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(Bild: Tirol Kliniken/Berger)
Forschung in Tirol

100 neue Ideen im Kampf gegen Krebserkrankungen

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Knapp 40.000 Tiroler leben mit einer Tumorerkrankung. An der Medizin-Uni Innsbruck werden neue Mittel gegen Krebs erforscht. Mehr als 100 klinische Studien laufen. Sehr vielversprechende Ansätze gibt es u.a. bei Leukämie und Eierstockkrebs. Die Forscher greifen für ihre Arbeit auch auf eine einzigartige Datensammlung zurück. Diese nennt sich Tumorregister Tirol und wird heuer 30 Jahre alt. 

Am 4. Februar ist Welt-Krebstag und die Medizin kann Betroffenen dazu viel Hoffnungsvolles berichten. Die Überlebensraten steigen und die Forschung entdeckt laufend neue Behandlungsmethoden. In Tirol ist das 2018 von Medizin-Uni und Tirol Kliniken gegründete Comprehensive Cancer Center Innsbruck – kurz CCCI – jener Ort, an dem die Zukunft der Medizin längst begonnen hat. „Weit mehr als 100 Studien laufen derzeit am Standort Innsbruck. Der dadurch rasche Zugang zu neuen Therapien verspricht eine verbesserte Heilungsrate für unsere Patientinnen und Patienten“, fasst CCCI-Sprecher Christian Marth, Direktor der Klinik für Gynäkologie, den Nutzen für die Bevölkerung zusammen.

Den üblen Charakter eines Tumors entlarven
Wo liegen nun die Hoffnungsfelder? Dominik Wolf, Direktor der Klinik für Innere Medizin V nennt als Beispiel das Tumor-Profiling. So wie Kriminalbeamte ein Täter-Profil erstellen, können auch Mediziner den Charakter eines Tumores durch neue Analyse-Methoden immer genauer bestimmen. Dabei werden auch die kleinsten Zellen durchleuchtet. „Das ermöglicht sehr gezielte Behandlungen, bei denen nicht das befallene Organ, sondern die genetische Veränderung im Körper entscheidend für die Wahl der Therapie und den Effekt ist“, erklärt Wolf.

Immuntherapie mit aufgerüsteten Zellen
Immuntherapie – davon verspricht sich die Medizin viel. Auch bei Krebs! Seit den 1990er Jahren wird dazu in Innsbruck intensiv geforscht. Im Vorjahr wurden die ersten Innsbrucker Patienten mit der CAR-T-Zell-Therapie versorgt. Diese greift u.a. bei bestimmten Formen von Leukämie oder bösartigen Tumoren im Lymphsystem. Sogenannte T-Zellen werden aus dem Blut des Patienten gewonnen, zu besagten CAR-T-Zellen aufgerüstet und wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Durch die Aufrüstung sind sie in der Lage, Tumorzellen zu erkennen und zu zerstören.

Damit sich die Krebszelle nicht selbst repariert
Auch für Patientinnen mit Eierstockkrebs haben die Wissenschaftler gute Nachrichten. Ein Team um Christian Marth konnte kürzlich in einer internationalen Untersuchung die Wirksamkeit sogenannter PARP-Hemmer belegen. Die Stoffe in diesen neuartigen Arzneien verhindern, dass die Krebszellen DNA-Schäden, die sie durch eine Chemotherapie erleiden, reparieren. Die Rückfallrate sinkt, die Überlebensrate steigt. Eine hoffnungsfrohe Nachricht zum Welt-Krebstag.

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(Bild: Krone Grafik)

Datensammlung zu Krebserkrankungen ist 30 Jahre alt
Das Tumorregister Tirol feiert heuer Jubiläum. Seit 1988 werden Krebs-Daten gesammelt, die eine wichtige Basis für Forschung, Vorsorge- und Therapiemöglichkeiten bilden. „Seit 30 Jahren wird hier mit harter Recherchearbeit und strukturierter Datenkontrolle eine hohe Vollständigkeit erreicht“, erklärt Irmgard Delmarko, Leiterin des Instituts für klinische Epidemiologie. Das TRT ist nicht nur national, sondern auch international hoch angesehen und kooperiert mit weltweiten Organisationen, unter anderem etwa einer Teilorganisation der WHO, heißt es.

Zum Jubiläum Blicke zurück und nach vorne
„Vor 30 Jahren sind wir noch von Krankenhaus zu Krankenhaus gefahren und haben die Daten aus Akten gesammelt“, erzählt Helmut Mühlböck, Leiter des TRT. Heute sei die Situation natürlich etwas anders - vor allem in der IT habe sich alles verändert. Programme wurden entwickelt, um Doppelerfassungen und andere Fehler zu vermeiden. Für die Zukunft wird nun neben dem erfolgreichen epidemiologischen Tumorregister auch ein klinisches geplant. Heißt: Neben Daten und Fakten sollen auch Begleiterscheinungen und dergleichen aufgenommen werden. Das würde die Arbeit der Onkologen erleichtern und auch schnellere Ergebnisse liefern, heißt es. Die Auswertung der Daten dauert nämlich immer seine Zeit, so wurde heuer der Bericht für das Diagnosejahr 2017 veröffentlicht.

Knapp 4000 Neuerkrankungen in einem Jahr
Demnach erkrankten 2017 insgesamt 1803 Frauen und 2095 Männer an bösartigen Neubildungen. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose betrug bei den Frauen 66 und bei den Männern 68 Jahre. 672 Frauen und 801 Männer starben an bösartigen Erkrankungen.