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Wer hört schon gerne Nachrichten, wenn die Vorfreude auf die Verkehrslage fehlt?© imago
TIMES MAGER

Krupunder

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Schluss mit den Verkehrsnachrichten: Wie kann der Deutschlandfunk da noch seinen Bildungsauftrag erfüllen?

Was, um Himmels willen, ist „Krupunder“? Sie werden es gleich erfahren. Auch ohne hinzufahren, und das ist auch gut so, denn da ist manchmal Stau.

Wie Sie wissen, hat der Deutschlandfunk seinen öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag bisher erfüllt. Täglich hat er seine Hörerinnen und Hörer zu zahlreichen Fragen und Überlegungen angeregt. Zum Beispiel:

Wie mag es in Erwitte/Anröchte riechen? Was macht es mit der Psyche, wenn sich der Mensch vom Dreieck Heumar Richtung Wahn bewegt? Ist es gut oder schlecht, wenn der Mensch auf diesem Weg aufgehalten wird? Was unterscheidet Aschersleben von Oschersleben? Was unterscheidet den Unterschied zwischen Aschersleben und Oschersleben vom Unterschied zwischen Adelzhausen und Odelzhausen? Wie fühlt man sich mitten in Großkugel? Wer ist Horst Elmshorn? Was hört man Neues von Öhringen? Ist „Schloss Burg Wermelskirchen“ nicht übertrieben?

Der Deutschlandfunk sendet keine Verkehrsmeldungen mehr. Nie wieder Hann-Münden Hedemünden zum Frühstück, nie wieder ein angeregtes Gespräch über die Hammer Straße in Hamburg, von der niemand weiß, ob sie nicht doch eine Hammerstraße ist. Schluss mit der Freude darüber, sich niemals an einem Werktag zwischen Pforzheim West und Pforzheim Nord befunden zu haben. Oder umgekehrt. Der Brexit, exekutiert am selben Tag: ein Fliegenschiss dagegen.

Mit fadenscheinigen Argumenten wird versucht, das Ende der Verkehrsnachrichten zu rechtfertigen: Eine Umfrage habe Zustimmung ergeben (da sieht man, wohin direkte Demokratie führen kann); moderne Navigationsgeräte zeigten ohnehin jede Staugefahr an (was erfahre ich von Krupunder, wenn ich nach Pforzheim reise? Nichts!); es gebe mehr Zeit für Nachrichten (wer hört schon gerne Nachrichten, wenn die Vorfreude auf die Verkehrslage fehlt?). Frage: Wer hat diesen Handstreich gegen das Volk eingefädelt? Andreas Scheuer? Die Nato? Die Finanzindustrie?

Krupunder liegt bei Hamburg (Ausfahrt: Halstenbek-Krupunder). Der Name soll auf einen Gastwirt zurückgehen, der reiche Reisende ermordete und mit den Worten „Krupp ünner“ in einem See untergehen ließ. Das Gewässer heißt heute „Krupunder See“, also weder „Krupundersee“ noch „Krupunderer See“, wie es sich gehörte, aber das nur nebenbei.

„Bild“ meldet, es habe mal folgende Verkehrsmeldung gegeben: „Vorsicht bei Poppenhausen: Bett auf der Fahrbahn“. Kann stimmen, muss aber nicht, „Bild“ halt. Ach, Deutschlandfunk!