Hölderlin überall: Seine Heimat feiert den Dichter ausgiebig
by Südwest Presse Online-Dienste GmbHMit Lesungen und Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten wird in diesem Jahr der 250. Geburtstag des schwäbischen Dichters Friedrich Hölderlin gefeiert. Der Poet aus Lauffen am Neckar (1770-1843) hatte seine Kindheit und Jugend in Nürtingen verbracht, seine zweite Lebenshälfte in Tübingen im legendäre Turmzimmer. Er gilt als ein Begründer der modernen Lyrik.
„Kaum ein anderer Dichter hat die deutsche Sprache so bereichert wie Hölderlin, kaum einer fordert bis heute die Literatur und die Künste so heraus“, würdigte ihn das Literaturarchiv Marbach am Freitag bei der Vorstellung der Veranstaltungen zu Ehren des Dichters. Für Kulturstaatssekretärin Petra Olschowski (Grüne) bietet der Veranstaltungsreigen „die Gelegenheit, Hölderlin wieder und auch ganz neu zu entdecken“.
Insgesamt sind laut Literaturarchiv mehr als 650 Veranstaltungen zwischen Barcelona und Wien in Theatern, Konzert- und Kinosälen, Literaturhäusern, Universitäten und Schulen geplant, darunter auch ein Musical und eine Oper. Der Schwerpunkt liegt in Hölderlins Heimat, dem heutigen Baden-Württemberg.
Zum Auftakt des offiziellen Hölderlinjahrs wird am 15. Februar der neu gestaltete Hölderlinturm in Tübingen wiedereröffnet. Der romantisch am Neckar gelegene Bau war 36 Jahre lang der Rückzugsort des Dichters. Am 20. Februar feiert das Musical „Hölder“ in Lauffen Uraufführung, bevor es in weiteren Städten gezeigt wird. Am 19. März wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Literaturmuseum der Moderne in Marbach zu Gast sein - zum Auftakt der Ausstellung „Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie“.
Nur einen Tag darauf schauen Literaturfreunde nach Lauffen am Neckar: Im Geburtsort des Dichters wird an seinem Geburtstag das Hölderlinhaus eröffnet. Auch die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart stellt aus: Vom 21. April an zeigt sie unter dem Titel „Aufbrüche - Abbrüche“ vor allem Stücke aus der eigenen Sammlung. Der Literatursommer 2020 der Baden-Württemberg-Stiftung widmet sich neben Hölderlin auch dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der ebenfalls 1770 geboren wurde. Eine Oper mit dem Titel „Der Thurm“ steht am 9. Oktober in Tübingen auf dem Programm. Sie basiert auf biografischen Dokumenten wie Briefen von und an Hölderlin und Auszügen aus seiner Tübinger Krankenakte.
Nürtingen ist mit rund 50 Veranstaltungen dabei: Zum Auftakt am 6. Februar liest Rüdiger Safranski aus seiner neuen Hölderlin-Biografie. Eine Woche später wird die Wanderausstellung der Fotojournalistin Barbara Klemm eröffnet (13. Februar bis 20. März). Ihre Werke zeigen Schauplätze aus Hölderlins Werken und folgen Landschaften, die sein Leben und Werk geprägt haben. Entertainer und Schauspieler Harald Schmidt, ebenfalls aus Nürtingen, liest am 24. Oktober in einer Kirche Texte des Dichters.
„Ich schaue mit Spannung, Freude und großer Neugier auf das Programm“, sagte Johann Kreuzer, der Präsident der Hölderlin-Gesellschaft, in Marbach. Er hofft, dass sich die Begeisterung für den Dichter nicht nur in diesem Jahr äußert, sondern „durch die Mühen der Ebene danach tragen“. Er selbst zeigte sich vor allem von der Sprache in den Werken Hölderlins angetan: „Wenn man einmal von Hölderlin berührt worden ist, wird man ihn nicht mehr los.“
Über Rüdiger Safranskis Hölderlin-Buch
Veranstatungen im Hölderlin-Jahr
Rock-Musical Hölder in Lauffen