Konzern will unabhängig werden: Huawei verunsichert Nutzer: Smartphones künftig wohl endgültig ohne Android
by FOCUS OnlineSchon seit vergangenem Jahr müssen neue Huawei-Smartphones ohne lizenzierte Google-Apps und Android auskommen. Wegen des US-Handelsbanns treiben die Chinesen ihre Planungen für ein eigenes Smartphone-Betriebssystem intensiv voran. Laut einem Manager wird Huawei in Zukunft wohl endgültig auf Android verzichten.
Schlechte Nachrichten für Besitzer von Huawei-Handys: Der Country-Manager für Österreich des Konzerns aus China, Fred Wangfei, bestätigte in einem Interview mit dem "Standard", dass es für den Hersteller kein Zurück zu Google geben wird. Künftige Huawei-Geräte werden also nun endgültig keine Google-Dienste wie Google Maps und Co. nutzen können.
Der Grund: Selbst wenn die Handelsrestriktionen der USA zurückgenommen würden, hätte man keine Garantie, dass in der Zukunft keine neuen Einschränkungen eingeführt würden. Statt sich auf die Google-Dienste zu verlassen, will Huawei künftig vollkommen unabhängig werden. Das heißt auch: Der Hersteller wird weiter an seinem eigenen Smartphone-Ökosystem arbeiten, welches neben Android und iOS dann die dritte Alternative auf dem Markt darstellen soll.
Update: Huawei äußerte sich am Freitag folgendermaßen: „Ein offenes Android-System sowie Ökosystem ist nach wie vor die erste Wahl von HUAWEI. Wird uns die Nutzung davon allerdings verwehrt, sind wir in der Lage ein eigenes Betriebs- und Ökosystem zu entwickeln.“
Huawei investiert in eigene Android-Alternative
Wie der "Standard" ebenfalls erfahren hat, wird Huawei alleine 2020 drei Milliarden US-Dollar in die Entwicklung der Huawei Mobile Services, dem Pendant zu Googles Play Services, stecken - etwa 4.000 Mitarbeiter des Konzerns sind an der Aufgabe beteiligt.
Nachdem das Interview für viel Aufregung sorgte, hat Huawei die Aussagen inzwischen wieder abgeschwächt. Gegenüber "The Verge" äußert sich ein Pressesprecher des Konzerns nun folgendermaßen:
"Unsere erste Wahl bleibt das offene Android-Betriebssystem mitsamt der Google Mobile Services. Schließlich hat das uns dazu verholfen, die Nummer zwei bei verkauften Smartphones zu werden." Man will sich die Hintertür, doch wieder zu Google zurückzukehren, weiterhin offen halten. Bei Huawei hofft man, dass der Mega-Konzern ebenfalls Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit hat. Dennoch gibt man auch offen zu im Zuge des US-Banns an den eigenen Huawei Mobile Services zu arbeiten und auf einem guten Weg in die Unabhängigkeit sei. Schließlich habe Huawei "in den letzten fünf Jahren entscheidend zur Entwicklung des Android-Systems beigetragen".
Vieles hängt von Trumps Huawei-Bann ab
Nach all den widersprüchlichen Aussagen, stehe man wohl wieder am Anfang. Es bleibt zunächst abzuwarten, ob der US-Bann auch in Zukunft anhalten wird. Dann ist Huawei mehr oder weniger gezwungen, das eigene Betriebssystem auf den Markt zu bringen. Wie das funktionieren soll, lesen Sie im nächsten Abschnitt.
Huawei stellt Smartphone ohne Google-Apps vor - und schweigt zu Starttermin
Damit sich Nutzer nicht an ein gänzlich unterschiedliches System gewöhnen müssen, plant man, das eigene Betriebssystem weiterhin auf dem Open-Source-Code von Android basieren zu lassen. Auch langfristig wird das Huawei-System dem von Google in der Anwendung sehr ähnlich sein.
Eine der größten Hürden für den Konzern: Die App-Entwickler müssten dazu gebracht werden, ihre Programme mit dem eigenen System kompatibel zu machen. Für die Entwickler würde das natürlich einen großen Mehraufwand bedeuten - Huawei verspricht jedoch wohl, diesen so klein wie möglich zu halten.
Trotzdem ist Huawei den Berichten zufolge überzeugt, dass das App-Angebot in der eigenen "App Gallery", also dem Pendant zum Play Store, bald anwachsen wird. Gleichzeitig ist dem Hersteller aber auch bewusst, dass es bis dahin ein schwieriger Weg wird. Die Marktanteile werden ohne die Google-Dienste wohl erst einmal deutlich zurückgehen, wie man gegenüber dem "Standard" zugibt. Wie sich der Sachverhalt für Huawei entwickeln wird, ist derzeit schwer vorauszusagen. Klar ist aber: Viele Nutzer werden nur ungern auf bereits Gewohntes verzichten - das gilt sowohl für das Ökosystem an sich als auch für die Google-Apps und -Dienste.
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Hinweis: Der Artikel erschien zuerst bei CHIP.de.
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