Zweiter Fall Edathy? Das sind die krassen Vorwürfe des Klima-Aktivisten
Tom Radtke (18) droht Enthüllungen über "Fridays for Future" und SPD-Politiker an
Von Oliver Wunder
Hamburg - Die Hamburger Bürgerschaftswahl wird durch die Debatte um die erschütternden Aussagen eines 18-jährigen Schülers überschattet.
Tom Radtke, Kandidat der Linken, hatte am Montag auf Instagram, Facebook, Twitter und seiner eigenen Homepage Gedanken anlässlich des Auschwitz-Gedenktags verbreitet.
Darin setzte er den Holocaust mit dem Klimawandel gleich und schrieb von Nazis als Klimasündern wegen ihrer Panzer. Eine geschmacklose Entgleisung, die auf viel Gegenwind traf und inzwischen gelöscht wurde.
Die Linkspartei distanzierte sich von der wirren Aussage.
Nachdem sie das Gespräch mit dem Schüler gesucht hatte, beendete die Partei die Zusammenarbeit mit dem 18-Jährigen und forderte ihn auf, von seiner Kandidatur zur Bürgerschaft auf der Landesliste zurückzutreten.
Außerdem wurde ein Partei-Verfahren gestartet, das zum Ausschluss führen kann. Radtke selbst wolle aber Parteimitglied bleiben, wie es nach einem Treffen mit dem Landesvorstand der Linken heißt. Auf TAG24-Nachfrage sagte er, dass er im Falle einer Wahl sein Mandat annehmen würde.
Ganz schön viel für einen jungen Menschen. Nachdem sich auch "Fridays for Future" Hamburg von ihm distanziert hat, brach für den 18-Jährigen offenbar eine Welt zusammen und er schaltete auf Gegenangriff.
Im Interview mit der Welt warf er der Bewegung vor, dass zentrale Positionen von Grünen und deren Sympathisanten besetzt seien. Am späten Donnerstagabend legte er auf Twitter und Facebook nach.
Tom Radtke deutet Kenntnis von schwerer Straftat an
Dort schrieb er an Fridays for Future Hamburg und die Klimaaktivistin Nele Brebeck gerichtet: "bleibt bei der Wahrheit. Wenn ihr über mich lügt, sehe ich nicht, warum ich eure dreckigen Geheimnisse (z. B. den Pädophilen bei FFF Hamburg) noch für mich behalte. Wenn keine Richtigstellung kommt, dann werde ich morgen alles erzählen. Auch zu Luisa (Anmerkung der Redaktion: Luisa Neubauer)."
Drohung mit bisher unbekannten Fakten oder pure Verzweiflung eines politisch gescheiterten jungen Mannes?
Bereits am Freitag deutete ein neuer Tweet von Tom Radtke an, dass er mit "Pädophilen" einen SPD-Politiker meint.
Er schrieb: "Der Hamburger Bundestagsabgeordnete sollte aufpassen, sonst ergeht es ihm wie seinem ehemaligen Fraktionskollegen Edathy. Ich kenne die Namen einiger seiner Opfer."
Gegen den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy gab es den Verdacht, dass er sich Kindesmissbrauchsabbildungen beschafft habe. Das Verfahren wurde eingestellt, Edathy trat 2014 von allen politischen Ämtern zurück.
Wen Radtke mit seinem Tweet meint, bleibt offen. Für Hamburg sitzen fünf SPD-Abgeordnete im Bundestag. Radtke selbst wollte auf TAG24-Nachfrage dazu den Namen nicht öffentlich machen. Die Hamburger SPD konnte ohne konkrete Vorwürfe keine Stellung nehmen.
Auf Twitter wiesen andere Nutzer darauf hin, dass Tom Radtke mutmaßliche Straftaten lieber anzeigen sollte. Drohungen mit falschen Tatsachenbehauptungen würden ihn in eine "sehr problematische Situation" bringen.
Die Polizei Hamburg hat bereits auf den erste Ankündigung von Radtke reagiert. "Wir sind heute mehrfach auf diesen Tweet hingewiesen worden. Er ist uns bekannt und wir haben Ermittlungen aufgenommen", schrieben die Beamten auf Twitter.