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Longines-Chef Walter von Känel selbst will sich zum laufenden Verfahren nicht äussern.Keystone

Kitzbühel-Trip von bernjurassischen Politikern wird untersucht

Lokalpolitiker aus dem Berner Jura liessen sich von Longines-Chef einladen.

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Die Geschichte mutet an wie eine kleine Ausgabe der Affäre um Pierre Maudets Reise nach Abu Dhabi. Ähnlich wie der Genfer Staatsrat liessen sich mehrere Mitglieder des bernjurassischen Rats im Januar 2018 einladen für einen Dreitagetrip in den österreichischen Skiweltcuport Kitzbühel. Spender war Walter von Känel, Chef der Uhrenfirma Longines in Saint-Imier. Seine Chronometer sind in Kitzbühel als Zeitnehmer im Einsatz. Weil der geschenkte Trip den für Berner Amtsträger erlaubten Gegenwert von 200 Franken bei weitem übersteigt, hat die Berner Staatsanwaltschaft nun Ermittlungen wegen möglicher Vorteilsannahme aufgenommen.

Den von den Westschweizer Medien verbreiteten Fall aufgedeckt hat «Jura libre», die Publikation des «Mouvement autonomiste jurassien». Der separatistischen Kampforganisation fiel auf, dass vor allem berntreue Politikerinnen und Politiker sich den Kitzbühel-Trip bezahlen liessen. Was steckt dahinter? Walter von Känel sass für die FDP selber zwölf Jahre lang im bernjurassischen Rat, der nur bescheidene Kompetenzen hat und Kulturförderungsbeiträge vergeben darf. Marcelle Forster, SP-Ratsmitglied aus Moutier, erklärte gegenüber welschen Medien, die Reise sei ein Abschiedsgeschenk des grosszügigen Longines-Chefs an Freunde und frühere Ratskollegen.

Die separatistische Postille «Jura libre» vermutet, von Känel habe sich Einfluss erkaufen wollen. Denn der bernjurassische Rat hat im August 2018 für ein neues Militärmuseum in Saint-Imier 100000 Franken gesprochen. Darin sollen auch Objekte aus von Känels persönlicher Militaria-Sammlung gezeigt werden. Von Känel selbst will sich zum laufenden Verfahren nicht äussern.

Morena Pozner, auch sie SP-Politikerin aus Moutier und Präsidentin des bernjurassischen Rats, betont, die meisten Reiseteilnehmer hätten dem Rat bei der Bewilligung des Kredits gar nicht mehr angehört. Der Rat könne so eine Summe höchstens dem Berner Regierungsrat zur Genehmigung empfehlen.

Dass die Staatsanwaltschaft nun ermittelt, zeigt, dass die Ratsmitglieder bei der Annahme des Kitzbühel-Geschenks zumindest unvorsichtig waren.