Jetzt könnte Thiam fallen
Laut Bloomberg prüft CS-VR nächste Woche CEO-Wechsel. Thiams Buddy Gishen präpariert Terrain für Abgang des Clans.
by Lukas HässigTidjane Thiams Uhr klickt. Laut. Bloomberg meldete heute Nachmittag, dass der Verwaltungsrat der Credit Suisse an seiner Sitzung von nächster Woche den CEO auswechseln könnte.
Es wäre der Höhepunkt der Spionage-Affäre, welche die Grossbank seit September unter medialem Dauerbeschuss hält.
Treibende Kraft einer Absetzung von Thiam und einem neuen CEO ist laut Bloomberg VR-Präsident Urs Rohner.
Zudem könnte die Schweizer Fraktion im CS-VR mit Roche-Chef Severin Schwan und Alexander Gut, dem Sohn des Ehrenpräsidenten Rainer Gut, dahinter stecken.
Die CS-Pressestelle dementierte den Bloomberg-Bericht. „The story has no factual basis and is rejected by Credit Suisse“, meinte ein Sprecher der Bank.
Ein Insider mit Kenntnissen der Abläufe bei Bloomberg sieht das anders. „Bloomberg würde die Geschichte niemals bringen, wenn die Journalisten nicht absolut sicher wären, dass sie stimmt.“
In der Story kommt auch Thiams grosser Verbündeter unter den grossen CS-Aktionären zu Wort. Es handelt sich um David Herro, das ist das Aushängeschild des US-Fonds Harris Associates.
Harris hält direkt und indirekt rund 8 Prozent der CS-Aktien. Weitere Grossaktionäre sind die Staatsfonds von Katar und eine einflussreiche Familie Saudi-Arabiens.
Harris respektive ihr Mann für die CS, David Herro, hatten sich seit Ausbruch der Spy-Affäre für Thiams Verbleib eingesetzt. Für Herro war die ganze Khan-Geschichte ein reiner Medien-Sturm, angefacht von PR-Leuten im Hintergrund.
Gegenüber Bloomberg sagte Herro heute zum möglichen Showdown im VR von nächster Woche, dass Thiam bleiben und der VR einen Rohner-Ersatz für 2021 suchen soll, wie dies „der Best practice“ entsprechen würde.
Zum Spionieren ganz oben in der CS meinte Herro: „This is no reason to change a successful CEO as he has not been implicated in any wrongdoing.“
Herros explizite Unterstützung für Thiam ist ein starkes Indiz dafür, dass der Machtkampf zwischen Präsident Rohner und CEO Thiam auf den Höhepunkt hinsteuert.
Seit September, als Iqbal Khan Strafanzeige gegen seine Häscher eingereicht hatte und die CS als Auftraggeberin für dessen Überwachung entlarvt wurde, ist ein Ringen zwischen Rohner und Thiam im Gang.
Das Lager Thiam hat bisher alle Angriffe abwehren können. Thiam musste einzig seinen langjährigen Vertrauten Pierre-Olivier Bouée „opfern“.
Die anderen engen Vertrauten, allen voran Adam Gishen als grosser Kommunikationschef der CS-Geschäftsleitung, blieben im Amt.
Sie versorgten die Medien mit den Namen der Spione, ein Manöver, das die CS in besonders schlechtes Licht rückte.
Gishen gilt als Mann, der Thiam ewige Treue geschworen hat. Die jüngste Offensive, die Gishen wenn nicht selbst aufgleiste, dann zumindest befürwortete, war Thiams Auftritt auf Instagram.
Dort meinte Thiam, dass er von den grossen Medien mit Falschmeldungen persönlich diffamiert würde.
Der Instagram-Aufritt Thiams kam vielen in den falschen Hals. Jeder normale CS-Mitarbeiter muss jährliche Ethik- und Verhaltens-Tests bestehen.
WhatsApp, Instagram, sonstige Soziale Medien sind wenn überhaupt, dann nur ganz beschränkt erlaubt.
Nicht so bei Thiam. Er kommuniziert mit Bouée auf WhatsApp, er nutzt offensiv Instagram, wo er vor allem Fotos von sich mit grossen Leadern und Showstars publiziert. Auch auf LinkedIn ist Thiam präsent.
Die medialen Vorstösse mit dem Ziel, Thiams Popularität abseits von den kritischen Schweizer Medien zu steigern, erfolgen kaum zufällig.
Vielmehr könnte Thiam versuchen, sich schon jetzt für die Zeit nach der Credit Suisse in günstiges Licht zu rücken.
Dafür benötigt Thiam eine gute Abgangs-„Story“. Diese scheint nun sein Mann fürs Kommunizieren, Adam Gishen, zu „spinnen“.
Gishen erzählt in diesen Tagen, dass Thiam „voll konzentriert“ an der Arbeit sei. Doch „irgendwann hat auch er die Schnauze voll“. So etwas sagt ein Kommunikationschef normalerweise nur, wenn ein Abgang kurz bevorsteht.
Die CS stellt dies in Abrede. „Eine solche Aussage wurde nie gemacht vom Kommunikationsleiter der Credit Suisse, weder gegenüber Insideparadplatz noch gegenüber sonst jemandem.“