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Auf der Wilhelmshöher gibt es zu viel Durchgangsverkehr, finden die Anwohner. Foto: Christoph Boeckheler
Frankfurt-Seckbach

Seckbach: Verkehr auf Wilhelmshöher eindämmen

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Grüne wollen Einbahnbereiche einrichten und den Nahverkehr ausbauen. Viele Anwohner befürworten das.

Die Grünen im Stadtteil wollen gegen die tausenden von Pendlern vorgehen, die täglich die Wilhelmshöher Straße belasten. Am Donnerstagabend baten sie zum ersten Diskussionsforum für eine Verkehrswende im Stadtteil. „Die Lebensqualität leidet, man kann sich auf der Straße nicht aufhalten. Wir haben Angst, wenn unsere Kinder zur Schule fahren müssen“, sagt Fraktionssprecherin Sandra Neubauer.

Das sehen auch andere Seckbacher so: Mehr als 60 Menschen sind zur Diskussion erschienen, fast alle unterstützen die Initiative. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um über Alternativen zum zweispurigen Verkehr auf der Wilhelmshöher nachzudenken“, sagt Marc Selariu (Grüne). Ab Mai wird die Durchgangstraße saniert, für die Dauer der Bauarbeiten ist sie sowieso einspurig.

„Als Seckbacher sollten wir uns jetzt überlegen, ob wir danach nicht eine bessere Lösung als den aktuellen Status quo finden können“, so Selariu. Heiko Nickel, politischer Geschäftsführer des Verkehrsclubs Deutschland und Anwohner, pflichtet bei: „Die Verkehrsplanung hier ist absolut nicht mehr zeitgemäß.“

Der Vorschlag der Partei: Die Wilhelmshöher soll an einem ihrer Enden, also von Bornheim kommend bis zur Altebornstraße oder ab etwa 50 Meter vor der Vilbeler Landstraße zur Einbahnstraße werden. So könnten Pendler aus dem Stadtteil herausgehalten werden.

„Damit Anwohner trotzdem nach Hause kommen, könnte man sich eine zeitversetzte Lösung vorstellen“, fügt Nickel hinzu. Zwischen 24 und 12 Uhr könne man so auf dieser Straße aus dem Stadtteil hinausfahren und zwischen 12 und 24 Uhr in den Stadtteil hinein.

Außerdem soll der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Zentral dafür wäre – neben einer Verdichtung des Busnetzes – eine Verlängerung der U4. Wie genau die umgesetzt werden kann, ist umstritten. Die Option, die Linie nördlich der Wilhelmshöher bis nach Enkheim hin auszubauen, kritisieren viele der Anwohner. Volker Rothenburger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt, macht auf mögliche Schäden für das Naturschutzgebiet Lohrberg aufmerksam – sollte dort ein Tunnel gegraben werden. Es handele sich bei dem Hang um sensiblen Lehmboden.

Eine andere Option sei die Umleitung der U-Bahn ab der Schäfflestraße durch das Industriegebiet zwischen Riederwald und Seckbach bis zum Seckbacher Ried. Dort könne die Bahn an alte Straßenbahnschienen der vormaligen Linie 20 andocken und südlich der Wilhelmshöher bis zur „Alten Tramwendeschleife“ in Bergen geleitet werden.

Ein dritter Vorschlag der Anwohner kombiniert die beiden Ideen. Der Tunnel der U4 könne bis zum Atzelbergplatz ausgebaut und von dort südlich in Richtung Seckbacher Ried geleitet werden. Dort würde die Bahn auf die alten Straßenbahnschienen der früheren Linie 20 treffen.

Um außerdem die Sicherheit für Radfahrer im Stadtteil zu verbessern, wollen die Grünen über einen kurzfristigen Antrag an die Stadt, Radwege im Industriegebiet zwischen Seckbach und Gwinnerstraße einrichten. So soll es einfacher werden, die U-Bahnstation zu erreichen.

Die Veranstalter sind mit den Ergebnissen der Diskussion zufrieden. Es habe sich gezeigt, dass Bürgerbeteiligung gewinnbringend sein könne. Sie wollen auch in Zukunft weitere Dialogforen zum Thema anbieten. „Alle diese Ideen können zur Verbesserung der Lage beitragen“, sagt Heiko Nickel. Dann sei es an der Stadt, eine Machbarkeitsstudie in Gang zu setzen. „Unsere Vorschläge müssen natürlich von Profis evaluiert werden.“