Nachbarschaftszoff in Ottensen
Seniorin (74) darf keine Tauben mehr füttern - sonst drohen 250.000 Euro Strafe
Kot und lautes Flattern stören den Nachbarn
250.000 Euro oder Knast. Das droht jetzt Inge Euler aus Ottensen, wenn sie sich nicht an die Auflagen hält. Doch es geht nicht etwa um ein Schwerverbrechen. Kern des Zoffs sind harmlose Tauben. Die koten angeblich den Balkon eines Nachbarn voll, weil die 74-Jährige die Tiere in ihrem Garten füttert. Jetzt muss sie damit aufhören - das hat ein Gericht beschlossen. Wie laut die hungrigen Täubchen sind und was die Seniorin sagt - im Video.
"Tauben verhungerten im Garten"
Alles begann mit einem Taubenschlag im Jahr 1989. Den habe sie von einem Nachbarn übernommen, der Brieftauben hatte, so Inge Euler. 2004 hätte sie den Taubenschlag auflösen müssen, weil sich ein Nachbar mit Dachterrasse beschwert habe. Hier hat das Problem seinen Ursprung. Denn die Tauben wollten nicht weg und verhungerten im Garten. "Also fing ich an, sie im Garten zu füttern", so die Tauben-Liebhaberin.
Seither habe sich niemand mehr beschwert - bis jetzt. Inge Euler: "Er (der Nachbar, Anm. d. Red.) sagt, dass die Tauben Schmutz hinterlassen auf seiner Terrasse, auf seinem Balkon. Dass er seinen Balkon nicht mehr betreten kann." Außerdem seien die Geräusche, die das Flattern der Vögel verursache, störend.
Das sagt die Anwältin der Tauben-Liebhaberin
Der klagende Nachbar kam mit seiner Forderung durch. "Nach dem aktuellen Urteil ist meine Mandantin verpflichtet, das Füttern der Tauben auf ihrem eigenen Grundstück zu unterlassen. Wenn meine Mandantin sich nicht daran hält, dann droht ihr bei jeder Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld. Dieses Ordnungsgeld kann tatsächlich auf bis zu 250.000 Euro festgesetzt werden", so Sandra Baumann, die Anwältin der 74-Jährigen. Im Interview mit RTL bemängelt die Juristin, dass der Richter die von ihr aufgeführten Zeugen nicht zu Wort haben kommen lassen. Denn sie hätten die Vorwürfe des klagenden Nachbarn angeblich entkräften können.
Nachbar lässt RTL-Reporterin Video zukommen
Wir haben bei dem aufgebrachten Nachbarn nachgefragt. Als RTL-Reporterin Anna Sinning den Kläger aufsucht, zeigt er uns tatsächlich einen Beweis für den Lärm. Auf einer Videoaufnahme ist deutlich zu hören, dass die hungrigen Täubchen allerhand Krach machen. Etwa 400 Vögel sollen den Garten von Inge Euler täglich angeflogen haben. Das sei für die Familie unerträglich, so berichtet unsere Reporterin nach dem Gespräch. Angeblich hätte die Kläger-Familie auch mehrfach versucht, Kontakt zu Frau Euler aufzunehmen, das sei aber nicht geglückt.
Inge Euler legt Berufung ein
Inge Euler und ihre Anwältin, Sandra Baumann, wollen jetzt Berufung einlegen. Sie erhoffen sich davon, alle ihre Beweise und Zeugen vorbringen zu dürfen und den Richter so davon zu überzeugen, dass die Taubenschar kein Störfaktor für die Umgebung ist.