Abstimmungen Basel-Stadt
In Basel kämpfen Pro und Contra auf Türkisch
Der Abstimmungskampf zu den kantonalen Verkehrsvorlagen wird auch in Fremdsprachen ausgetragen.
Vor allem im Kleinbasel hängen seit einigen Tagen Plakate, auf welchen in Fremdsprachen für ein Ja für die beiden Verkehrsinitiativen des Basler Gewerbeverbandes geworben wird. Zu sehen sind vor allem Plakate in türkischer Sprache, das Abstimmungskomitee wirbt aber auch auf Serbisch, Albanisch und Italienisch für die eigenen Anliegen. «Wir haben bemerkt, dass sich die Leute wertgeschätzt fühlen, wenn sie die Kernbotschaften in ihrer Muttersprache sehen», begründet Patrick Erny vom Gewerbeverband. Man habe sich auf die Sprachen beschränkt, die in Basel neben Deutsch besonders verbreitet seien.
Die Leute fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie die Kernbotschaften in ihrer Muttersprache sehen.Patrick Erny
Leiter Politik beim Gewerbeverband
Von den fremdsprachigen Plakaten des Gewerbeverbands wurde Basels Linke überrascht, die sich grossmehrheitlich gegen die Initiativen stellt und für den Gegenvorschlag wirbt. Nur Tage vor der Abstimmung vom 9. Februar hat das Gegenkomitee nun auch kurzfristig eigene Plakate drucken lassen, um auf Türkisch für ein Nein zu den Initiativen zu werben. «Das ist eine Reaktion auf den Gewerbeverband», gibt SP-Grossrätin Lisa Mathys unumwunden zu. In Basel-Stadt werben damit beide Seiten explizit um die Stimmen der Migrantinnen und Migranten.
«Evet» zu früheren Abstimmungen
Dass für oder gegen kantonale Fragen in einer Fremdsprache geworben wird, ist für Basel-Stadt zwar nicht neu. Allerdings sprach bisher nur eine Seite die Migrantinnen und Migranten direkt an - die Linken, beispielsweise Basta-Nationalrätin Sibel Arslan. Sie hatte bei den Basler Mietabstimmungen vor zwei Jahren für ein Ja - oder eben ein türkisches «Evet» - geworben. «Ich finde es gut, wenn man die Menschen in ihrer Muttersprache adressiert, auch wenn sie Deutsch können», sagt sie. «Das ist nicht ausschliessend, sondern im Gegenteil integrierend.»
Ich finde türkische Plakate nicht per se schlecht.Lisa Mathys
Grossrätin SP
Patrick Erny vom Gewerbeverband sagt denn auch: «Wir wollen mit den Plakaten Aufmerksamkeit generieren. Und das gelingt besonders gut, wenn man Menschen in ihrer Muttersprache anspricht.»
Ob sich das Modell durchsetzen und auch in künftigen Abstimmungen nicht nur auf Deutsch, sondern zusätzlich auf Türkisch gekämpft wird, könne sie nicht abschätzen sagt Lisa Mathys. «Ich finde türkische Plakate nicht per se schlecht.» Die SP setze aber weiterhin in erster Linie auf den direkten Kontakt zu Migrantinnen und Migranten und nicht nur auf Plakate in deren Sprachen.