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Ein und Zwei-CentstückeFoto: imago images/Becker&Bredel
Abschied von Ein- und Zwei-Cent-Stücken?

Welche Befürchtungen die Händler haben

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Merseburg/Zöschen - „Haben Sie mal einen Cent?“, fragt Nicole Benz. Die Frau, die an ihrer Kasse steht, kramt in den Untiefen ihres Portemonnaies. Es dauert eine Weile, bis sie die kleine Münze in Benz’ Hand drückt. Die fragt bei der nächsten Kundin gleich erneut. Doch die Frage könnte demnächst überflüssig werden, wenn eine Idee aus dem Arbeitsprogramm der neuen EU-Kommission Realität wird. Die sieht vor, die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen.

Als Gründe werden laut Medienberichten, etwa die hohen Herstellungskosten angeführt, die im Falle der Ein-Cent-Münzen sogar den Wert übersteigen, und die Unbeliebtheit der kleinen Münzen bei den Bürgern. Statt der Cents könnte bei Barzahlung auf fünf und zehn Cent gerundet werden.

„Wir wären froh darüber, weil uns die Cents ständig in der Kasse fehlen.“

Nicole Benz, Leiterin der Mäc-Geiz-Filiale in der Merseburger Innenstadt könnte mit dieser Umstellung gut leben. „Wir wären froh darüber, weil uns die Cents ständig in der Kasse fehlen.“ Dann müssten sie und ihre Kollegen die Kunden um den berühmten Cent bitten, doch auch die hätten den oft nicht: „Sie lassen die Centmünzen zu Hause oder im Sparschwein.“ Dadurch würden in der Kasse kleinere Differenzen entstehen.

Doch nicht alle Händler befürworten eine Abschaffung des Kleinstgeldes so vehement wie Benz. Der Grund ist vor allem die Sorge, dass die bei der Preisgestaltung wichtige psychologische Schwelle der 99-Cent entfallen könnte. Der Wahrnehmungsunterschied sei groß, ob etwas glatt acht Euro koste oder 7,99 Euro. „Da sieht der Kunde dann nur die Sieben“, sagt Freimut Hofmann.

Rundungen an der Kasse führen zu Diskussionen

Der Chef des Supermarkts Zöschen ist deswegen gegen eine Abschaffung der kleinen Münzen. Nur mit diesen Schwellenpreisen könne man sich von der Konkurrenz abheben. Außerdem fürchtet Hofmann, dass Rundungen an der Kasse zu Diskussionen mit den Kunden führen könnten, gerade dann, wenn die Preise bei Barzahlung nicht ab-, sondern aufgerundet würden.

Ähnliche Befürchtungen hat der Leiter der Merseburger Konsumfiliale Falko Matzke: „Wenn die Preise von 95, 98, 99 Cent am Ende auf 00 steigen sollten, wäre das für die Kunden ein Schock.“ Prinzipiell könne er mit einer Abschaffung jedoch leben.

„Wirtschaftlich ist es vielleicht vernünftig“

Auch Hofmann sieht durchaus Argumente für den Verzicht auf das Kleinstgeld. „Wirtschaftlich ist es vielleicht vernünftig. Wenn man überlegt, was da an Ressourcen verbraucht wird, wie viele Tonnen Metall.“ Konkret sind es 7.000 Tonnen Stahl 415 Tonnen Kupfer, die in den Jahren 2016 bis 2018 für die deutschen Ein- und Zwei-Cent-Münzen verwendet wurden. Diese Zahlen teilte jedenfalls das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage der Grünen mit.

Diese befürworten derzeit ebenso eine Abschaffung, wie Kevin Melzig, Bereichsleiter Privatkunden bei der Volksbank-Niederlassung in Merseburg. Als Kunde könne er die Preise mit 98, 99 Cent ohnehin nicht verstehen. Ohne diese wären Rechnungen viele leichter. Zudem gibt er zu Bedenken, dass die Entsorgung des Kleingeldes viel Geld koste. Die Bank bringt sie zu einem Unternehmen nach Halle, die sie wieder aufbereitet und verteilt.

In Banken kommen nur wenige Kunden mit Centmünzen

Eine großartige Entlastung der Banken sieht Melzig durch die mögliche Abschaffung nicht. Es kämen nur wenige Kunden mit Centmünzen. Um damit größere Beträge zu erreichen, bräuchte man ja riesige Mengen, gibt er zu Bedenken. Nicht mal Kinder würden die daher sammeln. In den Sparschweinen liegen also größere Münzen.

Auch Händler Hofmann sieht für seinen Supermarkt keine große Belastung durch die kleinen Münzen. Die gingen eher raus als rein. Ohnehin, berichtet er, würden 60 bis 70 Prozent der Einkäufe schon bargeldlos bezahlt. Gerade jüngere Kunden würden selbst die Kaugummipackung mit Karte zahlen. Dass Barzahler demnächst ohne Cents kommen, glaubt Hofmann nicht. Er verweist auf die langwierige Debatte um die Abschaffung der Zeitumstellung. „Solange, wie Entscheidungen bei der EU dauern, bin ich optimistisch, dass wir die Münzen noch in zehn Jahren haben.“ Aus Brüssel hieß es derweil am Mittwoch. Es sei noch nichts entschieden. (mz)