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Die Defensive ist seine Heimat: Stefan Ilsanker, neuer Spieler von Eintracht Frankfurt.© imago images/Revierfoto
Stefan Ilsanker

Wunschspieler zum Schnäppchenpreis

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Stefan Ilsanker schließt sich Eintracht Frankfurt auf den letzten Drücker an. Ein sinnvoller Transfer - und ein durchaus pikanter. Dejan Joveljic wird derweil verliehen.

Die Hängepartie ist beendet, nach zähem Tauziehen und vielen Verhandlungsrunden hat die Frankfurter Eintracht doch noch ihren Wunschspieler unter Vertrag nehmen können: Nicht mal zweieinhalb Stunden vor Beendigung der Wechselfrist am Freitag um 18 Uhr gab der hessische Bundesligist die Verpflichtung des Mittelfeldakteurs Stefan Ilsanker von RB Leipzig bekannt. Der 30-Jährige erhält einen Vertrag bis 2022, die Ablösesumme bewegt sich in sehr moderatem Rahmen, weil der Vertrag des Österreichers im Sommer ohnehin ausgelaufen wäre. Sie liegt bei nicht mal einer Million Euro. Ein Schnäppchen.

Der Mittelfeldmann hat in Leipzig seinen Platz verloren, kommt nur auf sechs Bundesligapartien, für die Champions League war der Nationalspieler gar nicht gemeldet. Um die Teilnahme an der EM nicht zu gefährden, drängte der 1,90-Meter-Mann auf einen Wechsel. Die Eintracht hat auf der Position Bedarf, weil Lucas Torro und Gelson Fernandes lange ausfallen. Ilsanker ist so etwas wie ein RB-Konzernspieler, absolvierte vor seinen 131 Partien für Leipzig (nur ein Tor) auch 130 Profipartien für RB Salzburg.

Dort lernte er auch den heutigen Eintracht-Trainer Adi Hütter kennen, der sich für einen Transfer seines einstigen Schützlings stark machte. Beide spielten dort sogar zusammen, in der zweiten Mannschaft, Ilsanker als junger Mann, 16, 17 Jahre alt, Hütter am Ende seiner Karriere. „Seitdem schaue ich zu ihm auf“, sagt der Neuzugang jetzt im vereinseigenen TV. „Er ist ein sensationell guter Trainer, der seinen Spielern viel abverlangt.“ Zusammen holten sie 2015 das Double nach Salzburg – ebenfalls mit an Bord: der heutige Frankfurter Publikumsliebling Martin Hinteregger. „Hinti ist ein guter Freund von mir. Er wird mir die Eingewöhnungsphase erleichtern. Wenn ich nur annähernd so einschlage wie er, dann kann ja nichts schiefgehen.“

Sportvorstand Fredi Bobic kommentierte: „Mit Ilsanker haben wir einen erfahrenen und bundesligaerprobten Spieler gewinnen können. Vor allem ist er ein Spieler, der der Mannschaft sofort weiterhelfen kann und uns zu mehr Flexibilität verhilft.“

Pikanterie am Rande: Ilsanker war es, der die Frankfurter Fans nach ihrer Protestaktion gegen Montagsspiele und dem Werfen von Tennisbällen aufs Feld scharf attackierte: „Es ist völlig unnötig, dass die Fans – wobei das eigentlich keine richtigen Fans in meinen Augen sind –, dass diese Vollidioten Bälle und Gegenstände aufs Spielfeld werfen“, blaffte er seinerzeit, rund zwei Jahre ist das her. Es gibt sicherlich Statements, die einen Einstand leichter machen. Nun sagt der Spieler: „Unglaublich, was hier auf die Beine gestellt wurde. Vor allem auf internationaler Ebene. Es gibt kein anderes Team, das international so viele Auswärtsfans hinter sich weiß. Die Stimmung im Stadion ist großartig.“ Das ganze Projekt sei „einfach geil. Ich wollte unbedingt ein Teil davon sein.“ Kurios: Schon am Dienstag trifft er im DFB-Pokalachtelfinale mit seinem neuen Klub, der Eintracht, auf seinen alten, Leipzig.

Joveljic nach Belgien

Unterdessen hat die Eintracht auch einen Spieler abgegeben: Dejan Joveljic schließt sich auf Leihbasis bis Saisonende dem RSC Anderlecht an. Der belgische Rekordmeister spielt eine enttäuschende Saison und liegt auf dem neunten Tabellenplatz. Der serbische U-21-Nationalspieler war vor dieser Runde für fünf Millionen Euro von Roter Stern Belgrad an den Main gewechselt und wurde vorschnell als Nachfolger des zu Real Madrid abgewanderten Landsmanns Luka Jovic gehandelt. Fußstapfen, die (noch) zu groß sind. Die neue Liga erwies sich als eine Nummer zu groß. In den zurückliegenden 16 Begegnungen reichte es nur zu zwei Kurzeinsätzen – immerhin machte der 20-Jährige gleich in seinem ersten Spiel ein Tor, erzielte beim 2:1-Erfolg in der Europa-League-Qualifikation bei Flora Tallinn den Siegtreffer.

Für die Entwicklung eines jungen Profis ist die geringe Spielzeit nicht gut, weshalb eine Leihe Sinn macht. „Der Junge gefällt mir sehr gut“, sagt Hütter, „aber es geht ausschließlich darum, Spielpraxis zu sammeln.“

Die Eintracht verspricht sich einen Leistungsschub des Angreifers, Belgien gilt als gutes Pflaster. Der zum KV Kortrijk verliehene brasilianische Verteidiger Tuta hat sich nach anfänglichen Problemen einen Stammplatz erkämpft. Und Daichi Kamada kam nach seinem Lehrjahr bei St. Truiden als besserer Spieler zurück.