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(Symbolbild)Foto: dpa
Vater erstochen

Russische Justiz will Schwestern nicht wegen Mordes anklagen lassen

Moskau - Die russische Staatsanwaltschaft hat sich gegen Mordanklagen gegen drei Schwestern ausgesprochen, die ihren Vater nach jahrelangem Missbrauch erstochen hatten. Die Staatsanwaltschaft wolle die Ermittlungen in dem Fall einstellen, sagte der Anwalt der jungen Frauen, Alexej Parschin, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.

Die Staatsanwaltschaft hat seinen Angaben zufolge zudem das einflussreiche Ermittlungskomitee aufgefordert, den Mordvorwurf fallen zu lassen. Nach Angaben des Anwalts lehnt es Vize-Generalstaatsanwalt Viktor Grin ab, die Vorwürfe gegen Krestina, Angelina und Maria Chatschaturjan weiter aufrecht zu erhalten.

„Systematischen“ Missbrauch durch den Vater nicht berücksichtig

Die Ermittler hätten seiner Auffassung nach den „systematischen“ Missbrauch durch den Vater nicht berücksichtigt, sagte Parschin. Weder die Generalstaatsanwaltschaft noch das Ermittlungskomitee äußerte sich zunächst zu den Angaben Parschins.

Die drei Schwestern hatten ihren Vater Michail im Juli 2018 mit dutzenden Messerstichen getötet. Sie waren zum Tatzeitpunkt 17, 18 und 19 Jahre alt. Das Ermittlungskomitee hatte im Dezember gefordert, die beiden älteren Schwestern wegen Mordes und Verschwörung zum Mord vor Gericht zu stellen. Den damals volljährigen Schwestern drohen bei einer Verurteilung wegen Mordes bis zu 20 Jahre Haft.

Für die jüngste Schwester Maria empfahlen die Ermittler eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie. Nach Angaben von Anwälten waren die drei Schwestern fast jeden Tag von ihrem Vater geschlagen worden. Er hatte sie demnach auch regelmäßig sexuell missbraucht, mit einer Luftpistole auf sie geschossen und sie bei einem Vorfall im Jahr 2018 mit Pfefferspray besprüht. Die Älteste wäre dabei beinahe erstickt.

Nachbarn und Verwandte wurden nicht ernst genommen

Nachbarn und Verwandte wandten sich an die Polizei, wurden jedoch nicht ernst genommen. Nach einem Selbsttötungsversuch der jüngsten Schwester beschlossen die beiden älteren, den Vater zu töten. 2017 hatte der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret erlassen, das die Strafe für Misshandlungen innerhalb der Familie abschwächte. Gegen Ersttäter wird seitdem nur noch eine Geldstrafe statt einer Haftstrafe verhängt. Menschenrechtsaktivisten werfen der russischen Polizei vor, Fälle häuslicher Gewalt häufig nicht zu verfolgen. Frauen, die sich mit Gewalt zur Wehr setzen, drohen hingegen harte Strafen. (afp)