Irres Stop-and-go-Match bei Australian Open
Zverevs Final-Traum geplatzt
by Sebastian KayserEr war so gut, aber es hat nicht gereicht ...
Alexander Zverev (22) ist bei den Australian Open im ersten Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere nach großem Kampf gescheitert. Gegen Nadal-Bezwinger Dominic Thiem (26/Österreich) platzte sein Final-Traum mit 6:3, 4:6, 6:7 (3:7) und 6:7 (4:7). In einem irren Stop-and-go-Match!
Erster Aufreger: Obwohl die Wetter-Vorhersage seit Tagen auf Regen steht, lassen die Turnier-Direktoren das Stadiondach vor Match-Beginn etwa zehn Meter weit öffnen. Folge: Erst fallen Vogelfedern aufs Feld. Als es dann zu nieseln beginnt, muss das Match unterbrochen und der Platz von Helfen mit Handtüchern getrocknet werden. Eigentlich Gift für den Spielrhythmus der Stars. Aber diesmal gut für Zverev: Nach der Unterbrechung ist er voll da, sichert sich Satz 1 verdient mit 6:3.
Zum Ende von Satz 2 ist das Niveau dann bei Weltklasse angekommen. Thiem bleibt trotz zwei späten Breakpunkten von Zverev cool und sichert sich den Durchgang mit 6:4.
Wenig später dann die nächste Kuriosität: Zverev stoppt das Spiel, weil ein Flutlichtstrahler unterm Stadiondach ausgefallen und das Licht ungleichmäßig ist. Erst nach zehn Minuten Pause geht's weiter. Und wie!
Ende des dritten Satzes legt Zverev beim Stand von 4:4 und 0:30 bei eigenem Aufschlag den Schalter um wie ein ganz Großer – und erinnert dabei an Boris Becker. Plötzlich ist der Aufschlag voll da. Bei 30:30 sieht sich Zverev um ein Ass gebracht, liefert sich am Netz eine hitzige Diskussion mit dem Schiedsrichter. Zverevs Reaktion: Volles Risiko und Ass mit dem zweiten Aufschlag, gefolgt von einem lauten Freuden-Schrei samt Pöbelei, für den er eine Verwarnung kassiert. Zverevs Reaktion: ein weiteres Ass zum Spielgewinn. Ganz großes Tennis!
Bitter dann: Trotz zwei Satzbällen bei Aufschlag Thiem kriegt Zverev den Satz bei 5:4 nicht zu. Der Ösi rettet sich in den Tie-Break, spielt da fehlerfrei und sichert sich die 2:1-Satzführung. Thiem nach dem Match: „Dass ich die Satzbälle abgewehrt habe, war die Spiel entscheidende Szene.“
In Satz 4 dann wieder hochklassiges Tennis von beiden. Ohne einen einzigen Breakball. Und mit dem besseren Ende für Thiem.
Die letzten Aufreger: Erst verschlägt Zverev im erneuten Tie-Break einen leichten Überkopfball zum 3:3. Dann ruft die Linienrichterin mitten im Ballwechsel einen Zverev-Ball aus – zu Unrecht!
Der Schiedsrichter überstimmt, lässt den Punkt wiederholen, aber Thiem bekommt der Regel entsprechend zwei neue Aufschläge, macht Druck und holt sich den Punkt. Sowie wenig später mit seinem zweiten Matchball den Finaleinzug.
Thiem, der schon im Viertelfinale gegen Nadal drei Sätze im Tie-Break für sich entscheiden konnte, trifft nun am Sonntag im Finale auf Novak Djokovic.
Zverev nach dem Match bei Eurosport: „Es war ein Super-Match. In den richtigen Momenten war er besser. Ich hab unglaublich viele Chancen gehabt. Es ist einfach enttäuschend.“
Ein tolles Turnier hat Zverev trotzdem gespielt. Der Deutsche: „Ich denke, dass ich jetzt eine andere Leistung bei einem Grand Slam gezeigt habe. Ich muss weiter machen, dass ich solche Matches irgendwann auch mal gewinne.“