Der Müllheimer Daniel Schneider arbeitet als Plus-Size-Model

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Daniel Schneider aus Müllheim ist als Plus-Size-Model erfolgreich, außerdem war er einer von vier Coaches in der Sat.1-Show "No body is perfect"

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Das Thema Plus-Size-Mode scheint langsam in der Gesellschaft anzukommen, glaubt Daniel Schneider. Foto: privat

Instagram war die Initialzündung. Es war eine Phase, in der Daniel Schneider zuerst mehr gewogen hat als heute – und dann viel Gewicht verlor, erzählt er. Schneider postete Fotos von seinem neuen Aussehen in dem sozialen Netzwerk. Und Menschen wurden aufmerksam. Einer sprach ihn an, ob er nicht Lust hätte, Plus-Size-Model zu werden – Claus Fleissner, selbst erfolgreiches Plus-Size-Model. "Plus-Size-" oder "Curvy-Models", zu Deutsch "Übergrößen"- oder "kurviges Model", nennt man Models, die mehr auf die Waage bringen, als die, die üblicherweise die Mode der Designer präsentieren. Schneider bringt mit seinen 1,85 Metern dazu eine gewisse Größe mit. Mit seinen rötlichen Haaren ist er zudem ein anderer Typ als viele andere. Sein Vollbart ist dabei zu seinem Markenzeichen geworden. Ihn pflegt er besonders, ansonsten mache er "relativ wenig", sagt er.

Bezahlt würden Plus-Size-Models weniger gut als Models aus dem herkömmlichen Größenbereich, sagt Schneider. Obwohl ihre Arbeit quasi die gleiche ist, genauso schön und genauso anstrengend. Wahrscheinlich, weil der Plus-Size-Bereich doch noch als Nische angesehen, mutmaßt Schneider. Und das, obwohl laut dem Statistischen Bundesamt 2017 jeder zweite Erwachsene in Deutschland, 53 Prozent der Bevölkerung, als übergewichtig galt. Das Thema Plus-Size-Mode scheine zwar langsam in der Gesellschaft anzukommen, glaubt Schneider. Doch noch ist viel Luft nach oben.

Der erste Job als Plus-Size-Model auf dem Laufsteg

Fleissner machte ihn auf das Online-Casting für die "Plus Size Fashion Days" in Hamburg aufmerksam, heute "Diversity Fashion Show" genannt. Das war 2017. Schneider schickte ein kurzes Video hin und bekam die Zusage. Sein erster Job als Plus-Size-Model auf dem Laufsteg.

Eigentlich arbeitet der 36-Jährige in der Heilerziehungspflege in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Müllheim. Gleichzeitig wurde aber aus seinen ersten Schritten in der Welt der Plus-Size-Mode mehr: Es folgten Kooperationen mit Firmen, deren Mode er auf Fotos in seinem Instagram-Account trägt, Shootings für ein Münchner Modehaus und einen Online-Versandhändler – Schneiders Netzwerk wuchs.

"Die erste Folge hatte fast zwei Millionen Zuschauer. Die haben alle gesehen, wie ich nackt ins Wasser springe." Daniel Schneider


Bisheriger Karriere-Höhepunkt war sein Auftritt in der Show des Fernsehsenders Sat.1 "No body is perfect – das Nacktexperiment". Als einer von vier Coaches versuchte Schneider darin, den Teilnehmern dabei zu helfen, sich wieder wohl in ihren Körpern zu fühlen. Die Coaches waren dabei selbst nackt.

Manchmal sei es ein komisches Gefühl, dass er sich mit so vielen Menschen teile, sagt Schneider. "Die erste Folge hatte fast zwei Millionen Zuschauer. Die haben alle gesehen, wie ich nackt ins Wasser springe." Dreieinhalb Wochen lang, im September 2019, wurde die Show auf Mykonos gedreht. Vier Folgen entstanden, die im Januar wöchentlich ausgestrahlt wurden, montags um 20.15 Uhr. Dann wurde die Show abgesetzt. Schlechte Quoten. Online sind die Folgen noch abrufbar.

Auch Daniel Schneide war nicht immer mit sich und seinem Körper im Reinen

Doch immer noch schreiben ihm viele Menschen, erzählt Schneider, bedanken sich für seine Offenheit. Die Show rief auch gegenteilige Reaktionen hervor, dass sie polarisieren würde, sei ihm aber von Anfang an klar gewesen, sagt er. Für ihn war der Dreh eine anfangs ungewohnte, am Ende sehr bereichernde Erfahrung.

"Es war gleich extrem harmonisch innerhalb des Teams. Da gab es keinen einzigen komischen Blick oder Spruch. Mit fast allen bin ich noch immer in Kontakt." Dass er den Teilnehmern in so kurzer Zeit wirklich habe helfen können, wie er sagt, freut ihn besonders. Die Geschichten, die diese mitbrachten, hätten ihn sehr berührt – vielleicht, weil sie ihn auch an seine eigene erinnerten. Denn auch er war nicht immer mit sich und seinem Körper im Reinen. "Ich hatte selbst lange Probleme mit mir. Ich war auch jahrelang in keinem Schwimmbad, hatte im Sommer beim Basketballspielen eine lange Hose an. Nach und nach bin ich da aber rausgekommen."

Heute sei er selbstbewusster, zufriedener. Geholfen hat ihm dabei seine Lebensgefährtin, mit der er in Müllheim lebt. Und der Zuspruch, den er durch das Modeln erfährt. Ansonsten sei er immer noch der Gleiche, betont er. "Ich gehe gerne zum Job, habe die gleichen Freunde, ich bin derselbe Typ wie vorher."

Daniel Schneider ist mittlerweile bei zwei Agenturen, einer Modeagentur und einer fürs Fernsehen, unter Vertrag. Seine Instagramabonnenten sind von anfangs 600 auf rund 3500 angestiegen. Für die Zukunft hofft er, dass seine Karriere noch mehr an Fahrt aufnimmt. "Ich kann mir alles Mögliche vorstellen", sagt er.