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Ein chinesischer Offizier trägt eine Atemmaske. | Bildquelle: REUTERS

USA warnen vor Reisen nach China

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Die US-Regierung hat wegen des Coronavirus eine Reisewarnung für China herausgegeben. Das Auswärtige Amt hingegen rät, nicht notwendige Reisen nach China zu verschieben. Die Zahl der Infektionen steigt weiter.

Die US-Regierung warnt wegen der Ausbreitung des Coronavirus vor Reisen nach China. "Reisen Sie nicht nach China wegen des neuartigen Coronavirus, der erstmals in Wuhan, China, identifiziert wurde", heißt es auf der Website des Außenministeriums in Washington. Der verschärfte Hinweis liegt damit gleichauf mit den Warnungen, die das Ministerium für Irak und Afghanistan ausgibt.

Das Auswärtige Amt hingegen erneuerte die Teilreisewarnung für das Land. Bundesbürger sollten von Reisen nach China absehen. "Verschieben Sie nach Möglichkeit nicht notwendige Reisen nach China", heißt es in neuen Reisehinweisen.

Deutsche Evakuierungsaktion angelaufen

Vor einem Besuch in der schwer betroffenen Provinz Hubei wird ausdrücklich gewarnt. Inzwischen ist die Evakuierungsaktion für Deutsche angelaufen, die wegen des neuartigen Coronavirus aus China ausgeflogen werden sollen.

Auch Frankreich und Großbritannien fliegen eigene Staatsbürger aus Hubei aus. In Südfrankreich landete eine Maschine mit rund 200 Passagieren an Bord. Einer der Reisenden wurde nach Angaben des französischen Gesundheitsministeriums mit Symptomen einer Infektion in eine Klinik gebracht.

Auf einer britischen Luftwaffenbasis, rund 120 Kilometer von London entfernt, kamen rund 110 Passagiere an: 83 britische Staatsbürger und 27 Bürger anderer Staaten.

Italien ruft Notstand aus

Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus rief Italien den nationalen Notstand aus. Das gab die Regierung in Rom bekannt. Die Maßnahme erlaubt die rasche Bereitstellung von Geldern und schnellere Schutzmaßnahmen. Der Notstand wird in Italien häufiger ausgerufen, etwa nach Erdbeben oder Unwettern. Zuvor hatten die italienischen Behörden die ersten Infektionsfälle im Land bestätigt, dabei handelt es sich um zwei Touristen aus China.

Christian Lindmeier, WHO, zum Umgang mit dem Coronavirus
tagesthemen 22:15 Uhr, 30.01.2020

Infektionen und Todesfälle steigen

Die Infektionen und Todesfälle erlebten den größten Anstieg innerhalb eines Tages. Die Zahl der Patienten mit dem neuartigen Coronavirus kletterte auf 9809, wie der chinesische UN-Botschafter Wang Qun mitteilte. Hinzu kämen 15.238 Verdachtsfälle. Die Zahl der Toten stieg um 42 auf 213.

Neben den Infektionen in China sind mittlerweile in mehr als 20 weiteren Ländern rund 100 Fälle bekannt worden. Auch Russland meldete nun die ersten beiden Infektionen: Es handele sich um zwei Chinesen aus den sibirischen Regionen Transbaikalien und Tjumen, teilte die stellvertretende russische Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa mit.

Die beiden Betroffenen hätten zu niemandem Kontakt gehabt, daher bestehe keine Gefahr einer weiteren Ausbreitung, so Golikowa weiter. Russland hat aus Sorge vor dem Virus bereits seine Grenze zu China geschlossen und die meisten Zug- sowie Flugverbindungen ausgesetzt. Zudem würden vorerst keine Visa an chinesische Staatsbürger erteilt.

Russland kündigte an, Staatsbürger aus Wuhan ausfliegen zu wollen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf regionale Behörden, dass die Evakuierung bereits am Wochenende starten solle.

Im Gegenzug kündigten die Behörden in Peking an, Einwohner der Provinz Hubei, die ins Ausland gereist seien, nach China zurückholen zu wollen.

Neben den russischen Behörden verschärften auch Singapur und die Mongolei ihre Sicherheitsvorkehrungen. Beide Länder kündigten an, keine Chinesen mehr einreisen zu lassen. Die Fluggesellschaft Vietnam Airlines will ihre Flüge nach China ab der kommenden Woche schrittweise aussetzen.

"Zeit der Fakten, nicht Angst"

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Donnerstagabend die Ausbreitung des Virus zu einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite" erklärt. Die 190 Mitgliedsländer werden damit von der WHO empfohlene Krisenmaßnahmen untereinander koordinieren.

Noch sei die Zahl der Infektionen außerhalb Chinas relativ gering, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus nach der Sitzung eines Expertenausschusses in Genf, auf der die Notlage ausgerufen wurde. Aber man wisse nicht, welchen Schaden das Virus in einem Land mit einem schwachen Gesundheitssystem anrichten würde. "Wir sitzen alle im selben Boot", sagte Tedros. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden. "Das ist die Zeit für Fakten, nicht Angst."

In einer Reaktion zeigte sich Chinas Außenministerium zuversichtlich, die Ausbreitung der Lungenkrankheit in den Griff kriegen zu können. "Wir sind absolut zuversichtlich und in der Lage, den Kampf gegen diese Epidemie zu gewinnen", sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying in Peking. China werde auf "transparente und verantwortungsvolle Weise" die betroffenen Parteien stets umgehend informieren.

Schon deutlich mehr Infektionen als bei SARS-Pandemie

Als Teil des Kampfes gegen die Verbreitung des Virus kündigte Peking eine Rückholaktion für im Ausland gestrandete Landsleute an, die aus Wuhan stammen. Außerhalb der Volksrepublik sind schon mehr als 120 Infektionen in rund 20 Ländern festgestellt worden.

Mit fast 10.000 Fällen weltweit zählt der Ausbruch der "akuten Atemwegserkrankung", wie sie offiziell genannt wird, schon deutlich mehr Infektionen als vor 17 Jahren die ebenfalls von China ausgegangene SARS-Pandemie mit - laut WHO - 8096 Infektionen. Durch das "Schwere Akute Atemwegssyndrom" (Sars) 2002/2003 starben 774 Menschen. Der neue "2019-nCoV"-Erreger ist eine Variante des damaligen Sars-Virus.

Coronavirus: WHO erklärt internationalen Gesundheitsnotstand
Karl Dietrich Mäurer, ARD Zürich
31.01.2020 07:07 Uhr