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Quelle des Wassers für Guttannen: Das Ursprungsgebiet der Aare am Unteraargletscher.Fotos: Bruno Petroni

«Die Alpen bekommen neue Funktion»

Am Donnerstag drehte sich alles um das Thema Wasser: Am Guttanner Thementagsprachen drei Leute, die es wissen müssen, über die lebenswichtige Ressource.

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Das Leben von drei geladenen Referenten am Guttanner Thementag am Donnerstagabend dreht sich um Wasser. Einer von ihnen hatte vor 60 Zuhörern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft quasi ein Heimspiel: Der in Thun lebende Uni-Hydrologieprofessor und Mitglied des beratenden Organs in Klimafragen für den Bundesrat, Rolf Weingartner.

Im Gespräch mit dem langjährigen TV-Moderator Kurt Aeschbacher im Hotel Bären fand Weingartner lobende Worte für das Grimseldorf: «Die Guttanner nehmen ihre Verantwortung für die Zukunft wahr, unternehmen und bewegen etwas.» Der Referent meinte damit das vor einem halben Jahr ins Leben gerufene Projekt «Guttannen bewegt», welches das Ziel hat, die Abwanderung und somit den Gemeindezerfall abzuwenden und den Klimawandel mit seinen Thematiken als Herausforderungen anzunehmen. «Einerseits haben wir die klimatische Bedrohung, andererseits aber auch die Chance, etwas dagegen zu tun.»

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Moderator Kurt Aeschbacher (l.) und Hydrologe Rolf Weingartner.

Weingartner nannte das Guttanner Modell denn auch «ein Leuchtturmprojekt, denn der Alpenraum hat in Zukunft eine hydrologisch sehr wichtige Bedeutung für unser Land. Er ist ein hydrologisches Paradies, denn 70 Prozent des Wassers da oben ist nichts anderes als geschmolzener Schnee oder Gletschereis.» Mit dem Klimawandel würden diese Grundfeste zwar abnehmen: «Die Schneeschmelze werde im Frühjahr früher einsetzen und früher abgeschlossen sein, was im regenarmen Spätsommer einen gegenüber heute viel geringeren Abfluss zur Folge haben werde. Mit dem Klimawandel erhalten die Alpen jetzt eine neue Funktion – sie sind eine ökologische Insel mit gutem Qualitätswasser, geeignet nicht nur für Wasserkraft, sondern auch für die Biodiversität.»

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Meeresbiologe Thomas Jermann und Goba-CEO Gabriela Manser.

Eine weitere Gesprächspartnerin von Kurt Aeschbacher war die Appenzeller Direktorin der Goba Mineralwasser AG, Gabriela Manser, deren Firma bis zu 80 Jahre im Gestein gelagertes Mineralwasser auf den Markt bringt, und die ihren Personalbestand in 20 Jahren von acht auf deren 60 Mitarbeiter vergrössern konnte. Schliesslich sprach der Basler Meeresbiologe Thomas Jermann über seine bevorzugte Region: Die Bretonische Nordküste, wo es innert sechs Stunden zu Wasserstandsänderungen von bis zu 15 Meter kommt. «Und die oft zu sehenden Schaumbildungen am Ufer sind übrigens nicht unbedingt menschgemachter Schmutz, sondern Eiweiss aus der Proteinbildung der 20000 verschiedenen Lebensarten im Meer.»

Der Guttanner Gemeindepräsident Werner Schläppi als Mitglied der Projektgruppe zeigte sich erfreut über das rege Interesse seitens des Publikums, und ist entschlossen: «Mit dem Thementag wollen wir den Leuten einen Bezug zu unserem Dorf ermöglichen.» Deshalb werde auch nächstes Jahr wieder ein Thementag stattfinden. Über das mögliche Diskussionsthema gibt sich das Gemeindeoberhaupt indes noch bedeckt.