Integration via Kochtopf

Sie erkochen sich einen Platz in der Gesellschaft

Das Berner Schulrestaurant La Cultina bietet seit 20 Jahren Integrationskurse an. Migrantinnen und Migranten lernen in einem mehrwöchigen Kurs, was es heisst, in einem Schweizer Gastrobetrieb zu arbeiten.

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Marc Wehrli
Projektleiter und Geschäftsführer la Cultina

Marc Wehrli ist seit 2001 bei la Cultina dabei. Vorher war der ausgebildete Hotelfachmann in mehreren Berner Gastrounternehmen tätig.

SRF News: Kommen die Leute wegen dem Essen in Ihr Restaurant oder wegen Ihrem sozialen Engagement?

Die Leute kommen sicher primär wegen dem Essen zu uns. Aber sie sind mittlerweile auch viel sensibilisierter und nehmen die Situation unserer Angestellten ernster. Vielen ist es wichtig, dass man etwas für die Flüchtlinge macht.

Essen ist ein verbindendes Element, essen ist global. Geht Integration durch den Magen?

Genau. Essen müssen alle jeden Tag. Und es ist wichtig, dass diese Nahrungsaufnahme auch einmal in einem Rahmen geschieht, wo man sich Gedanken darüber macht, woher das Essen kommt und wer es gemacht hat.

Wir lernen ihnen zum Beispiel, dass in der Schweiz sehr auf Pünktlichkeit geachtet wird.

Sie schulen die Flüchtlinge in einem mehrwöchigen Gastrokurs. Eine Schnellbleiche. Bleibt da was hängen?

Wir versuchen möglichst viele unserer Praktikanten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Nach unserem Kurs bieten wir ihnen ein Coaching. So versuchen wir mit ihnen eine Stelle zu finden. In rund 80 Prozent der Fälle gelingt das auch.

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Mittagsstress
Täglich arbeiten in der Küche der la Cultina vier Köche. Diese betreuen jeden Tag bis zu 16 Praktikantinnen.Michael Sahli/SRF

Am Nachmittag, wenn die Küche nicht mehr in Betrieb ist, besuchen die Flüchtlinge bei Ihnen einen Kurs. Welche Themen werden da behandelt?

Da geht es häufig um unsere Kultur in der Schweiz. Um ungeschriebene Gesetze in der Arbeitswelt. Dass zum Beispiel sehr darauf geachtet wird, dass man pünktlich ist, dass man gepflegt daher kommt an einem Vorstellungsgespräch.

Seit 20 Jahren gibt es dieses Integrationsprojekt. Wie geht es weiter?

Das ist im Moment unklar. Es gibt Veränderungen in der Asylpolitik im Kanton Bern, welche uns auch betreffen. Wir müssen uns einen neuen Partner suchen. Wir sind in Verhandlungen, darum kann ich noch nichts dazu sagen.

Das Gespräch führte Michael Sahli.

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Abebush Woldemariam
Herkunftsland: Äthiopien. Berufliche Tätigkeit im Herkunftsland: Import- und Exportgeschäfte. Erwerbstätigkeit heute: Fachfrau Gesundheit in einem Pflegeheim. «Der Kurs im la Cultina war für mich die erste Chance, Kultur und Menschen der Schweiz kennenzulernen. Es war für mich der Anfang vom Weg zu meinem heutigen Beruf.»
zvg/Caspar Martig
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Mohammed Fayssal
Herkunftsland: Palästina. Berufliche Tätigkeit im Herkunftsland: Architekt. Erwerbstätigkeit heute: Selbständiger Bau- und Generalunternehmer in Freiburg. «Das la Cultina war mein Einstieg in die Arbeitswelt der Schweiz. Ich habe hier gelernt, im Team zu arbeiten und mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zusammenzuarbeiten.»
zvg/Caspar Martig
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Tsige Goitom
Herkunftsland: Eritrea. Berufliche Tätigkeit im Herkunftsland: Coiffeuse. Erwerbstätigkeit heute: Reinigungsverantwortliche im Restaurant Altes Tramdepot Bern. «Im Restaurant la Cultina habe ich einen sehr guten Start in der Schweiz gehabt. Da ich mit vielen Gästen sprechen musste, habe ich mein Deutsch verbessern können.»
zvg/Caspar Martig
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Kamalathasan Nallaiyah
Herkunftsland: Sri Lanka. Berufliche Tätigkeit im Herkunftsland: Jurist. Erwerbstätigkeit heute: Küchenchef im Restaurant Suresh in Bern. «Im la Cultina habe ich gelernt, wie man im Gastgewerbe und in einem Team arbeitet, wie man mit Gästen umgeht und wie wichtig die deutsche Sprache ist, wenn man mit Gästen sprechen will.»
zvg/Caspar Martig
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Mohamed Ziamani Zia
Herkunftsland: Afghanistan. Berufliche Tätigkeit im Herkunftsland: Schneider. Erwerbstätigkeit heute: Betriebsassistent im Restauration la Cultina. «Ich habe im la Cultina sehr viel Deutsch gelernt. Ich habe auch gelernt, wie in der Schweiz gearbeitet wird (Pünktlichkeit und so weiter) und wie die Arbeitswelt in der Schweiz funktioniert.»
zvg/Caspar Martig