Pop und Folk verwandeln Milky Chance am Donnerstagabend das Tempodrom ab Sekunde eins in eine riesige Strandparty - mit dem Motto: Peace and Harmony und interkulturelle Verständigung. Kaum eine deutsche Band klingt so von Welt wie Milky Chance. Global-Pop aus Kassel - warum nicht? Da kommt das Duo nämlich her. 

Auf der Bühne sind Milky Chance zu viert. Neben Gitarrist Philipp Dausch und Reibeisen-Sänger Clemens Rehbein sind da noch ein Drummer und ein Multiinstrumentalist, der mal Keyboard, mal Gitarre, mal Mundharmonika spielt.

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Bild: dpa/Isabel Schiffler

Viel Show machen die Musiker nicht. Ihre Outfits sind dunkel und dezent. Hinter ihnen steht eine Gitterwand in Form eines in der Mitte durchgeschnitten Hexagons, die immer wieder mit Lasern in verschiedenen Farben angestrahlt wird. Noch einmal dahinter auf einer großen Leinwand hängt ein Mond auf einem glitzrigen Himmel - in Anlehnung an das neue Milky Chance Album "Mind The Moon".

Die Musik ist wieder erdiger, minimalistischer und mehr Folktronica - so wie ihre erste Platte, mit der ihnen vor sechs Jahren von jetzt auf gleich der internationale Durchbruch gelang, vor allem durch die Single "Stolen Dance". Selbst US-Late-Night-Talker Johnny Kimmel lud Milky Chance in seine Sendung ein - als zweite deutsche Band überhaupt nach Rammstein.

Milky Chance können aber auch elektronisch. Immer wieder mischen sich sanfte Beats unter die Gitarrenklänge. Einmal gönnt sich Frontmann Clemens Rehbein an den Synthie-Reglern eine mehrminütige Exkursion in Richtung House-Musik.

Das junge Publikum singt und tanzt die ganzen anderthalb Stunden lang begeistert mit. Milky Chance mögen den Ruf einer Chiller-Band haben, auf ihre Konzerte trifft das nicht zu. Live sind sie wesentlich spannender und actionreicher als auf Platte. Mehr Kanten, mehr Spielfreude, weniger Glattgeschmirgeltes.

Endgültig punkten Milky Chance beim Publikum, als Frontmann Clemens Rehbein seine einzig richtige Bühnensage macht. Sie hätten nun eine Nachhaltigkeitsmanagerin, erzählt er, die dafür sorgt, dass ihr ökologischer Fußabdruck als Band so klein wie möglich bleibe. Wenn schon Global- Pop-Band, dann richtig.

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Bild: dpa/Michi Reimers

Sendung: Inforadio, 14.02.2020, 06:55