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Abriegeln: Polizisten sperren die Jiujiang Jangtse Brücke - die die Stadt Jiujiang mit der Provinz Hubei verbindet, wo das Coronavirus ausgebrochen ist.© reuters/Peters

Alles steht still

Das Coronavirus macht, neben seinen gesundheitsschädlichen Auswirkungen für den Menschen, auch der Wirtschaft zu schaffen.

Die Coronavirus-Epidemie in China erlebte am Samstag den bisher höchsten Anstieg der Infektionen und Toten innerhalb eines Tages. Die Gesundheitskommission in Peking meldete einen Zuwachs um fast 2000 auf bisher 11.791 Erkrankte. Die Zahl der Todesfälle kletterte um 46 auf 259. International verhängen immer mehr Länder Einreiseverbote für Besucher aus China, zum Beispiel die USA und Australien.  

Chinas Industrie ist im Jänner auf der Stelle getreten. Der amtliche Einkaufmanagerindex (PMI), den die Statistikbehörde zu Wochenende veröffentlichte, wies wie von Analysten erwartet 50,0 Punkte aus - die 50-Punkt-Marke ist der neutrale Punkt des Barometers. Denn China ist in den vergangenen zwei Wochen lahmgelegt worden. Das Coronavirus und die damit verbundenen Vorkehrungen zur Eindämmung der Krankheit setzen auch der Wirtschaft zu.



Das wirkt sich zunächst im Binnenkonsum und im Tourismus aus. Ausgerechnet dort: Die Regierung in Peking hatte eigentlich darauf gesetzt, dass die wegen des Handelskonflikts mit den USA anhaltende Schwäche im Verarbeitenden Gewerbe durch den Dienstleistungssektor ausgeglichen werden kann. Doch nun meiden viele Chinesen Menschenansammlungen etwa in Geschäften, Restaurants und Kinos, Läden bleiben geschlossen.

Der Ausbruch des Virus ist noch nicht lange her: Am Donnerstag, den 9. Jänner, hatte das chinesische Staatsfernsehen erstmals über die Ausbreitung einer mysteriösen Lungenkrankheit in der zentralchinesischen Metropole Wuhan und das neuartige Coronavirus berichtet. Als Ursache wurde in Wuhan ein Markt verdächtigt, wo neben Fischen auch Wildtiere verkauft wurden.

Das Virus breitete sich schnell aus. Darauf folgten Gegenmaßnahmen: Die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr am 25. Jänner wurden abgesagt. Aber nicht nur: Auch die Schließung eines Abschnitts der Chinesischen Mauer, des Olympia-Stadions in Peking und von Disneyland in Shanghai wurde angeordnet. Zudem blieben Attraktionen wie die Ming-Gräber und die Yinshan-Pagode vorsichtshalber geschlossen. In vielen Millionen-Metropolen wurde der öffentliche Verkehr ausgesetzt. Zuletzt standen 13 Städte de facto unter Quarantäne - allen voran jene in der Provinz Hubei, wo sich Wuhan befindet.

Abschottung

Das Ausland schottet sich ebenfalls ab: Viele Airlines haben die Flüge nach China gestrichen, Russland und die Mongolei haben ihre Grenzen zu China geschlossen. Ausländern werden ausgeflogen. Am Wochenende werden etwa auch Österreicher - wohl an Bord einer deutschen Maschine - aus China geholt.

Viele Betriebe haben die Werksferien zu Neujahr um eine Woche in den Februar hinein verlängert. Dazu zählten etwa Volkswagen und seine chinesischen Joint-Venture-Partner. Die geplanten Auslieferungen an Kunden seien von diesem Schritt noch nicht betroffen. Wie es nach dem 10. Februar weitergehe, sei offen, hieß es von VW. Auch BMW verlängerte für die Produktionsmitarbeiter seiner Fabriken in der chinesischen Stadt Shenyang die Werksferien. Büroangestellte sollen in dieser Zeit von zu Hause aus arbeiten.

Der Technologieriese Google schließt laut "The Verge" wegen des Virusausbruchs vorläufig gleich alle Büros in China, Hongkong und Taiwan.

In den Sternen steht, welche Auswirkungen das Virus auf die globale Wirtschaft haben wird. Der Höhepunkt der Ausbreitung des Virus sollte im Laufe der nächsten Woche kommen, dann sollte sich die Krankheit auf dem Rückzug befinden.

Die internationalen Börsen, die sich zuletzt auf Talfahrt begeben hatten, drehten wieder mehrheitlich ins Plus, nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstagabend erklärt hatte, man hätte vollstes Vertrauen in die Maßnahmen, die China setzt. Auch wenn es sich um eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" handelt.

Falls das Virus rasch eingedämmt wird, kommt die Konjunktur wohl mit einem blauen Auge davon. Falls nicht, wird man weltweit auch die wirtschaftlichen Auswirkungen spüren. Immerhin ist China mit rund 16 Prozent an der globalen Wirtschaftsleistung beteiligt. Und wenn das Land still steht, dann werden viele ausgebremst.(apa/reuters/wak)