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Dominic Thiem schlägt am Sonntag im Finale der Australian Open auf - und sorgt damit für den nächsten Meilenstein im österreichischen Tennis.© APAweb / afp, William West

Der Olymp ist in Sicht

Dominic Thiem steht im Finale der Australian Open. Dort wartet nun Novak Djokovic.

Dominic Thiem hat am Freitag österreichische Tennisgeschichte geschrieben und den großartigen Lauf der vergangenen Tage eindrucksvoll fortgesetzt. Als erster rot-weiß-roter Spieler steht Thiem im Einzel-Finale der Australian Open in Melbourne, das ist nicht einmal dem bisher einzigen österreichischen Grand-Slam-Sieger, Thomas Muster, gelungen. Thiem besiegte den Deutschen Alexander Zverev nach 3:42 Stunden mit 3:6, 6:4, 7:6, 7:6 und spielt am Sonntag gegen Titelverteidiger und Weltranglistenzweiten Novak Djokovic (Serbien) um seinen ersten Grand-Slam-Titel. Für den Lichterwörther ist es nach den French Open 2018 und 2019 sein bereits drittes Endspiel bei einem der vier Major-Turniere.

Damit wird auch sein Klopfen an die Tür der Top drei der Welt - aktuell liegt er im Ranking noch 85 Punkte hinter dem Schweizer Roger Federer - beständig lauter. Sollte er den Titel am Sonntag holen, würde Thiem Teil des Bestentrios der Welt werden. Auch in finanzieller und sportlicher Hinsicht: 1,27 Millionen Euro (brutto) und 1200 ATP-Punkte hat der Österreicher jetzt schon sicher, sollte er Djokovic im Finale schlagen, kämen noch einmal 1,2 Millionen und 800 Punkte hinzu. Statistisch gesehen hat er im Head-to-Head gegen den Serben eine 4:6-Bilanz, hat aber zuletzt zweimal (French-Open-Halbfinale und ATP Finals jeweils 2019) knapp gewonnen.

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© M. Hirsch

Der nunmehr dreifache Major-Finalist, der auch bei den ATP Finals in London im November ins Endspiel vorgedrungen war, freute sich sehr. "Ich bin überglücklich natürlich. Die Partie war von Anfang an auf Messers Schneide. Ich denke, wir haben beide ein bisserl nervös begonnen - eh klar beide im ersten Halbfinale hier", erklärte Thiem im Servus-TV-Interview. Leicht wird das Unterfangen nicht. Djokovic ist Titelverteidiger und siebenfacher Champion in Down Under. "Ich habe meine beiden Grand-Slam-Finali zuletzt in Paris gegen Nadal (Rafael Nadal, Anm.) gespielt, der zum damaligen Zeitpunkt zehn beziehungsweise elfmal das Turnier gewonnen hat. Am Sonntag gegen Djokovic, der hat das Turnier sieben Mal gewonnen. Ich spiele immer gegen die Könige von demjenigen Grand-Slam-Turnier, es ist die ultimative Herausforderung", sagte Thiem nach Matchende.

Die Halbfinalpartie gegen Zverev selbst hatte überhaupt nicht nach dem Geschmack von Thiem begonnen. Der Niederösterreicher musste gleich zum Auftakt seinen Aufschlag abgeben. Auch wenn er umgehend das Rebreak zum 1:1 schaffte, so fand Thiem nicht das richtige Mittel gegen den Deutschen. Noch dazu wurde das Spiel noch im vierten Game zum Hallen-Match, weil wegen einsetzenden Regens das Dach der Rod Laver-Arena geschlossen wurde. Mit Aufschlagverlusten zum 3:4 und 3:6 mit vielen unnötigen Fehlern musste Thiem Satz eins nach 40 Minuten 3:6 abgeben. "Der erste Satz war nicht ideal. Ich habe ein bisserl gebraucht, bis ich reingekommen bin. Sicher auch wegen dem Match vor zwei Tagen", sagte er mit Blick auf den 4:10-Stunden-Fight mit Nadal.

"Mir war ein bisserl schlecht"

Im zweiten Durchgang gelang Thiem aber dank eines schlechten Servicegames von Zverev das erste Break zum 2:1. Doch der Deutsche schaffte dank guten Returnspiels im sechsten Game das Rebreak zum 3:3. Thiem nahm dem 22-Jährigen neuerdings den Aufschlag zum 4:3 ab und servierte bei 5:4 auf den Satz. Zwei Breakbälle Zverevs folgten, ehe sich der Österreicher per Ass zum 6:4 von der Anspannung befreite. Nach dem ersten Spiel in Satz drei kam es neuerlich zu einer Unterbrechung: Ein Scheinwerfer im Stadion fiel aus, Zverev monierte dies, und die Folge war eine zehnminütige Pause. Thiem startete besser weg - mit einem souveränen Aufschlag und einem Break stellte er auf 3:1, musste aber sein Service zum 3:3 wieder abgeben. Bei 4:4 geriet Zverev in Rückstand, doch der Deutsche glich aus, und ein vermeintliches Ass wurde out gegeben. Zverev riskierte von hier an alles, stellte mit einem weiteren Ass auf 5:4. Thiem wehrte in der Folge zwei Satzbälle ab, ehe es ins Tiebreak ging. Obwohl Thiem Probleme mit dem Magen signalisierte, war er im Tiebreak eine Klasse besser. Nach 2:42 Stunden nutzte er den ersten Satzball. "Mir war ein bisserl schlecht, vor allem wenn es enge Partien sind, geht das nervlich an die Substanz", kommentierte er später.

Auch der entscheidende vierte Satz ging schließlich ohne Break ins Tiebreak, beide Protagonisten mit guter Aufschlagleistung. Ein Doppelfehler Zverevs (0:2) bringt Thiem dann auf die Siegesstraße. Bei 6:3 fand Thiem drei Matchbälle vor, den zweiten nutzte er.