Jahresergebnisse

Warum die spanischen Großbanken so profitabel sind

Die spanischen Geldhäuser stehen im europäischen Vergleich sehr gut da. Ein Grund dafür ist die globale Aufstellung der Banken Santander und BBVA.

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Santander

Die spanische Großbank erzielt 38 Prozent ihres Gewinns in Brasilien.(Foto: dapd)

Madrid. Die Jahresergebnisse der beiden spanischen Großbanken Santander und BBVA können sich sehen lassen. Obwohl der Gewinn der zweitgrößten spanischen Bank BBVA im Schlussquartal wegen einer milliardenschweren Abschreibung in den USA einbrach, betrug er 2019 immer noch 3,5 Milliarden Euro. Die Nummer eins in Spanien, Banco Santander, erzielte einen Nettogewinn von 2,78 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bank dagegen hat am Donnerstag einen Verlust von 5,7 Milliarden Euro bekannt gegeben. Aber auch im europäischen Vergleich können sich die spanischen Banken sehen lassen.

Bei der wichtigen Kennzahl der Ertragsaufwandsquote liegen sie weit vorne. Spanische Institute wenden im Schnitt 53 Cent für jeden Euro auf, den sie verdienen. Der Durchschnitt der EU liegt bei 63. Die deutschen Institute landen mit 84 Cent abgeschlagen auf dem letzten Platz. Gerade Banco Santander und BBVA sind besonders effizient. Sie kommen mit 47 Cents (Santander) und 48 Cents (BBVA) aus.

Der Grund für das gute Abschneiden liegt vor allem in der breiten globalen Aufstellung der beiden spanischen Riesen, wodurch sie weniger abhängig von den niedrigen Zinsen in Europa sind. Aber auch die Restrukturierung des spanischen Finanzsektors, die nach der schweren Wirtschaftskrise eingesetzt hat, trägt dazu bei.

BBVA erzielt den Großteil des Gewinns jenseits der europäischen Grenzen, vor allem in Mexiko. Aus dem Land stammen mehr als 40 Prozent des Nettogewinns des Geldhauses. Für Santander ist Brasilien der größte Markt, der 38 Prozent des Gewinns liefert.

Geldhäuser profitieren von Restrukturierung

In Schwellenländern verleihen Banken weniger Geld für Hypotheken und mehr für private Konsumentenkredite. Für diese risikoreichen Kredite verlangen die Banken einen entsprechend hohen Zinssatz. Zwar ist das Ausfallrisiko dieser Kredite auch viel höher und die Banken müssen entsprechende Rückstellungen bilden. Die aber spiegeln sich nicht in der Ertragsaufwandsquote wider.

„Selbst wenn man die Effekte der geographischen Diversifizierung herausrechnet und nur den spanischen Markt betrachtet sind die spanischen Banken immer noch sehr effizient“, sagt Marco Troiano von der Ratingagentur Scope Ratings. Das liege an der Restrukturierung der Branche im Zuge der harten Wirtschaftskrise. „Der spanischen Bankenmarkt ist deutlich stärker konsolidiert als andere. Es sind alles Geschäftsbanken und viele von ihnen an der Börse gelistet. Das erhöht den Druck auf das Management, zu liefern.“

Billige Hypothekenkredite und ein Bauboom hatten in Spanien Anfang der 2000er Jahre zu einer Immobilienblase geführt. Als die 2008 platzte, musste der Staat zahlreiche Institute retten oder abwickeln. Mit einem Kredit von 41 Milliarden Euro hat der europäische Rettungsschirm ESM Spanien dabei unterstützt. Von rund 60 Banken und Sparkassen vor der Krise sind inzwischen nur noch elf übrig.

„Diese erzwungene Restrukturierung hat dazu geführt, dass die spanischen Banken mehr Personal abgebaut, Filialen geschlossen und ihre Kosten gesenkt haben als Institute in anderen Ländern“, sagt auch der Finanzmarktexperte Juan Ignacio Crespo.

Mehr: Die BBVA macht im vierten Quartal Verlust. Im Gesamtjahr stand bei der Bank allerdings unter dem Strich ein Gewinn von 3,5 Milliarden Euro.