Zverev verpasst Finale der Australian Open

by
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev932_v-contentxl.jpg
Trotz verpasstem Finale kann Alexander Zeverev eine gute Bilanz seiner Australian Open ziehen.

Tennisprofi Alexander Zverev hat seinen ersten Finaleinzug bei einem Grand-Slam-Turnier verpasst. Im Halbfinale der Australian Open unterlag der Hamburger am Freitag nach einem hochklassigen Match dem Österreicher Dominic Thiem in vier Sätzen - 6:3, 4:6, 6:7 (3:7), 6:7 (4:7). "Ich habe einfach nicht mein bestes Tennis gespielt in den wichtigen Momenten", ärgerte sich der 22-Jährige, für den das Erreichen des Halbfinals bereits der größte Erfolg bei einem der vier großen Tennis-Turniere war. Auch wenn er nach der Niederlage Melbourne eigentlich nur schnell verlassen wollte ("Mein Team sucht schon nach Flügen), haben ihm die vergangenen Wochen die Zuversicht gegeben, bald auch mal einen der ganz großen Titel gewinnen zu können: "Ich möchte hier ja nicht aufhören, ich möchte nicht, dass es zu Ende ist. Ich habe mich selbst wiedergefunden auf dem Platz."

Thiem, der nun am Sonntag gegen den Serben Novak Djokovic um den Sieg bei den Australien Open spielt, traut seinem Kontrahenten und Kumpel viel zu: "Jeder von uns hätte gewinnen können. Ich denke, wir müssen nicht mehr lange warten bis zu seinem ersten Grand-Slam-Finale. Ich denke, dieses Turnier ist ein großer Durchbruch für ihn."

Zverev: Alles versucht, doch nicht gewonnenNDR Info - 31.01.2020 19:19 Uhr Autor/in: Kast, Ina

Das Match begann kurios mit jeweils zwei Aufschlagverlusten. Erst danach hatten beide Akteure ihren Service im Griff, bis Zverev im siebten Spiel das entscheidene Break gelang. Diesmal legte der Hamburger mit einem Zu-null nach, profitierte von mehreren Fehlern seines Gegners und holte sich nach 39 Minuten den ersten Satz. Im zweiten Durchgang war Thiem der nervenstärkere Spieler, wehrte im zehnten Spiel einen Breakball ab und sicherte sich anschließend den Satz mit einem Ass.

Entscheidung fällt zweimal im Tiebreak

Der dritte Satz war deutlich enger als die vorhergehenden, es gab wechselnde Aufschlagverluste, unnötige Fehler ebenso wie hochklassige Ballwechsel. Das Match war gekennzeichnet von langen, harten Grundlinienduellen. Allerdings haderte Zverev zunehmend mit seinem Spiel und mit einzelnen Schiedsrichterentscheidungen. Zwei Satzbälle hatte der Hamburger im Tiebreak, dennoch ging der Durchgang an Thiem. Im vierten Satz gaben sich beide Profis keine Blöße bei den Aufschlägen, erneut musste der Tiebreak entscheiden. Nach 3:42 Stunden Spielzeit verwandelte Thiem seinen zweiten Matchball.

https://www.ndr.de/sport/zverev147_v-contentxl.jpg
Alexander "Sascha" Zverev formuliert seine sportlichen Ziele schon früh ganz klar: "Mein Traum ist es, irgendwann einmal ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen."
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev155_v-contentxl.jpg
Gute Gene hat er jedenfalls geerbt: Zverev wird 1997 in Hamburg in eine tennisbegeisterte Familie geboren: Sein Vater Alexander senior (l.) und Mutter Irina (r.) haben selbst Tennis gespielt. Sein zehn Jahre älterer Bruder Mischa (2.v.l.) ist ebenfalls Tennis-Profi.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/rothenbaum/zverev143_v-contentxl.jpg
Sein Debüt auf der ATP-Tour feiert Zverev dank einer Wildcard 2013 in seiner Heimat Hamburg. Die Erstrundenniederlage gegen den Spanier Roberto Bautista Agut ist einkalkuliert und schnell abgehakt.
https://www.ndr.de/sport/zverev145_v-contentxl.jpg
Als Nummer eins der Junioren-Weltrangliste schließt Zverev das Tennisjahr 2013 ab - das hat vor ihm noch kein anderer Deutscher geschafft. Auch 2014 fängt gut an: Er gewinnt das Juniorenturnier im australischen Traralgon. Von dort reist er weiter zu den Australian Open - inzwischen wird er als Mitfavorit gehandelt ...
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev153_v-contentxl.jpg
... und erfüllt mit dem Turnier-Sieg die hohen Erwartungen. Innig küsst er seine erste große Trophäe. Zverev ist nach Dirk Dier (1990), Nicolas Kiefer (1995) und Daniel Elsner (1997) erst der vierte deutsche Junior, der am Yarra River triumphiert.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev169_v-contentxl.jpg
Die nächsten Ziele sind klar: Roland Garros und Flushing Meadows. Zverev soll nun nur noch bei den Erwachsenen spielen.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev180_v-contentxl.jpg
Bei den "Großen" zahlt Zverev zunächst viel Lehrgeld. Er kommt meist - wie hier in Düsseldorf - nicht über die Qualifikation hinaus.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev184_v-contentxl.jpg
Beim Grand Slam in Paris darf er sich Anfang Juni noch einmal für die Erfolge der Vorsaison feiern lassen. Gemeinsam mit der Schweizerin Belinda Bencic wird er von der International Tennis Federation (ITF) als Jugendweltmeister 2013 geehrt.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev178_v-contentxl.jpg
Für das Challenger Turnier in Braunschweig bekommt er eine Wildcard von Turnierdirektor Michael Stich. Zverev schafft die Sensation und gewinnt das Turnier durch einen Finalsieg gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu, Nummer 89 der Welt. Er springt in der Weltrangliste auf Rang 285.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/rothenbaum/rothenbaum550_v-contentxl.jpg
Am Hamburger Rothenbaum schlägt dann Zverevs große Stunde: Er schaltet sensationell vier Top-100-Spieler aus und erreicht als erster 17-Jähriger seit 2006 das Halbfinale bei einem ATP-Event. Im Mai 2015 zählt Deutschlands Tennis-Hoffnung erstmals zu den 100 besten Spielern der Welt. Er verbessert sich nach seinem Turniersieg beim Challenger in Heilbronn um 20 Plätze und belegt Position 85.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev218_v-contentxl.jpg
In Bastad stürmt er in sein zweites Halbfinale auf der ATP-Tour, unterliegt dort dem an Nummer zwei gesetzten Spanier Tommy Robredo. Im September 2015 folgt die erste Nominierung für das Davis-Cup-Team. Der 18-Jährige ist damit der zweitjüngste deutsche Profi, der je zum prestigeträchtigen Mannschaftswettbewerb eingeladen wurde - jünger war nur Boris Becker (17). Er muss aber verletzt passen.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev252_v-contentxl.jpg
2016 folgt das Davis-Cup-Debüt für den Hamburger. Und Zverev legt bei seinem ersten Auftritt für die deutsche Tennis-Nationalmannschaft einen grandiosen Auftritt hin, aber ohne Happy End. Er unterliegt erst nach fünf Sätzen dem tschechischen Weltranglistensiebten Tomas Berdych.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev282_v-contentxl.jpg
Wenige Wochen später trumpft Zverev auch in Nizza groß auf. Nach einem starken Viertelfinale gegen den an Nummer zwei gesetzten Franzosen Gilles Simon präsentiert sich der Youngster auch im Halbfinale gegen Joao Sousa nervenstark. Im Finale - seinem ersten auf der ATP-Tour - verliert er dann gegen Dominic Thiem in drei Sätzen.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev306_v-contentxl.jpg
Auch auf Rasen läuft es gut für Zverev. In Halle/Westfalen schlägt er im Halbfinale den großen Roger Federer in drei Sätzen und erreicht das Endspiel. "Das war der größte Sieg meines Lebens - unglaublich", jubelt der Hamburger. Im Finale zieht er allerdings gegen Florian Mayer den Kürzeren.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/tennis852_v-contentxl.jpg
Die nächste Chance auf den ersten Tour-Titel: Ende September 2016 erreicht Zverev in St. Petersburg zum dritten Mal in seiner Karriere das Finale eines ATP-Turniers - und gewinnt in drei Sätzen gegen US-Open-Champion Stan Wawrinka aus der Schweiz. Mit 19 Jahren und 158 Tagen ist er der jüngste Turniersieger seit dem Kroaten Marin Cilic 2008 und der jüngste deutsche Sieger seit Boris Becker 1985. "Ich bin überwältigt", sagt er.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev418_v-contentxl.jpg
Knapp fünf Monate später feiert Zverev den zweiten Erfolg auf der Tour: Er gewinnt in Montpellier. Und an der Seite seines Bruders Mischa sogar zusätzlich die Doppelkonkurrenz.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev432_v-contentxl.jpg
Einzeltitel Nummer drei und der erste in Deutschland: Im Mai 2017 triumphiert der Hamburger in München - sein erster Turniersieg auf Sand. Er besiegt den argentinischen Qualifikanten Guido Pella im Finale mit 6:4, 6:3 und klettert auf Rang 17 der Weltrangliste - seine bis dato beste Platzierung.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev450_v-contentxl.jpg
Zverev reitet auf einer Erfolgswelle. In Madrid scheitert er noch im Viertelfinale, doch kurz danach trumpft der Hamburger beim nächsten Masters in Rom ganz groß auf. Er marschiert bis ins Finale, schlägt dort Novak Djokovic und gewinnt seinen ersten Masters-Titel. Damit rückt der 20-Jährige in die Top Ten vor.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev502_v-contentxl.jpg
Den vierten Turniererfolg im Jahr 2017 und seinen fünften Karrieresieg auf der ATP-Tour insgesamt feiert Zverev in Washington. Bei seinem ersten Auftritt mit seinem neuen Trainer Juan Carlos Ferrero bezwingt er im Finale den Südafrikaner Kevin Anderson 6:4, 6:4. Eine Woche später triumphiert er in Montreal und schlägt dabei im Endspiel Roger Federer.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev546_v-contentxl.jpg
Als Nummer drei der Welt schlägt Zverev zum Saisonende auch beim ATP-Finale in London auf. Doch nach dem Auftaktsieg gegen Maren Cilic verliert der Hamburger gegen Roger Federer und Jack Sock. Damit endet ein tolles Jahr, das er im Ranking als viertbester Spieler der Welt abschließt, vorzeitig.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev584_v-contentxl.jpg
2018 wiederholt Zverev in München seinen Vorjahres-Erfolg. Im Finale bezwingt er Philipp Kohlschreiber mit 6:3, 6:3.
https://www.ndr.de/zverev590_v-contentxl.jpg
Dem Erfolg in München folgt umgehend der nächste Turniersieg - einer von besonderer Wertigkeit. Am 13. Mai 2018 gewinnt Alexander Zverev zum ersten Mal das Masters in Madrid. Im Finale setzt er sich gegen den Österreicher Dominic Thiem souverän mit 6:4, 6:4 durch. Für den Hamburger ist es der dritte Gewinn eines 1.000er-Turniers.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev648_v-contentxl.jpg
Im August gelingt dem Hamburger aber in Washington die erfolgreiche Titelverteidigung und sein neunter Turniersieg auf der ATP-Tour. Ende August folgt aber wieder ein frühes Aus bei einem Grand-Slam-Turnier. Nach den US Open holt sich Zverev Ivan Lendl ins Trainerteam.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev688_v-contentxl.jpg
Er erreicht nach 2017 wieder das Saisonfinale der besten acht Spieler und kämpft sich bis ins Endspiel der ATP-WM vor. Dort schlägt der 21-Jährige Novak Djokovic - und macht den größten Erfolg seiner Karriere perfekt.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev746_v-contentxl.jpg
Es folgt eine monatelange Durststrecke, die erst Ende Mai mit dem Turniersieg in Genf endet.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/tennis1232_v-contentxl.jpg
Ende Juli kommt es zur Trennung von Coach Lendl. Es passt einfach nicht. Er habe aber "nichts als Respekt", so der ATP-Weltmeister, der danach weiter von seinem Vater trainiert wird und der 2019 bei den Grand-Slam-Turnieren insgesamt wieder hinter den Erwartungen zurückbleibt.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev866_v-contentxl.jpg
Trotzdem löst der Hamburger beim Masters in Paris erneut das Ticket zu den ATP Finals. Dort spielt er stark auf, scheidet aber im Halbfinale gegen Kumpel Dominic Thiem aus.
https://www.ndr.de/sport/mehr_sport/zverev932_v-contentxl.jpg
Der Österreicher stoppt auch Zverevs Siegeszug bei den Australian Open 2020: Thiem schaltet den Hamburger im Halbfinale aus. Für Zverev ist das Erreichen des Semifinals das beste Resultat bei einem Grand-Slam-Turnier.
Alexander Zverev: Deutschlands Bester aus Hamburg