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Eieiei: Die Sportart hat Kevin Trapp nicht gewechselt, vielleicht ist er ja im Super-Bowl-Fieber. © Jan Hübner
Gegen Düsseldorf 

Trapp, Abraham, Hinteregger: Die Achse des Guten

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Eintracht Frankfurt baut im Spiel bei Fortuna Düsseldorf auf Stabilität und will einen Mini-Rekord brechen.

Adi Hütter ist nun nicht der ausgebuffte Zockertyp, aber in die Karten lässt er sich nur ungern schauen. Bei öffentlichen Auftritten bewegt er sich verbal lieber im Ungefähren, taktische Kniffe, personelle Volten oder gar Aufstellungshinweise verrät der Eintracht-Trainer nicht. Vor dem Bundesligaspiel am Samstag bei Schlusslicht Fortuna Düsseldorf (15.30 Uhr) tappt der Fußballlehrer aber seinerseits im Dunkeln. „Das, was uns da erwartet, ist ein bisschen Lotteriespiel.“

Grund dafür ist die Entlassung des „Trainer-Haudegens“ (Hütter) Friedhelm Funkel und die Inthronisierung des Bundesliganovizen Uwe Rösler. Natürlich hat sich Adi Hütter über den neuen Coach der Fortuna schlau gemacht, studiert, wie er bei seiner letzten Station Malmö FF häufig agieren ließ, aber was dann am Samstag dabei herauskommt, nein, das vermag der Österreicher nicht zu beantworten: „Pressen sie uns höher, stehen sie tiefer?“, fragt der Österreicher rhetorisch. Er weiß es nicht. Insgesamt hätten die Rheinländer „eine ordentliche Mannschaft“ beisammen, die besser sei als ihr Tabellenplatz es vermuten lässt. „Sie wollen uns ein Bein stellen.“

Für die Fortunen ist die Partie eine Art Schicksalsspiel, natürlich fragen sie sich dort, gegen wen sie denn noch gewinnen wollen, wenn nicht gegen die Eintracht, die auf fremdem Platz bisher nicht Angst und Schrecken verbreitet, in neun Anläufen nur sechs Punkte geholt und zehn Törchen geschossen hat. Zudem gibt so ein Wechsel an exponierter Stelle, wie Hütter betont, „neuen Schwung, neue Energie und neue Hoffnung“. Das ist eine ganze Menge, nutzt aber alles nichts, wenn sich eigentlich nicht die Frage nach dem Trainer, sondern die nach der Qualität der Spieler stellt. Aber das haben die Fortuna-Verantwortlichen anders gesehen, was zweifelsfrei ihr gutes Recht ist.

Dost in der Klinik

Andererseits ist es so, dass die Eintracht auf dem aufsteigenden Ast ist und auch auswärts gewonnen hat, 2:1 in Sinsheim gegen Hoffenheim. „Wir müssen zeigen, warum wir zuletzt sechs Punkte gemacht haben“, fordert Hütter, der in diesem „unglaublich wichtigen“ Spiel seine „stärkste Mannschaft“ ins Rennen schicken wird. Rotiert wird angesichts von drei Spielen in sechs Tagen aber sehr wohl: „Wir werden nicht immer mit der gleichen Formation antreten.“

Mit einem weiteren Dreier hätten die notorisch schlecht aus der Winterpause startenden Frankfurter sogar einen eigenen Vereinsrekord eingestellt, drei Siege zu Beginn der Rückserie gelangen zuletzt 1966/67. Liegt schon eine ganze Weile zurück.

Hütter wird sein Team gewiss nicht ins Verderben rennen, sondern sorgsam kompakt auflaufen lassen. „Wir werden von unserem Weg nicht abgehen, taktisch diszipliniert zu sein“, sagt er: „Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn wir den ganzen Block weiter nach vorne schieben können.“ Taktische Ordnung auf einem höheren Pressing- und Offensivlevel sozusagen. Dass die neue Ausrichtung nicht mehr so spektakulär ist wie es früher einmal war, nimmt der 49-Jährige in Kauf. „Mutig sein, heißt nicht, dass man auch die Spiele gewinnt.“

Zur neuen Stabilität hat auch die defensive Achse mit Kapitän David Abraham, Publikumsliebling Martin Hinteregger und Leitfigur Kevin Trapp im Tor beigetragen. Alle drei erwähnt Hütter explizit, die Innenverteidigung sei einfach „bärenstark“ und auch Keeper Trapp ein nicht zu unterschätzender Faktor. „Er ist ein absoluter Rückhalt“, befindet Hütter und bestätigt, dass Trapp auch ohne die Blessur seines guten Vertreters Frederik Rönnow in die Kiste zurückgekehrt wäre. „Er ist die klare Nummer eins, diese Frage hat sich nie gestellt.“

Sehr wohl stellt sich aber die Frage, weshalb die Eintracht auf dem Transfermarkt verhalten agierte und bis auf den Leipziger Defensivallrounder Stefan Ilsanker (siehe weiteren Bericht auf dieser Seite) nicht aktiv wurde, obwohl sie ja vor Weihnachten eine arge Schwächeperiode hatte. „Wir vertrauen unseren Spielern“, begründet Hütter, der klarstellt, dass er auf der Position Rechtsaußen nie einen neuen Spieler gesucht habe. „Da haben wir vielleicht nicht das gleiche offensive Spektakel wie mit Filip Kostic auf links“, merkt er an, „aber wir sehen es nicht als so markant an, dass wir da was tun müssten.“

Im Sturm hat die Eintracht sogar noch einen Spieler abgeben, Dejan Joveljic schließt sich dem RSC Anderlecht an. Auch deshalb, weil Hütter im Zuge der Systemumstellung dazu übergangen ist, nur noch mit einer Spitze spielen zu lassen. Im Normalfall ist das der Niederländer Bas Dost, der für die Düsseldorf-Partie aber ausfällt. Laut „Bild“ hat sich der Niederländer nach dem Training am Freitag mit Magenproblemen abgemeldet und wird nun im Krankenhaus komplett durchgecheckt, weil ihm immer wieder übel und schwindelig geworden sei. Für ihn wird wohl Goncalo Paciencia stürmen.

So ein bisschen ins Hintertreffen ist indessen André Silva geraten, der hinter Dost und Paciencia nur Stürmer Nummer drei ist. Der 24-Jährige war in der Hinrunde in eine veritable Formkrise gerutscht, konnte die Erwartungen nie erfüllen. Im neuen Jahr zeige der technisch versierte Angreifer aber ein anderes Gesicht, versichert sein Trainer. „Er trainiert gut, er nimmt den Kampf an.“ Für Silva, im Tausch mit dem in Mailand auf einmal durchstartenden Ante Rebic gekommen und bis 2021 auf Leihbasis gebunden, geht es auch um das Ticket zur Europameisterschaft im kommenden Sommer. Da will er die Farben Portugals unbedingt vertreten und im besten Fall an der Seite des großen Cristiano Ronaldo stürmen, als dessen Kronprinz er einst galt. Davon ist er heute weit entfernt. „Aber er ist wieder auf einem besseren Weg“, berichtet Hütter. Für ihn sei es wichtig zu sehen, dass die Spieler genau dann „bereit sind, wenn sie gebraucht werden“, und das funktioniere generell nur, wenn sich einer nicht hängenlasse. „Ich bin froh, dass André da ist“, betont Hütter: „Ich habe das Gefühl, dass es für ihn wieder nach oben geht.“