Tennis
Thiem kämpft am Sonntag um ersten Grand-Slam-Titel
by APA, RedaktionDominic Thiem hat am Freitag seinen großartigen Lauf fortgesetzt und wieder ein Stück Tennis-Geschichte geschrieben. Als erster Österreicher steht Thiem im Einzel-Finale der Australian Open in Melbourne. Thiem besiegte den Deutschen Alexander Zverev nach 3:42 Stunden mit 3:6,6:4,7:6(3),7:6(4) und spielt am Sonntag gegen Titelverteidiger Novak Djokovic (SRB-2) um seinen ersten Grand-Slam-Titel.
Für Thiem ist es nach den French Open 2018 und 2019 sein drittes Endspiel bei einem der vier Major-Turniere. Er klopft nun schon an die Top 3 an, im "Live-Ranking" liegt nur noch 85 Punkte hinter dem drittplatzierten Roger Federer (SUI). Sollte er den Titel am Sonntag holen, knackt Thiem als Dritter erstmals die Top 3. Thiem hat nun ein Preisgeld von 1,27 Mio. Euro (brutto) sowie 1.200 ATP-Punkte sicher.
Thiem wäre bei einem Sieg über Djokovic der erst zweite Österreicher nach Thomas Muster (French Open 1995), der bei einem der vier Grand-Slam-Turniere im Einzel triumphiert. Er hat gegen Djokovic eine 4:6-Bilanz im Head-to-Head, hat aber zuletzt zweimal (French-Open-Halbfinale und ATP Finals jeweils 2019) knapp gewonnen.
Der nunmehr dreifache Major-Finalist, der auch bei den ATP Finals in London im vergangenen November ins Endspiel vorgedrungen war, freute sich sehr. "Ich bin überglücklich natürlich. Die Partie war von Anfang an auf Messers Schneide. Ich denke, wir haben beide ein bisserl nervös begonnen - eh klar beide im ersten Halbfinale hier", erklärte Thiem im ServusTV-Interview.
Nun geht es am Sonntag gegen den zweiten der "big three". Djokovic ist Titelverteidiger und siebenfacher Champion "down under". "Ich hab bis jetzt meine zwei Grand-Slam-Finali in Paris gegen Nadal gespielt, der zum damaligen Zeitpunkt zehn bzw. elfmal das Turnier gewonnen hat. Am Sonntag gegen Djokovic, der hat das Turnier sieben Mal gewonnen. Ich spiele immer gegen die Könige von demjenigen Grand-Slam-Turnier, aber es ist die ultimative Herausforderung", sagte Thiem zur nächsten Riesenhürde.
Das Halbfinale gegen Zverev hatte überhaupt nicht nach dem Geschmack von Thiem begonnen. Der Niederösterreicher musste gleich zum Auftakt seinen Aufschlag abgeben. Auch wenn er sofort das Rebreak zum 1:1 schaffte, so fand Thiem nicht das richtige Mittel gegen den Deutschen. Die Partie wurde noch im vierten Game zum Hallen-Match, weil wegen einsetzenden Regens das Dach der Rod Laver Arena geschlossen wurde. Mit Aufschlagverlusten zum 3:4 und 3:6 mit vielen unerzwungenen Fehlern musste Thiem Satz eins nach 40 Minuten 3:6 abgeben. 13 unerzwungene Fehler bei nur fünf Winnern zeugen vom schwachen Auftaktsatz Thiems.
"Der erste Satz war nicht ideal. Ich habe ein bisserl gebraucht, bis ich reingekommen bin. Sicher auch noch wegen dem Match vor zwei Tagen", erinnerte er an den 4:10-Stunden-Fight mit Rafael Nadal.
Im zweiten Durchgang gelang Thiem aber dank eines schlechten Servicegames von Zverev das erste Break zum 2:1. Doch der Deutsche schaffte dank eines guten Returnspiels im sechsten Game das Rebreak zum 3:3. Thiem nahm dem 22-Jährigen neuerdings den Aufschlag zum 4:3 ab und servierte bei 5:4 auf den Satz. Ein nervös wirkender Thiem musste noch zwei Breakbälle Zverevs abwehren, ehe er sich mit seinem dritten Ass zum 6:4 vorerst von der Anspannung befreite.
Nach dem ersten Spiel in Satz drei kam es zur zweiten unvorhergesehenen Unterbrechung: Ein Scheinwerfer im Stadion fiel aus, Zverev monierte dies, und die Folge war eine gut zehnminütige Pause. Thiem startete besser in die Fortsetzung - mit einem souveränen Aufschlag und dann dem Break zum 2:1 mit geduldiger Spielweise.
Thiem zog nach abgewehrtem Breakball auf 3:1 davon, musste aber sein Service zum 3:3 wieder abgeben. Bei 4:4 geriet Zverev mit 0:30 in Rückstand, doch der Deutsche glich aus, und ein vermeintliches Ass wurde out gegeben. Da Zverev alle drei Challenges aufgebraucht hatte, riskierte er frustriert beim zweiten Service voll, schlug ein Ass und schimpfte in Richtung Umpire. Das brachte ihm eine Verwarnung ein, doch mit noch einem Ass stellte ein mental starker Zverev auf 5:4. Thiem wehrte in der Folge sogar zwei Satzbälle ab, ehe es ins Tiebreak ging.
Thiem beklagte mit Zeichen Probleme mit dem Magen, war dann aber im Tiebreak eine Klasse besser. Nach 2:42 Stunden nutzte er bei 6:3 den ersten Satzball zum 7:3. "Mir war ein bisserl schlecht, vor allem wenn so enge Partien sind, dann geht das nervlich an die Substanz. Das habe ich öfter und ist nichts, worüber man sich Sorgen machen muss", erklärte der Lichtenwörther später.
Der letztlich entscheidende Satz ging ohne Break erneut ins Tiebreak, beide Protagonisten mit großartiger Aufschlagleistung. Ausgerechnet zu Beginn des Tiebreaks beging Zverev einen Doppelfehler zum 0:2, Thiem stellte auf 4:2, nachdem Zverev einen Smash völlig verpatzt hatte. Bei 6:3 fand Thiem drei Matchbälle vor, den zweiten nutzte er.