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Wolfgang Borrs/NDR/dpa Greg Hands, Tory-Abgeordneter und ehemaliger Staatssekretär im britischen Außenhandelsministerium, sitzt in der ARD-Sendung «Anne Will»

FOCUS-Online-Interview mit Greg Hands: Frau ist Deutsche: Britischer Abgeordneter verrät, was Familie am Brexit-Abend macht

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Greg Hands ist Abgeordneter der Tories im britischen Parlament. 2016 stimmte er beim Brexit-Referendum für „remain“, wollte also in der EU bleiben. Doch zuletzt hat er den Brexit kräftig mit vorangetrieben – obwohl seine Frau die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Im Gespräch mit FOCUS Online erzählt Hands am Tag vor dem Brexit, wie der Austritt sein persönliches Leben verändern wird, was er um 0 Uhr macht und gibt einen Ausblick auf die künftige deutsch-britische Zusammenarbeit.

FOCUS Online: Mr. Hands, jetzt tritt Großbritannien aus der Europäischen Union aus. Wie wird die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Großbritannien künftig aussehen?

Greg Hands: Zuerst einmal wird sie weiterhin sehr stark sein. Deutschland und Großbritannien haben sehr viele gemeinsame Interessen und es gibt viele Bereiche, beispielsweise die Außenpolitik, in der die Länder eine ähnliche Meinung haben. Ich denke da an den Nahen Osten oder Iran. Auch gegen den Terrorismus kämpfen wir Seite an Seite. Was die Handelsbeziehungen anbelangt, wird Großbritannien ab morgen Deutschlands Außenhandelspartner Nummer Zwei sein, direkt nach den USA. Ich erwarte künftig eine sehr gute Zusammenarbeit.

"Es war eine demokratische Entscheidung"

FOCUS Online: Das klingt, als würden Sie dem Austritt optimistisch entgegensehen. Haben Sie keine Bedenken, keine negativen Gefühle vor dem morgigen Tag?

Hands: Der Austritt muss nicht negativ sein. Natürlich habe ich 2016 ‚remain‘ gestimmt und wenn es nach mir gegangen wäre, wäre Großbritannien in der EU geblieben. Aber das britische Volk hat entschieden – und das mehrmals. Es war eine demokratische Entscheidung. Wo ich Bedenken habe, ist bei dem künftigen kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Großbritannien.

FOCUS Online: Wieso haben Sie Bedenken? 

Hands: Zu wenige Briten lernen Deutsch oder reisen nach Deutschland. Zwar sehen die Briten die Deutschen jetzt mit anderen Augen als noch vor 40 Jahren, als ich Deutsch lernte. Damals war das Bild noch sehr vom Zweiten Weltkrieg geprägt. Aber trotzdem will heute immer noch kaum ein Brite Deutsch lernen. Vielleicht wären mehr Städtepartnerschaften da ein Ansatz für Verbesserung, aber auch die sind momentan nicht sehr beliebt.

"Mein Sohn hat am Referundumsnachmittag geweint"

FOCUS Online: Sie haben eine deutsche Frau und ihre Kinder wachsen bilingual mit Deutsch und Englisch auf. Was wird sich für Sie persönlich durch den Brexit ändern?

Hands: Für mich wird es schwierig. Mein Sohn hat am Referendumsnachmittag geweint. Er konnte nicht verstehen, was passiert ist. Meine Frau unterrichtet Deutsch hier in England, wir sind noch immer eng mit Deutschland verbunden. Wir reisen oft nach Deutschland, ich wahrscheinlich noch mehr als meine Frau. Da wird sich einiges ändern, was, weiß ich nicht. Aber das muss kein Problem sein. Wir haben befreundete Familien, die sind britisch-kanadisch, britisch-amerikanisch – bei denen funktioniert es auch. Wir müssen aus dem Brexit nun etwas Gutes schaffen und das ist möglich.

FOCUS Online: Nach dem Referendum haben Sie begonnen, sich für den Brexit einzusetzen. Obwohl Sie eigentlich dagegen waren. Gab es da keine Probleme zu Hause?

Hands: Nein. Meine Frau war und ist zwar gegen den Brexit, aber sie hat meine Entscheidung voll und ganz unterstützt. Beziehungsweise war es ja die demokratische Entscheidung des Volkes, die ich vorangetrieben habe. Und ich bin fest überzeugt: Unsere Demokratie ist wichtiger als die Mitgliedschaft in der Europäischen Union.

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dpa/Alberto Pezzali/AP/dpa Brexit, und nun? Der Brexit hat erst einmal wenig Folgen für Reisende.

"Man kann die Zeit nicht zurückdrehen"

FOCUS Online: Was empfinden Sie, wenn Sie an den morgigen Austrittsabend denken? Bedauern Sie den Austritt?

Hands: Ja, klar, aber man kann die Zeit eben nicht zurückdrehen. Ich war immer sehr euroskeptisch und trotzdem bin ich traurig, dass Großbritannien die EU verlässt.

FOCUS Online: Was machen Sie um 0 Uhr, wenn Großbritannien austritt?

Hands: Viele Leute in Großbritannien feiern, schmeißen Austritts-Partys. Ich werde nicht feiern.

FOCUS Online: Wie ist die Stimmung bei Ihren Abgeordneten-Kollegen, freut man sich da auf den Austritt?

Hands: Die meisten haben genug von den Streitereien in den letzten Jahren. Jeden Tag wurde sich gestritten. Man will vorankommen, weitermachen. Sogar ganz starke „remain“-Befürworter sind in der letzten Zeit ruhiger geworden. Sie wussten, dass es mit Premierminister Johnson sowieso nur den Austritt geben wird und wollten einfach nur, dass es vorbei ist. Einige sind auch begeistert. Ich bin auch begeistert. Aber nur, dass die Demokratie gesiegt hat. Alle weiteren Informationen zum Brexit im News-Ticker von FOCUS Online.

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