Epidemie in China
Ein Corona-Verdachtsfall in Rückkehrer-Maschine
Unter den 124 Passagieren, die am Samstag von der Bundeswehr aus China nach Frankfurt ausgeflogen wurden, war ein Fall mit Verdacht auf eine Corona-Ansteckung. Die Person wurde zur Behandlung in die Uniklinik gebracht.
Die Bundeswehr-Maschine mit den China-Rückkehrern war gegen 16.40 Uhr am Frankfurter Flughafen gelandet. Gleich im Anschluss wurden die 124 Reisenden im Medical Assessment Center (MAC) am Flughafen eingehend untersucht.
Frankfurter Flughafen erwartet Deutsche aus Wuhan
Dabei habe sich bei einer Person ein Verdacht auf eine Ansteckung mit der Atemwegserkrankung Corona ergeben, teilte das Sozialministerium mit. Die Person kam zur Abklärung in die Universitätsklinik Frankfurt, die auf die Therapie derartiger Krankheiten vorbereitet ist. Nationalität und Geschlecht des Verdachtfalls waren zunächst nicht bekannt.
Weitere Patienten ohen Corona-Symptome
Zehn weitere Passagiere wurden ebenfalls in die Uniklinik gebracht. Ihre Symptome stünden aber in keinem Zusammenhang mit dem Coronavirus, sagte Minister Kai Klose (Grüne).
Die anderen Passagiere sollten zur Quarantäne in einen Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Germersheim gebracht werden. Dort werden sie die nächsten 14 Tage verbringen. So lange kann es dauern, bis sich bei einer Ansteckung mit Corona erste Symptome zeigen.
"Die Kontakte nach außen werden auf ein Minimum reduziert", sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. Zudem würden die Betroffenen in Einzelzimmern untergebracht, in denen sie auch bleiben müssten.
An Bord der Maschine waren 124 Passagiere, darunter 100 Deutsche, 22 Chinesen, ein US-Bürger und ein Rumäne. Auch einige Kinder reisten mit.
Moskau verweigert Zwischenlandung
Die Maschine war mit Verzögerung in Frankfurt angekommen, weil die geplant Zwischenlandung in Moskau von dortigen Behörden kurzfristig verweigert worden war. Stattdessen wurde der Flieger der Luftwaffe nach Helsinki umgeleitet, von wo aus er später nach Frankfurt startete.
Spezialfirma reinigt Flieger
Nicht nur die Passagiere bedurften einer besonderen Behandlung: Auch die Reinigung der Maschine fand nicht im alltäglichen Maße statt. Eine Spezialfirma aus Frankfurt, die schon in anderen Fällen mit der Bundeswehr und der Lufthansa zusammengearbeitet hatte, schickte ein zwölfköpfiges Team zum Flughafen.
Dieses werde rund zehn Stunden für die Reinigung benötigen, sagte der Geschäftsführer der Firma Akut SOS. "Dann ist der Flieger ähnlich steril wie ein OP-Saal." Eine besondere Vorbereitung auf die Reinigung sei trotz gebotener Vorsicht nicht nötig: "Wir arbeiten mit viel gefährlicheren Stoffen."
WHO ruft gesundheitliche Notlage aus
In China erlebte die Epidemie am Samstag den bisher höchsten Anstieg der Infektionen und Toten innerhalb eines Tages. Die Gesundheitskommission in Peking meldete einen Zuwachs um fast 2.000 auf 11.791 Erkrankte. Die Zahl der Todesfälle kletterte um 46 auf 259. Außerhalb der Volksrepublik wurden bisher in zwei Dutzend Ländern rund 150 Infektionen gezählt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Donnerstagabend die Ausbreitung des Virus zu einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite" erklärt. Die 190 Mitgliedsländer müssen die von der WHO empfohlenen Krisenmaßnahmen untereinander koordinieren.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau kompakt, 31.01.2020, 16.45 Uhr