Enkelkinder bei "Grusel"-Spiel missbraucht - Acht Jahre Haft
Ein 80-jähriger Wiener ist am Freitagnachmittag nicht rechtskräftig zu acht Jahren Haft verurteilt worden, weil er seine Enkeltöchter jahrelang missbraucht haben soll. Beim selbst erfundenen "Grusel"-Spiel soll sich der Pensionist an den Mädchen vergangen haben. Dabei spielte er ein Raubtier, tat so als würde er die Kinder als Beute fressen und konnte sich so an ihnen vergehen.
Der Mann war teilweise geständig. Er gab die Übergriffe beim "Grusel"-Spiel zu, jedoch stellte er den langen Tatzeitraum von 2008 bis 2013 sowie die von den Mädchen geschilderte Anzahl der Übergriffe von mehr als zehn Mal in Abrede. Der 80-Jährige sprach von vier bis fünf Tathandlungen. Allerdings hatte sich der Mann bereits in den 1980er Jahren an seinen Töchtern vergangen. Das wurde allerdings nie zur Anzeige gebracht. Mittlerweile sind diese Vorfälle verjährt.
Als seine Enkelkinder auf die Welt kamen, gab es viele Gespräche mit dem Pensionisten und seiner Frau. Die Tochter, die gerade das Baby auf die Welt brachte, bat den Vater, dem Kind nicht das anzutun, was er ihr und ihren Schwestern angetan hatte. "Er versicherte mir, dass er sich eher die Hand abhacken, als eines seiner Enkelkinder angreifen würde", erzählte die Mutter der Mädchen im Zeugenstand. Betreuen durfte der Pensionist die Mädchen, Übernachtungen waren verboten.
Doch beim "Grusel"-Spiel kam es dann laut Anklage ab etwa 2008 zu den sexuellen Übergriffen. Da die Eltern berufstätig waren, kam es immer öfter vor, dass der Opa seine Enkelkinder von der Schule, dem Tanz- oder Musikunterricht abholte und in die großelterliche Wohnung brachte. Weil ein einfaches Versteckenspielen zu langweilig wurde, wurde das "Grusel"-Spiel erfunden. Dabei übernahm der Großvater die Rolle eines Bären, der auf allen Vieren auf Beutezug ging. Als Beute wurden die Enkeltöchter gesehen. "Es hat ihnen dann so gefallen, dass ich so tu, als ob ich sie beißen würde."
Doch bei harmlosen Berührungen blieb es nicht, immer öfter soll der Großvater dabei die dem Geschlechtsverkehr gleichzusetzende Tathandlungen gesetzt haben. "Ich habe mich hinreißen lassen", sagte der Beschuldigte dem Schöffensenat (Vorsitz: Stefan Renner). Eine Therapie aufgrund seiner pädophilen Neigungen habe er begonnen, aber wieder abgebrochen, weil "der Therapeut immer dasselbe gesagt" hätte. Ob er sich zu Kindern hingezogen fühle, beantwortete der Angeklagte nicht direkt. "Eher visuell, ich habe früher viel gemalt", sagte der 80-Jährige. Auch seine Ehefrau hält immer noch zu ihm. "Ich habe ihm verziehen, ich bin mit dem Mann seit fast 60 Jahren verheiratet." Als der Missbrauch damals an seinen Kinder aufkam, beschloss nach Angaben der 78-Jährigen "der Familienrat, von einer Anzeige anzusehen". "Er hat gesagt, dass es nicht mehr passiert", sagte die Pensionistin.
Die mittlerweile jugendlichen Kinder berichteten in der kontradiktorischen Einvernahme, dass ihnen irgendwann klar wurde, dass die Handlungen des Opas nicht richtig waren. "Ich habe mich monatelang nicht getraut, der Mama was zu sagen, weil es ihr Vater ist", sagte die Jüngere der beiden. "Ich wusste ja nicht, dass er es bei ihr auch gemacht hat." Unter Tränen erzählte das Mädchen, wie schlecht es ihr nun geht: "Es gab Tage, wo ich mich verletzten wollte, weg wollte, nicht mehr leben wollte."
Auch von Gerichtspsychiaterin Gabriele Wörgötter hörte der 80-Jährige, dass er mit den Übergriffen seinen Enkelkindern Schaden mit schwerwiegenden Folgen zugefügt hat. Zumindest eines der mittlerweile jugendlichen Mädchen hat dadurch eine psychische Erkrankung entwickelt, die einer schweren Körperverletzung gleichzusetzen ist. Der Pensionist muss deshalb seinen Enkelkindern insgesamt 25.000 Euro Schmerzengeld zahlen. Der Verlauf sei typisch, so Wörgötter, dass erst mit einer gewissen Verzögerung psychische Auffälligkeiten aufgetreten seien. Erst im Februar 2018 vertrauten sich die Mädchen ihrer Mutter an, die die Polizei informierte.