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Arya Shirazi/Getty Images/FOL Anna Wilken leidet unter Endometriose, einer schmerzhaften Gewebeveränderung

Ex-GNTM-Kandidatin: Jede zehnte Frau hat Endometriose: Anna erzählt, wie die Krankheit sie stark machte

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Anna Wilken weiß, wie Endometriose sich anfühlt. Endo-was?“, werden viele sagen. Genau das ist eines der großen Probleme: Die Krankheit ist nach wie vor wenig bekannt. Und das, obwohl jede zehnte Frau darunter leidet. Die Influencerin spricht offen über ihr Leiden - und wie es sie stark machte.

„Die Endometriose ist ein Teil von mir, und dennoch hat sie sich viele Jahre meines Lebens wie ein großer unsichtbarer Feind in meinem eigenen Körper angefühlt. Eine seelische und körperliche Behinderung ohne Hoffnung auf Heilung.

Sie hat mir meine Jugend genommen und bedeutet bis heute eine Einschränkung meiner Lebensqualität. Im sozialen Umfeld bringt sie mir oft Streitigkeiten. Eigentlich hat sie meine gesamte Lebensplanung zerschlagen. Doch all die Herausforderungen, die sie mit sich bringt, haben mich auch stark gemacht. Mittlerweile sehe ich sie eher als eine manchmal sehr lästige Freundin, durch die ich viel über mich selbst gelernt habe.“

Ich bin eine von zehn

Mein Name ist Anna Wilken, ich bin 23 Jahre alt und habe mir die Aufklärung über Endometriose zu meinem Herzensprojekt gemacht. Endo-was? Allein das Wort auszusprechen ist schon die erste Hürde, ein Zungenbrecher wie ich finde. Eine Krankheit, die kaum einer kennt, obwohl eine von zehn Frauen daran leidet. Das stinkt mir ganz besonders!

Sorry, für die offenen Worte, aber genau diese Offenheit braucht es im Kampf mit dem Unverständnis, das uns Patientinnen täglich entgegen gebracht wird. „Stell dich nicht so an!“ oder „Das sind doch nur starke Regelschmerzen!“ Nein, Endometriose ist eben viel mehr als das – und darum habe ich beschlossen meine Reichweite als Influencerin und Model zu nutzen, um in der Gesellschaft ein Bewusstsein für diese Krankheit zu schaffen.

Das ist Endometriose

Zusammen mit meiner Co-Autorin Saskia Hirschberg habe ich in diesem Zuge ein Buch darüber geschrieben. In „In der Regel bin ich stark“ erklärt die wunderbare Sylvia Mechsner von der Charité in Berlin – meine behandelnde Ärztin – in gut verständlichen Worten, worum es sich bei der Krankheit handelt:

„Endometriose ist eine gutartige, aber chronische Erkrankung, bei der sich gebärmutterschleimhautartiges Gewebe an Stellen im Unterleib ansiedelt, wo es eigentlich nicht hingehört wie beispielsweise an und in der Gebärmutter (bei Letzterem handelt es sich um die Adenomyose), an den Eierstöcken, den Eileitern, am Bauchfell im kleinen Becken, an der Blase und dem Darm – um nur einige gängige Stellen zu nennen. Diese Art von Gewebe tritt in Form von aktiven und nicht aktiven Endometrioseherden, Schokozysten (mit Blut gefüllte Zysten), Verwachsungen und Verklebungen auf.“ (*Text gekürzt und leicht verändert)

Klingt schmerzhaft? Das ist es. Für mich fühlt es sich an, als säße ein brennender Teufel in meinem Unterleib, der mir die Gedärme aufschlitzt. Denn es handelt sich um eine entzündliche Krankheit, die eine Fülle an Symptomen mit sich bringen kann.

Spannend, aber gerade keine Zeit?

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Darum sollte sich jeder Mann für Endometriose interessieren

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privat Anna Wilkens Freund bringt inzwischen viel Verständnis für Endometriose auf.

Ich leide beispielsweise an Bauch- und Rückenschmerzen auch unabhängig von meiner Periode, an Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen, beim Geschlechtsverkehr, an Blasen- und Darmkrämpfen und allerhand Unverträglichkeiten, die übrigens vermehrt als Begleiterscheinung der Krankheit auftreten, ebenso wie Depressionen und Unfruchtbarkeit – ein Thema mit dem auch ich mich leider schon auseinandersetzen muss, obwohl ich noch so jung bin.

Heilbar ist die Krankheit nicht, allerdings (in den meisten Fällen) in gewissem Maße behandelbar. Viele Patientinnen machen gute Erfahrungen mit Hormontherapien, erfahren Erleichterung durch die Einnahme der Pille. Aber es gibt auch Betroffene, die nicht (dauerhaft) auf diese Form der Behandlung anspringen. Auch im Bereich der Schmerztherapie entsteht die Problematik, dass die Medikamente in den gebräuchlichen Dosen nach jahrelanger Einnahme nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielen.

Ich kenne zahlreiche Patientinnen, die unzumutbar viele Operationen hinter sich haben, um Verwachsungen zu entfernen. Leider gibt es auch Extremfälle, bei denen Organe ganz oder teilweise entfernt werden müssen.

Die richtige Ernährung kann Beschwerden lindern

Wo wir gerade von Operationen sprechen: Die Endometriose kann nur durch eine Bauchspiegelung, also einen operativen Eingriff unter Vollnarkose, diagnostiziert werden. Bis zu dieser Diagnose tappen die meisten Betroffenen im Schnitt sieben Jahre im Dunkeln und wissen nicht, was sie haben und wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen sollen.

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privat Um ihre Beschwerden zu lindern, hat Anna Wilken auch ihre Ernährung umgestellt.

In meinem Buch gebe ich in dem Zusammenhang auch Tipps zu alternativen Behandlungsmethoden, zur richtigen Ernährung, denn viele Lebensmittel wirken sich wie ein Brandbeschleuniger auf die Entzündungswerte in unserem Körper aus.

Ich bemühe mich sehr, anderen betroffenen Frauen mit gutem Beispiel voranzugehen, gewinne viel Lebensqualität aus meiner positiven Einstellung, die ich mir im Laufe der Jahre bewusst antrainiert habe. Ich habe meine Krankheit angenommen und konzentriere mich nun darauf, im Alltag mit ihr klarzukommen. Dafür habe ich meine Ernährung umgestellt, mache Physiotherapie, reduziere Stressfaktoren – ich achte darauf, was mir guttut.

 

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Wir wollen alle mehr Verständnis

Ich bin unglaublich dankbar, dass ich meine Geschichte teilen darf, um mehr Bewusstsein für Endometriose zu schaffen. Ich möchte meinen #endosisters zeigen, dass keine von ihnen alleine ist. Wir sitzen alle im selben Boot, auch wenn die Krankheit bei jeder anders ausgeprägt ist.

Aber am Ende des Tages wollen wir alle mehr Verständnis - von unserer Familie, dem Partner, unseren Freunden, dem Arbeitgeber und von manchem Arzt. Außerdem möchte ich den Mädchen und Frauen die Angst nehmen vor dem Begriff Kranksein und Berührungsängste mit Ärzten abbauen, damit die Endometriose im Idealfall schneller erkannt wird.

Im Video: Mutter ignorierte Nachricht - Kita-Mitarbeiterin kritzelt Notiz auf Bauch ihres Sohnes

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