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Fototermin mit Johan Djourou: Der Innenverteidiger spielt am Sonntag erstmals für den FC Sion.© Jean-Christophe Bott/Keystone (Riddes, 30. Januar 2020

Klappe die Vierte: Scheitert auch Djourou nach der Rückkehr in die Heimat?

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Nach Wicky, Fernandes und Behrami versucht ein nächster Auslandschweizer nach der Rückkehr in die Heimat im FC Sion Fuss zu fassen.

Ein sonniger Morgen neigt sich dem Ende entgegen, als sich Johan Djourou mitten auf dem Trainingsplatz aufstellt: Fototermin im neuen Trainingszentrum des FC Sion in Riddes.

Ein paar Minuten später erscheint der Genfer gut gelaunt zum Gespräch. Man spürt bald, wie sehr er nach langer Verletzungspause und strengem Aufbautraining auf sein Comeback brennt. Vor einer Woche hat er einen Vertrag bis zum Saison­ende unterschrieben, beim 1:2 in Thun aber noch nicht gespielt.

Am Sonntag jedoch wird Djourou im Heimspiel gegen den FC Zürich in der Startformation erwartet. «Ich habe hart trainiert und bin bereit. Ich denke, dass ich der Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen kann», sagt Djourou. Erstmals seit dem 22. Dezember 2018 wird er wieder in einem Pflichtspiel auf dem Platz stehen. Und mit 33 Jahren nach über 300 Wettbewerbspartien im Ausland zum ersten Mal in der Super League ein Spiel bestreiten. Er hat noch nie im Tourbillon gespielt und auch noch nie gegen den FCZ. «Das ist schon sehr aufregend», sagt Djourou und switcht für einen Moment in die Zeit, als er noch ein Teenager war und als 16-Jähriger von Etoile Carouge zu Arsenal wechselte. Er sagt: «Dass mir eine solche Karriere gelang, macht mich stolz.»

Fast 17 Jahre hat er im Ausland gekickt. In England, Deutschland, der Türkei und Italien, einen Titel aber hat er noch nie gewonnen. «Da gibt es tatsächlich noch einiges zu tun. Vielleicht gewinnen wir mit dem FC Sion ja den Cup», sagt der 1,92-Meter-Schlaks. Kann Djourou dem FC Sion in der Innenverteidigung ebenso viel bringen wie Fabian Lustenberger den Young Boys? Der 31-Jährige ist im letzten Sommer nach zwölf Jahren in Berlin in die Schweiz zurückgekehrt und hat voll eingeschlagen. Man sollte meinen: Was ein dreifacher Internationaler schafft, müsste für einen mit 76 Länderspielen auch möglich sein. Doch der Romand ist zwei Jahre älter und hat keine Spielpraxis. Der neue Sittener Trainer Ricardo Dionisio sagt: «Wir müssen abwarten, wie sein Körper auf die Belastung reagiert.»

Das Projekt Djourou ist auch deshalb spannend, weil bisher mit Raphael Wicky, Gelson Fernandes und Valon Behrami drei vielfache Nationalspieler nach vielen Jahren im Ausland beim FC Sion abgestürzt sind. Keiner von ihnen blieb länger als ein halbes Jahr. Wicky haute nach fünf, Fernandes nach vierzehn und Behrami gar nach nur vier Partien ab.

Zu hohe Erwartungshaltung und Fitnessprobleme

Nicht weniger als 225 Länderspiele vereinigen die drei auf sich. Charakterlich einwandfrei und das Gegenteil von Querulanten. Ihr Fiasko erstaunt daher schon. Sie scheiterten wohl an der überrissenen Erwartungshaltung im Klub und dessen Umfeld. Fleissig geschürt von Präsident Christian Constantin, der zuletzt Behrami als Königstransfer angepriesen und ihm damit keinen Dienst erwiesen hat. Alle drei waren defensive Mittelfeldspieler, keine Künstler, und doch wurde von ihnen Glanz und Gloria verlangt. Bei Wicky und Behrami hat mangelnde Fitness allerdings auch eine Rolle gespielt. Vielleicht hat es Djourou als Innenverteidiger ein wenig einfacher.

Klappe die Vierte: Bleibt Djourou das Schicksal seiner früheren Kollegen im Nationalteam erspart? Mit Behrami hat er zwar telefoniert, verrät aber nicht, was ihm der Tessiner berichtet hat. Doch er befürchtet nicht, es könne ihm wie diesem, Wicky und Fernandes ergehen. «Ich bin ich und ein positiv denkender Mensch», sagt Djourou. «Ich habe noch immer viel Spass am Fussball und nie ans Aufhören gedacht.» Was wird in drei Monaten sein?

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